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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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anderen ein sicheres Leben schenken. Das erweckte ihn nicht wieder zum Leben, gab aber seinem Tod einen Sinn. Und sie würde ihn rächen. Trotzdem konnte sie ihn vor dem inneren Auge immer noch nicht lächeln sehen.
    Eine halbe Stunde später kamen die vier Leute, die Jojo ausgesucht hatte, ungelenk herein. Es war schwer, sich mit diesen kraftvollen Anzügen zu bewegen, ohne gegen irgendetwas zu krachen. Die Helme fingen das Licht ein und glänzten schwarz oder rot. Clarissa dachte an riesige Käfer.
    »Wir haben keine Munition, Sir«, berichtete einer von ihnen. Jojo. Seine Stimme drang künstlich und flach und zugleich sehr forsch aus den Lautsprechern des Anzugs.
    »Dann prügelt sie tot«, befahl Ashford. »Unser Hauptziel ist der Reaktor. Wenn Sie genügend Kontrolle erlangen, damit wir schießen können, siegen wir immer noch. Danach töten Sie Bull und seine Verbündeten. Wer dort ist und nicht aktiv auf Ihrer Seite kämpft, gilt als Feind. Wenn sie nicht für uns sind, dann sind sie gegen uns.«
    »Ja, Sir.«
    »Sir!«, rief einer der Männer an einem Pult.
    »Was ist?«
    »Ich glaube, da ist jemand im externen Aufzugschacht, Sir.«
    »Ein Überfallkommando?«
    »Nein, aber sie bringen vielleicht Fallen an.«
    Clarissa wandte sich ab.
    In der Sicherheitsstation lief immer noch der Newsfeed. Frauenstimmen, die von gelegentlichen Schüssen übertönt wurden. Ashfords Männer hatten den Sender noch nicht eingenommen. Sie fragte sich, ob er seine Männer Monica Stuart und Anna während einer Livesendung niederschießen ließ, sodass es alle sehen konnten. Dann fragte sie sich, wie er dies verhindern konnte, selbst wenn er es wollte. Konsequenzen würde es sowieso nicht geben. Wenn sie siegten und den Ring zerstörten, würden sie auf die eine oder andere Weise alle hier sterben. Wenn ein paar Leute vorher starben, störte das nicht weiter. Falls das, was als Nächstes kam, keine Rolle mehr spielte, konnte jeder alles tun, und nichts hatte Konsequenzen.
    Nur, dass früher oder später sowieso jeder sterben muss. Du lenkst dich selbst ab.
    Cortez schwebte in die Sicherheitsstation. Der Monitor beleuchtete sein Gesicht von unten. Er blickte sie an, als sie sich ihm näherte, und lächelte sanft und ruhig.
    »Ashford schickt Männer hinunter, um das Maschinendeck zurückzuerobern«, erklärte sie.
    »Gut. Das ist sehr gut.«
    »… auf der Corvusier «, sagte eine Frau mit brauner Haut. »Sie kennen mich. Sie können mir vertrauen. Wir bitten nur darum, dass Sie den Reaktor ein paar Stunden herunterfahren und die Batterien abklemmen. Stellen Sie alle Systeme ab, damit wir hier herauskommen.«
    »Ihr eigenes Leben ist ihnen so wichtig«, sagte Cortez. »Sie denken nicht über den Preis nach, den andere für ihr Überleben zahlen müssen. Alle müssen dafür bezahlen.«
    »Nein, sie denken nicht nach«, stimmte Clarissa zu und hatte dabei das Gefühl, dass irgendetwas an ihren Worten nicht stimmte. Irgendetwas zwickte sie. »Glauben Sie an die Erlösung?«
    »Aber gewiss«, erwiderte Cortez. »Alles in meinem kleinen Leben hat mich gelehrt, dass nichts und niemand auf der Welt uns die Gnade Gottes entziehen kann, auch wenn wir manchmal schmerzliche Opfer darbringen müssen.«
    »… wenn wir uns nur zusammentun könnten«, sagte Anna auf dem Bildschirm und beugte sich zur Kamera vor. Eine rote Strähne hatte sich gelöst und fiel ihr vor das linke Auge. »Zusammen können wir die Schwierigkeiten meistern.«
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Cortez. Er legte ihr die Hand auf den Rücken. »Glauben Sie an die Erlösung?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Nur an Opfer.«
    »Mao«, brüllte Ashford auf der Brücke. »Kommen Sie da raus.«
    Clarissa schwebte zur Tür. So grau hatte sie den Kapitän noch nie gesehen. Die Schwellungen um die Augen wären dunkle Ringe gewesen, wenn es eine Schwerkraft gegeben hätte.
    »Kapitän?«
    »Sie wissen doch, wie der ganze Mist hier verdrahtet ist.«
    »Zum Teil«, schränkte sie ein.
    »Sie müssen etwas für mich tun.«

47    Holden
    Vor ihm erstreckte sich der Aufzugschacht, der außen an der zwei Kilometer langen Walze der Behemoth entlanglief. Während Naomi die Kontrolle über das Schiff gewann, waren die meisten Peripheriesysteme abgeschaltet oder konnten nicht gefahrlos benutzt werden. Der Hauptaufzug war in der Mitte des Schachts blockiert. Am oberen Ende war eine zweite Kabine geparkt, die man jedoch nur aktivieren konnte, wenn man die erste aus der Führung nahm und sperrte.

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