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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Feinde. Das Problem dabei ist, dass sie immer noch Dämonen sind, wenn wir sie aufgehalten haben und sie uns nichts mehr tun können. Sie sind dann immer noch die Feinde.«
    »Glauben Sie mir«, meinte Tilly. »Wenn ich hier herauskomme, werde ich es mir zur Lebensaufgabe machen, Cortez wegen dieser Sache zu vernichten.«
    »Aber warum?«
    »Was ist das für eine Frage?«
    »Er ist dann nicht mehr auf einem Schiff und wird nicht mehr versuchen, den Ring zu zerstören. Er wird Ashford nicht mehr unterstützen. Alle Begleitumstände, die ihn zu Ihrem Feind gemacht haben, sind dann nicht mehr gegeben. Welchen Wert hat es, an diesem Hass festzuhalten?«
    Tilly wandte sich ab und suchte in ihrer Tasche nach den Zigaretten. Sie rauchte mit aufgebrachten Bewegungen und sah Anna demonstrativ nicht an.
    »Wie lautet dann die Antwort?«, fragte Monica nach einigen angespannten Momenten des Schweigens.
    »Das weiß ich nicht.« Anna zog die Beine an und stützte das Kinn auf die Knie. Gleichzeitig schmiegte sie sich mit dem Rücken so eng in die Ecke, wie es ihr nur möglich war. Instinktiv und mit der Beharrlichkeit eines kleinen Kindes suchte ihr Körper nach einem sicheren Ort. Die harte grüne Wand spendete ihr jedoch keinen Trost.
    »Dann ist das alles doch nur eine akademische Frage«, fuhr Monica fort. Tilly schnaubte zustimmend, sah Anna aber immer noch nicht an.
    Anna deutete auf die Leute, die sich in dem Raum bereit machten. »Wie viele von ihnen werden morgen tot sein?«
    »Das können wir nicht wissen«, entgegnete Monica.
    »Wir sind es ihnen schuldig, nach anderen Antworten zu suchen. Dieses Mal haben wir versagt. Wir haben keine Ideen mehr und greifen jetzt zur Waffe. Aber vielleicht gelingt es uns beim nächsten Mal, wenn wir bedenken, wie es dieses Mal so weit kommen konnte. Vielleicht finden wir beim nächsten Mal eine andere Antwort. Sobald die Gewalt einmal ausgebrochen ist, ist überhaupt nichts mehr sicher.«
    Sie schwiegen eine Weile, Tilly verärgert und Kette rauchend, während Monica wie wild etwas in ihr Terminal eintippte. Anna beobachtete die anderen, die sich auf den Krieg vorbereiteten, und versuchte, die Namen mit den Gesichtern zur Deckung zu bringen. Selbst wenn ihre Seite heute siegte, war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie morgen mehrere Trauerfeiern leiten musste.
    Bull klapperte zu ihnen herüber und hielt seine Gehmaschine mit heulenden Motoren an. Während der letzten Stunden, die sie in seinem Büro verbracht hatten, war er sichtlich verfallen. Er hustete weniger, griff aber häufiger als zuvor zum Inhalator. Sogar die Maschine wirkte hinfällig, die Geräusche waren lauter und die Bewegungen ruckartiger. Als wären der Gehapparat und Bull zu einem einzigen Wesen verschmolzen, das als Ganzes zugrunde ging.
    »Alles klar?«, fragte er.
    »Prima.« Anna überlegte, ob sie ihm raten sollte, sich auszuruhen, und verwarf die Idee. Sie hatte keine Lust, schon wieder bei einem Streit den Kürzeren zu ziehen.
    »Wir nähern uns der Stunde null«, erklärte Bull und unterdrückte ein würgendes Husten. »Haben Sie alles, was Sie brauchen?«
    Nein, dachte Anna. Ich brauche eine Antwort, die nicht das einschließt, was du tun willst.
    »Ja«, antwortete sie stattdessen. »Monica hat sich für die Sendung Notizen gemacht. Ich habe eine Liste aller Schiffe zusammengestellt, von denen wir Vertreter hier bei uns haben. Ein paar fehlen, aber ich hoffe, die Loyalität innerhalb der Fraktionen wird ausreichen, damit sie mitziehen. Chris Williams, ein jüngerer Offizier von der Prince , hat mir dabei sehr geholfen.«
    »Und Sie?« Bull deutete mit einer fleischigen Hand auf Monica.
    »Mein Team ist bereit und kann jederzeit beginnen«, sagte sie. »Ich mache mir nur Sorgen, ob wir die ganze Sendung ausstrahlen können, ehe Ashfords Leute uns schnappen.«
    Bull lachte. Es war ein schmatzendes, unangenehmes Geräusch. »Warten Sie mal.« Er rief Jim Holden, der gerade ein zerlegtes Gewehr zusammensetzte und dabei mit einem marsianischen Marinesoldaten sprach. Holden legte sein halb vollendetes Werk auf einen Tisch und kam herüber.
    »Was gibt es?«
    »Diese Leute hier möchten sicher sein, dass sie gut genug geschützt sind, um die Sendung auszustrahlen«, sagte Bull.
    Holden zwinkerte zweimal, einmal für Bull und einmal für die drei Frauen, die im Schneidersitz auf dem Boden hockten. Anna musste ein Kichern unterdrücken. Holden war auf so komische Weise ernst, dass sie ihn am liebsten umarmt

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