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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Luft, wischte sich noch einmal mit dem Lappen übers Gesicht und sagte: »Er hat sie auf die Brücke geholt, sich nach den letzten Veränderungen am Laser erkundigt und sie erschossen. Dann hat er Anamarie Ruiz als Chefingenieurin eingesetzt.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Monica.
    »Gerade eben hat Ruiz angerufen. Sie will, dass wir möglichst schnell von hier verschwinden.« Inzwischen waren fast alle Spuren des Kummers aus Bulls Gesicht gewichen. Er holte noch einmal tief und bebend Luft. »Sie weiß, dass Ashford völlig übergeschnappt ist, aber was will sie machen?«
    Holden schüttelte den Kopf, weil er es immer noch nicht glauben konnte. Die brillante kleine Sam, die sein Schiff repariert hatte, die Naomis beste Freundin war, in die Alex und Amos ein wenig verknallt waren. Diese Sam konnte doch unmöglich tot sein.
    Amos starrte ihn an. Der große Mann hatte die Hände zu Fäusten geballt, die Knöchel waren blutleer und weiß.
    »Wir müssen die Stellung halten«, sagte Holden und hoffte, Amos’ nächsten Worten zuvorzukommen. »Du musst den Laden hier verteidigen, sonst scheitert unser ganzer Plan.«
    »Dann tötest du ihn«, entgegnete Amos. Es klang erschreckend flach und tonlos. »Komm mir nicht mit fairen Verhandlungen oder so einem Scheiß. Ich will nichts vom einzigen Gerechten unter den Sündern hören. Du bringst ihn um, oder, so Gott mir helfe …«
    Auf einmal überkam Holden eine Übelkeit, die ihn fast auf die Knie zwang. Er brauchte mehrere Atemzüge, um das Gefühl zu unterdrücken. So etwas sollte nun also im Gedenken an Sam geschehen. Nach allem, was sie für Holden und die anderen getan hatte. Die Ingenieurin hatte ihnen so viel bedeutet, und nun hatten sie nichts als Gewalt zu bieten, oder höchstens noch einen Streit, wie man am besten Rache üben konnte. Sam, die seines Wissens noch nie jemandem wehgetan hatte. Würde sie so etwas wollen? Er stellte sich vor, wie sie vor ihnen stand und Amos und Bull sagte, sie sollten ihr Testosteron einpacken und sich wie Erwachsene benehmen. Bei diesem Gedanken musste er sich fast übergeben.
    Monica legte ihm eine Hand auf den Rücken. »Alles in Ordnung?«
    »Ich muss es Naomi sagen.« Mehr bekam er nicht heraus. Dann stieß er ihre Hand weg und lief über den Boden, der sich unter seinen Füßen zu bewegen schien wie das schwankende Deck eines Schiffs auf hoher See.
    Naomi reagierte nur bekümmert, nicht mit Wut. Sie weinte, verlangte aber nicht nach Rache. Unter Tränen wiederholte sie Sams Namen immer wieder, sprach aber kein einziges Mal Ashfords Namen aus. Es schien ihm die richtige Reaktion zu sein. Es schien Liebe zu sein.
    Er hielt Naomi fest, während sie leise in seinen Armen weinte, bis Bull zu ihnen polterte. Den unvermittelt aufflammenden Zorn schluckte er herunter.
    »Was ist?«
    »Hören Sie zu.« Bull rieb sich mit beiden Händen über die kurzen Haare. »Ich weiß, dass es ein beschissener Augenblick ist, aber wir müssen uns überlegen, wie es weitergehen soll.«
    Holden zuckte mit den Achseln.
    »Sam ist tot, und sie war für unsere Pläne ziemlich wichtig …«
    »Ich verstehe«, sagte Naomi. »Ich mach das.«
    »Was?« Holden hatte das Gefühl, eine Unterhaltung in einer Geheimsprache zu führen, die er nicht verstand. »Was machst du?«
    »Nach Sams Tod ist Naomi die beste Ingenieurin, die wir haben«, sagte Bull.
    »Was ist mit dieser Ruiz? Ich dachte, sie ist jetzt Chefingenieurin.«
    »Sie hat die Infrastruktur geleitet«, erklärte Bull. »Ich kenne Nagatas Werdegang. Sie hat die richtige Ausbildung und genügend Erfahrung. Außerdem vertrauen wir ihr. Falls überhaupt irgendjemand Sams Platz einnehmen kann …«
    »Nein«, widersprach Holden, ohne darüber nachzudenken. Naomi war verletzt. Sie konnte sich unmöglich den Weg in den Maschinenraum freikämpfen. Und Sam war getötet worden.
    »Ich mach das«, wiederholte Naomi. »Mein Arm ist nicht zu gebrauchen, aber ich kann gehen. Wenn mir jemand hilft, sobald wir dort sind, kann ich die Brücke ausschalten und den Reaktor herunterfahren.«
    »Nein«, wiederholte Holden.
    »Ja, ich auch«, warf Alex ein. Er saß mit dem Rücken zu ihnen auf der Bettkante. Er hatte gezittert, als weinte er, aber keinen Laut von sich gegeben. Seine Stimme klang trocken wie Herbstlaub im Wind. Spröde und tot. »Ich glaube, ich muss auch da hin.«
    »Alex, du kannst doch nicht …«, entfuhr es Naomi, doch er redete unbeirrt weiter.
    »Niemand hat die Batterien der Rosinante abgeklemmt,

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