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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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die Entfernung viel größer vor.
    »Gibt es Neuigkeiten von der Rosinante? «
    Niemand antwortete ihm.
    »Was … äh … was ist hier eigentlich los?«
    »Sie werden evakuiert«, antwortete der Mann.
    »Evakuiert?«
    »Das ist ein Teil der Kapitulationsvereinbarung.«
    »Kapitulationsvereinbarung? Sie geben auf? Warum?«
    »Wir haben den Machtkampf verloren«, erklärte eine der Frauen hinter ihm.
    Falls er in ein anderes Beiboot gesetzt wurde als beim Herflug von der Station, so ähnelte es dem ersten doch so sehr, dass er den Unterschied nicht erkennen konnte. Dieses Mal begleiteten ihn nur vier Soldaten in voller Kampfrüstung. Die anderen Plätze waren mit Männern und Frauen in normalen Uniformen der Raummarine besetzt. Zuerst dachte Holden, es handelte sich um Verwundete, doch als er genauer hinsah, entdeckte er nur einige leichtere Verletzungen. Die Erschöpfung, die sich in ihren Mienen abzeichnete, hatte sie anscheinend gebrochen. Die Schubphase wurde nicht einmal angekündigt, die Druckliegen bewegten sich kaum. Alle Marsianer in dem kleinen Beiboot schliefen oder brüteten vor sich hin. Holden kratzte an den harten, biegsamen Plastikfesseln. Niemand sagte ihm, er solle damit aufhören. Vielleicht war das ein gutes Zeichen.
    Er versuchte, es im Kopf auszurechnen. Wenn die neue Höchstgeschwindigkeit in etwa der einer abgeschossenen Granate entsprach, dann bewegten sie sich pro Stunde … er war zu müde und bekam keine brauchbaren Zahlen heraus. Mit dem Handterminal, das sie ihm abgenommen hatten, hätte er das Ergebnis in wenigen Sekunden ermittelt. Es war jedoch zwecklos, darum zu bitten, und es spielte sowieso keine Rolle.
    Er schlief, wachte auf und schlief wieder. Der Annäherungsalarm weckte ihn aus einem Traum, in dem er mit jemandem, der zugleich sein Vater Caesar und Fred Johnson war, Brot backen wollte und das Salz nicht fand. Er brauchte einen Moment, bis ihm wieder bewusst wurde, wo er sich befand.
    Das Beiboot war so klein, dass Holden es hören konnte, als die Besatzung des anderen Schiffs an die Luke klopfte. Von seinem Sitzplatz aus konnte er jedoch nicht sehen, wie sie geöffnet wurde. Als Erstes bemerkte er einen neuen Geruch in der Luft. Kräftig, seltsamerweise auch ein wenig feucht. Dann tauchten vier neue Leute auf. Sie waren Gürtler. Eine Frau mit breitem Gesicht, ein dicker Mann mit einem verblüffenden weißen Bart und zwei weitere Männer mit rasierten Köpfen, die einander ähnlich genug waren, um für Zwillinge gehalten zu werden. Die Zwillinge trugen den geteilten Kreis der AAP als Tätowierung auf den Armen. Alle vier waren mit Handfeuerwaffen ausgerüstet.
    Die Behemoth , dachte Holden. Sie hatten sich der Behemoth ergeben. Das war verrückt.
    Einer der Marinesoldaten, der die Kampfrüstung trug, schwebte zu den vier Wachleuten hinüber. Die Gürtler zeigten keinerlei Angst, was Holden ihnen hoch anrechnete.
    »Ich bin Sergeant Alexander Verbinski«, erklärte der Marsianer. »Ich habe Befehl, Ihnen dieses Beiboot, die Crew und die Insassen dem Kapitulationsabkommen entsprechend zu übergeben.«
    Die Frau und der Mann mit dem weißen Bart wechselten einen Blick. Holden glaubte, die unausgesprochene Frage zu hören: Sagst du ihnen, dass sie nicht mit den Anzügen hereindürfen? Die Frau zuckte mit den Achseln.
    »Todo bien«, sagte sie. »Willkommen an Bord. Bringt sie in Sechsergruppen her, dann sortieren wir euch, sa sa?«
    »Ja, Madam«, bestätigte Verbinski.
    »Corin«, meldete sich einer der Zwillinge zu Wort. Die Frau drehte sich um, als er in Holdens Richtung nickte. »Pa con esá parlan, si?«
    Die Frau nickte knapp.
    »Wir übernehmen jetzt Holden«, sagte sie.
    »Wie Sie wollen«, willigte der Marinesoldat ein. Wenn es nach diesem Mann gegangen wäre, fürchtete Holden, dann hätte man ihn auf der Stelle erschossen. Der Gedanke mochte aber reine Paranoia sein.
    Die Gürtler geleiteten ihn durch die Luftschleuse und einen langen, biegsamen Plastikschlauch zum Maschinendeck der Behemoth . Ein Dutzend Leute warteten dort mit gezückten Handterminals und waren bereit, die langsame, mühevolle Arbeit zu erledigen und die besiegten Feinde zu verwalten. Holden musste sich jedoch nicht hinten anstellen. Er war nicht sicher, ob er das als Ehre betrachten durfte.
    Die Frau, die neben der riesigen Tür am Transitpunkt wartete, wo das Maschinendeck mit der Walze verbunden war, kam ihm viel zu jung vor, um die Abzeichen des Kapitäns zu tragen. Die Haare, die sie zu einem

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