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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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allerdings schlecht riechen.«
    »Wie viel können wir hineinlegen, wenn wir drei Schüsse abgeben wollen, ohne unser eigenes Schiff zu schmelzen?«
    »Der Strahl kann jetzt schon eine Schiffshülle aufschneiden, wenn er genug Zeit hat. Wahrscheinlich kann ich diese Zeit ein wenig verringern.«
    »Könnten Sie das erledigen?«
    Sam schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«
    »Die große glühende Kugel da draußen kann die Schwerkraft abstellen, wenn sie sich bedroht fühlt. Mir ist nicht wohl dabei, Licht als Waffe einzusetzen. Was ist, wenn sie beschließt, alle Photonen anzuhalten?«
    »Wenn wir das Ding haben, müssen wir es nicht mehr einsetzen.«
    »Ich kann das nicht für Sie tun, Bull.«
    »Was ist mit dem Kapitän? Würden Sie es für einen Gürtler tun?«
    Sam errötete. Es konnte Verlegenheit oder Zorn sein.
    »Das war unter der Gürtellinie.«
    »Tut mir leid – aber würden Sie einen direkten Befehl von Kapitän Pa akzeptieren?«
    »Von ihr ja. Aber nicht, weil sie eine Gürtlerin ist, sondern weil sie der Kapitän ist und ich ihrem Urteilsvermögen traue.«
    »Mehr als meinem.«
    Sam hob die Hände und zuckte nach Art der Gürtler mit den Achseln.
    »Als ich das letzte Mal getan habe, worum Sie mich gebeten hatten, habe ich Hausarrest bekommen.«
    Bull musste ihr recht geben. Er nestelte herum, zog den Arm aus dem Mech, nahm das Handterminal und richtete eine dringende Verbindungsanfrage an Pa. Sie antwortete fast sofort. Auch sie wirkte älter, abgekämpft, aber auch entschiedener und selbstsicherer. Krisen taten ihr gut.
    »Mister Baca«, sagte sie. »Wie ist die Lage?«
    »Kapitän Jakande will ihre Leute nicht herüberbringen, obwohl sie alle wissen, dass es besser ist. Außerdem will sie Holden nicht ausliefern.«
    »Richtig«, sagte Pa. »Immerhin, wir haben es wenigstens versucht.«
    »Aber sie könnte sich Ihnen ergeben«, sagte Bull. »Es scheint mir, als wäre es viel einfacher, den Sheriff zu spielen, wenn wir in der langsamen Zone die Einzigen sind, die eine Waffe haben.«
    Pa legte den Kopf schief.
    »Fahren Sie fort«, sagte sie.

34    Clarissa
    Die Wächter kamen, brachten rationierte essbare Proteinpaste und genau abgemessene Wasserflaschen, führten die Gefangenen mit gezogenen Pistolen zum Lokus und wieder zurück. Clarissa lag die meiste Zeit am Boden, streckte sich, summte alte Lieder oder zog die Haut auf ihren Armen straff und hinterließ dabei mit den Fingernägeln weiße Kratzer. Die Langeweile wäre erdrückend gewesen, wenn sie sie gespürt hätte, doch sie hatte das Gefühl, vom normalen Zeitablauf abgekoppelt zu sein.
    Nur wenn sie sich an Rens Ermordung und ihren Vater erinnerte, musste sie weinen. Das Einzige, auf das sie sich freute, waren die Besuche Tillys oder ihrer geheimnisvollen Freundin, und der Tod.
    Zuerst kam die Frau. Clarissa erkannte sie. Da die roten Haare von der Rotationsschwerkraft heruntergezogen wurden, wirkte ihr Gesicht weicher. Die Augen waren unvergesslich. Es war die Frau, der sie in der Messe der Thomas Prince und später noch einmal auf der Rosinante begegnet war. Anna. Diesen Namen hatte sie Naomi gegenüber erwähnt.
    Auch sie war ein Mensch, den Clarissa einmal zu töten versucht hatte.
    »Ich habe die Erlaubnis, mit ihr zu sprechen«, erklärte Anna. Der Wächter – ein Mann mit breitem Gesicht und zahlreichen Narben, die er trug wie Medaillen – verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Sie ist hier, si no? Reden Sie.«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte Anna. »Das ist ein privates Gespräch. Es kommt nicht infrage, dass Dritte zuhören.«
    »Sie können nicht anderswo reden«, wandte der Wächter ein. »Wissen Sie überhaupt, wie viele Menschen diese coya getötet hat? Sie hat Implantate. Sie ist gefährlich.«
    »Das weiß sie doch«, warf Clarissa ein. Anna lächelte ihr zu, als sei es ein Scherz gewesen, den nur sie verstehen konnten. Clarissa hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Eine Frau, die nach einem Angriff so tat, als sei dadurch eine größere Nähe zwischen ihnen entstanden, hatte etwas Bedrohliches an sich. Clarissa fragte sich, ob sie überhaupt mit dieser Frau reden wollte.
    »Es ist ein Risiko, das ich eingehen will«, erklärte Anna. »Sie können uns einen geeigneten Raum geben. Es gibt doch … Verhörräume. So etwas haben Sie doch, oder?«
    Der Wächter baute sich demonstrativ auf. Er würde nicht von der Stelle weichen.
    »Die soll hier bleiben, bis die Sonne erlischt«, verkündete er. »Die Tür bleibt zu.«
    »Schon

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