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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Mitarbeiter auf die Kampfpositionen.
    Am Aufzug hatte sich eine Menschenmenge gesammelt. Bull drängte sich nach vorne durch. Er war weit und breit der Kleinste, ein Erder wie Holden. Am Aufzug gab er den Vorrangcode der Sicherheitskräfte ein, rief eine Kabine und trat ein. Ein großer dunkelhäutiger Mann wollte ihm folgen. Bull legte ihm eine Hand auf die Brust und hielt ihn auf.
    »Nehmen Sie den nächsten Aufzug«, sagte er. »Wo ich hinfahre, wollen Sie nicht sein.«
    Als die Kabine zur Brücke emporstieg, fühlte er sich, als führe er zum Himmel hinauf. Mit dem Handterminal versuchte Bull, irgendwelche Informationen aufzuschnappen. Zu den gesicherten Kanälen hatte er keinen Zugang – die blieben dem Kapitän und der XO vorbehalten –, doch es gab mehr als genug öffentlich sichtbare Hinweise. Er ging die verfügbaren Feeds durch und versuchte, die Situation zu erfassen, schaute ein paar Sekunden hier und ein paar Sekunden dort zu.
    Auf allen Kanälen tobten die marsianischen Wissenschaftler wegen Holdens Forderung und nannten ihn einen Terroristen und einen Verbrecher. Die Reaktion der irdischen Flottille fiel zurückhaltender aus. Die meisten öffentlichen Mitteilungen drehten sich um die Koordination der Rettungsaktionen für die Seung Un . Das stark strahlende Gas aus dem Kern störte die Kommunikation der Hilfsteams, und jemand, der einigermaßen clever war, setzte nun die öffentlichen Feeds für die Koordinierung ein. Nun lief es so effizient ab wie eine militärische Operation, und Bull schöpfte neue Hoffnung für die irdischen Marinesoldaten, die auf der Seung Un überlebt hatten. Zugleich machte er sich große Sorgen über das, was danach noch kommen mochte.
    In den öffentlichen Feeds wurde Holdens Botschaft ständig wiederholt. Zuerst kam die Sendung nur von der Rosinante , bald wurde sie jedoch, mit Kommentaren versehen, auch über die anderen Kanäle verbreitet. Sobald das Signal den Gürtel und die inneren Planeten erreichte, würde es kein anderes Gesprächsthema mehr geben. Bull ahnte, wie die Verhandlungen zwischen Erde und Mars verliefen, und stellte sich vor, wie man zu der Schlussfolgerung gelangte, dass die AAP zu selbstbewusst geworden sei und einen Dämpfer verdient habe.
    Jemand auf der Behemoth verschickte Holdens Botschaft zusammen mit dem geteilten Kreis der AAP und sagte auf der Kommentarspur, es sei wohl wirklich an der Zeit, dass der Gürtel den ihm gebührenden Platz einnahm und die Achtung einforderte, die ihm zustand. Bull wies Serge an, den Feed zu finden und abzuschalten.
    Scheinbar nach Stunden, in Wahrheit waren es wohl kaum mehr als vier Minuten, erreichte der Aufzug die Brücke. Die Tür glitt lautlos auf und entließ Bull in die Zentrale.
    Die Brücke dieses Schiffs war nicht für einen Kampf konstruiert. Hier gab es keine unterschiedlichen Gefechtsstationen und nicht die präzisen Befehlswege der militärischen Einheiten. Die Brücke der Behemoth erinnerte eher an den größten Schlepper, der je gebaut worden war, nur dass an den Wänden Engel in goldene Trompeten stießen. Die Stationen – einfach ausgeführt und durch verschiedene Reservesysteme ergänzt – waren mit Gürtlern besetzt, die einander ansahen und schwatzten. Die Sicherheitsstation war in einem eigenen Raum untergebracht und nicht bemannt. Die Crew auf der Brücke benahm sich wie eine Horde Zivilisten oder Kinder, die Mienen wirkten fröhlich und aufgeregt. Diese Menschen erkannten die Gefahr nicht, die direkt vor ihnen lag, und nahmen an, alles werde sich beizeiten in Wohlgefallen auflösen.
    Ashford und Pa waren an der Befehlsstation. Ashford sprach in eine Kamera und redete mit jemandem auf einem anderen Schiff. Pa schritt Bull mit finsterer Miene entgegen. Sie hatte die Augen zusammengekniffen, die Lippen waren blutleer.
    »Was, zum Teufel, haben Sie hier zu suchen, Mister Baca?«
    »Ich muss mit dem Kapitän sprechen.«
    »Kapitän Ashford ist derzeit beschäftigt«, sagte Pa. »Sie haben vielleicht bemerkt, wie unsere gegenwärtige Situation aussieht. Ich hätte erwartet, dass Sie sich auf Ihrem Posten befinden.«
    »Ja, XO, aber …«
    »Ihr Posten ist nicht auf der Brücke. Sie sollten sofort gehen.«
    Bull biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte er sie angebrüllt, doch dies war nicht der richtige Augenblick dafür. Er war da, damit die Mission erfolgreich verlief, und Herumbrüllen half dabei nicht.
    »Wir müssen ihn abschießen, Madam«, sagte Bull. »Wir müssen die Rosinante

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