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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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sagte er. »Wie es scheint, schrecken sie auch nicht davor zurück, Patienten zu verhaften.«
    Holden nickte mit der Faust. Allmählich gewöhnte er sich daran, wie Naomi die Gesten der Gürtler zu benutzen, doch wann immer er sich dabei ertappte, fühlte er sich wie ein Kind, das einen Erwachsenen nachäffte. »Von diesem Schiff habe ich nur die Andockbucht und dieses Zimmer gesehen. Ich habe keine Ahnung, wo ein ruhiger Ort überhaupt wäre.«
    »Damit hast du uns eine Menge voraus«, meinte Naomi. »Wir waren alle bewusstlos, als wir an Bord gekommen sind.«
    Holden sprang von ihrer Bettkante und ging zur Tür, um sie so leise wie möglich zu schließen. Er sah sich nach etwas um, mit dem er sie blockieren konnte, erkannte aber rasch, dass es hoffnungslos war. Die Wohnbereiche in der Walze der Behemoth waren mit Blick auf niedriges Gewicht, aber nicht für hohe Belastungen gebaut. Die Wände und die Tür des Krankenzimmers bestanden aus papierdünnen Kunstharzplatten und geflochtenen Kohlenstofffasern. Ein kräftiger Tritt, und das ganze Ding würde zusammenbrechen. Außerdem wurden die Wachen misstrauisch, wenn er die Tür verbarrikadierte, und es hätte sie ohnehin nur eine halbe Sekunde aufgehalten.
    »Vielleicht hilft uns die Priesterin«, überlegte Alex.
    »Ja.« Amos nickte. »Rot ist eine gute Farbe für einen Menschen.«
    »Nicht die Priesterin anbaggern.« Holden hob warnend einen Zeigefinger.
    »Ich wollte nur …«
    »Aber das spielt keine Rolle, denn wenn sie etwas Hirn im Kopf hat – und ich vermute, dass sie eine ganze Menge davon besitzt –, dann hat sie sich schon längst versteckt. Außerdem ist sie nicht von hier. Wir brauchen einen Insider.«
    »Sam«, sagte Naomi und kam Holden knapp zuvor. »Sie ist die Chefingenieurin des Schiffs. Niemand kennt das Schiff so gut wie sie.«
    »Ist sie jemandem von euch einen Gefallen schuldig?«, fragte Holden.
    Naomi sah ihn mürrisch an und zog ihm das Handterminal aus dem Gürtel. »Nein. Ich bin ihr ungefähr eintausend schuldig.« Sie schickte eine Verbindungsanfrage an Sam ab. »Aber sie ist meine Freundin. Da spielen Gefälligkeiten keine Rolle.«
    Sie schaltete den Lautsprecher ein und legte das Terminal aufs Bett. Einmal pro Sekunde ertönte das dreifache Piepsen der unbeantworteten Anfrage. Alex und Amos sahen mit weit aufgerissenen Augen zu, als wäre der Apparat eine Bombe, die jeden Moment hochgehen konnte. In gewisser Weise ist er das auch, dachte Holden. Im Augenblick waren sie so hilflos wie noch nie. Inzwischen wünschte er sich sogar, Miller erschiene ihm und brächte alles mit außerirdischer Magie ins Reine.
    »Yo«, meldete sich jemand im Terminal. »Knuckles.«
    Irgendwann im vergangenen Jahr hatte Sam Naomi diesen Spitznamen geben. Den Grund dafür hatte Holden nie herausgefunden, und Naomi hatte es nicht erklärt.
    »Sammy«, antwortete Naomi erleichtert. »Wir brauchen jetzt ganz dringend deine Hilfe.«
    »Komisch«, sagte Sam. »Ich wollte gerade vorbeikommen und euch um Hilfe bitten. Ist das ein Zufall, oder steckt mehr dahinter?«
    »Wir rufen dich an, weil wir ein Versteck brauchen«, rief Amos. »Wenn du uns aus dem gleichen Grund anrufen wolltest, bist du im Arsch.«
    »Nein, das ist eine gute Idee. Ich kenne eine Stelle, wo ihr euch eine Weile verkriechen könnt, und dort können wir uns auch treffen. Knuckles, ich schick dir sofort den Lageplan. Haltet euch einfach an die Karte. Ich komme hin, sobald ich kann. Passt auf euch auf.«
    »Du auch, Sammy.« Naomi schaltete ab und bearbeitete einige Sekunden lang ihr Handterminal. »Gut, ich sehe es jetzt. Wahrscheinlich handelt es sich um ungenutzte Lagerräume zweihundert Meter in Richtung Heck und zur Mitte hin.«
    »Du übernimmst die Navigation«, sagte Holden zu ihr. »Könnt ihr alle laufen?«
    Amos und Alex nickten, doch Naomi widersprach. »Alex’ Schädel wird von Klebstoff zusammengehalten. Wenn ihm schwindlig wird und er stürzt, dann steht er nicht wieder auf.«
    »Nein, XO«, wandte Alex ein. »Ich kann …«
    »Naomi kann nicht laufen«, erklärte Amos. »Also leg sie zusammen mit Alex auf ein fahrbares Bett und schiebe die beiden. Ich übernehme die Vorhut. Gib mir die Karte.«
    Holden widersprach nicht. Er hob Naomi aus dem Bett, bemühte sich, sie so wenig wie möglich zu erschüttern, und legte sie neben Alex. »Warum schiebe ich, statt vorne zu gehen?«
    »Er hat sich den linken Arm gebrochen.« Naomi rutschte so nahe wie möglich an Alex heran. Dann sicherte

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