Abaton
Nummernschild sah, klopfte sie an das Führerhaus.
TEIL [03]
[ 1301 ]
Das Summen eines Wasserkochers weckte ihn. Simon brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass er mit Bobo zusammen in einer Wohnung in Berlin war. Automatisch tastete er nach seinem Geld und fand es unberührt. Sein Rücken schmerzte, aber er wusste nicht, ob es von der durchgelegenen Couch kam oder ob Mumbala vielleicht seine Drohung wahrgemacht und seine Nadeln in die Voodoo-Puppe gestochen hatte.
Mumbala hatte Simon, als sie sich noch ein bisschen besser verstanden hatten, erzählt, wie Voodoo wirkte. Von den Giften und dem Schadenszauber, auf den sich die sogenannten Bokore – Schwarzmagier – verstanden. Davon, dass man kraft eines Zaubers Menschen töten konnte. Klar, es war eine Frage des Glaubens. Aber wenn Simon tief in sich hineinhorchte, dann konnte er nicht behaupten, dass er NICHT daran glaubte. Und was, wenn Mumbala ein Bokor war? Genau mit solchen Gedanken nistete sich der Zauber im Bewusstsein des Opfers ein, um dann zusehends dessen Leben zu beeinflussen. Es war wie verhext: Wie wenn einem jemand sagte, man dürfte auf keinen Fall an einen rosa Elefanten denken.
Zum Glück kam Bobo mit zwei Tassen Kaffee zu Simon ins Zimmer und lenkte ihn von derlei düsteren Gedanken ab. Simon hörte, dass noch jemand in der Küche war.
„Dein Alter sitzt in der JVA Charlottenburg. Buchnummer 34/12/0/. Du kannst ihn frühestens in zwei Wochen besuchen.“ Bobo stellte die Tasse vor Simon ab.
Simon richtete sich auf und sah verschlafen Bobo an, der einen neuen Trainingsanzug trug.
„So lange kann ich nicht hierbleiben. Ich muss in die Schule.“
Bobo starrte ihn an, als hätte er vergessen, was eine Schule ist. Dann fiel es ihm wieder ein, er nickte und holte sein Diktafon hervor. „Prüfen, ob ich meinen Hauptschulabschluss nachmachen kann.“
Geister-Bob kam aus der Küche und ließ ein paar belegte Brötchen aus einer Tüte auf den Tisch rappeln. Bevor Bobo sie alle verschlingen konnte, schnappte sich Simon zwei und begann zu kauen.
„Wenn du willst, können wir dich vorher reinbringen.“ Geister-Bob stand an die Wand gelehnt und zündete sich eine Zigarette an.
„Ins Gefängnis?“, fragt Simon ungläubig.
Geister-Bob nickte. Er ließ den Zigarettenrauch durch beide Nasenlöcher verschwinden und durch den Mund wieder ins Zimmer strömen.
„Die JVA kriegt jeden Tag schmutzige Wäsche aus der Stadt geliefert. Die Wäsche vom »Glühwürmchen« wird auch dort in der Wäscherei gewaschen. Einer von meinen Leuten könnte dich auf diesem Weg hineinschaffen“, sagte Geister-Bob.
„Sie beliefern das Gefängnis mit allem, was sich die Gefangenen wünschen“, fügte Bobo hinzu. Der Gesichtsausdruck seines Freundes verdüsterte sich und Bobo verstummte.
„Kostet aber. Und du musst was mit hineinnehmen.“
Geister-Bob legte ein mit Paketband verklebtes Päckchen auf den Tisch.
„Was ist da drin?“, wollte Simon wissen.
„Kann dir egal sein“, antwortete Bob.
„Wie viel kostet mich das?“ Simon sah, wie sich die beiden Männer einen Blick zuwarfen.
„2000.“
„Komisch. Wieso bin ich auf dieselbe Zahl gekommen?“, fragte Simon.
Die beiden lachten.
„1000 ist auch okay! Die Leute müssen geschmiert werden. Ich verdiene nichts daran.“
Wie zum Beweis kehrte Geister-Bob seine Handflächen nach außen.
„Und wie soll ich da wieder rauskommen?“, fragte Simon.
Geister Bob kratzte sich am Kopf. „Tja, das musst du selbst rausfinden. Aus dem Gefängnis auszubrechen, ist noch mal eine ganz andere Nummer. Da reichen 1000 nicht. Nicht mal 10000.“
„Ich kann doch nicht in den Knast gehen, ohne zu wissen, wie ich da wieder rauskomme!“, rief Simon entsetzt.
„Du kannst auch zwei Wochen warten, falls sie dich dann zu deinem Alten lassen. Überleg’s dir. Ich brauch die Kohle jedenfalls im Voraus.“
„Ihr habt sie wohl nicht alle!“, sagte Simon wütend. „Nie im Leben!“
Achselzuckend drehte sich Geister-Bob um und verließ die Wohnung.
[ 1302 ]
Wenige Stunden später stieg Simon in einen Sack mit schmutzigen Tischdecken und Handtüchern. Der Sack wurde von zwei Männern verschnürt und mit anderen Säcken auf die Ladefläche eines Lieferwagens gehievt. Simon konnte sich kaum bewegen und kriegte gerade genug Luft, um nicht zu ersticken. Nachdem der Wagen ungefähr eine Viertelstunde durch die Stadt gefahren war, hielt er an und der Motor wurde abgestellt.
Simon hörte, wie der Fahrer um den
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