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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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und auf dem „Freie Energie“ stand.
    Simons Vater schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht darüber sprechen.“
    Simon merkte, wie Wut in ihm aufstieg. Wut darüber, dass sich dieser Mann, der sich sein Vater nannte, ihm einfach entzog, so als gäbe es nur ihn und sein Leiden. Und gleichzeitig überkam Simon das Gefühl, selbst gefangen zu sein, in seiner eigenen Welt, in seinem eigenen Leben. Und die Angst, so zu werden wie sein Vater.
    „Weißt du eigentlich, wie beschissen es ist, ohne Vater aufzuwachsen?“, fragt er aufgebracht. „Wie kannst du nur deine Familie hängen lassen … deinen Sohn!“
    Simons Kopf schmerzte. Es fühlte sich unnatürlich an, mit dem eigenen Vater zu sprechen wie mit einem störrischen Kind!
    Simons Vater wandte sich ab. Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. „Es kostet meine ganze Kraft, hier im Knast zu sitzen und zu rechnen ... und ... ich kann dir nicht helfen.“ Sein Vater drehte sich wieder zu ihm. „Ich steh kurz ...“
    „Vor dem Durchbruch?!“, unterbrach ihn Simon. „Scheiße! Glaubst du das immer noch? War doch immer nur eine Ausrede!“
    Simon verstummte. Stille herrschte zwischen ihnen. Zitternd und erwartungsvoll sah Simon den Vater an.
    „Es tut mir leid“, sagte der. „Dieser Ort ist nicht sicher. Es ist besser, wenn du gehst, Simon.“
    Simon, der noch immer auf der unteren Pritsche saß, lehnte sich erschöpft an die Wand zurück. Er hatte das Gefühl, als hätte sich ein großes Gewicht auf seine Brust gelegt.
    „So, ich soll wieder gehen? Hast du eigentlich eine Ahnung, wie schwer es war, hier reinzukommen?“ Er beugte sich wieder vor. „Wieso hast du so eine Angst? Wovor!?“
    Sein Vater antwortete nicht.
    Vom Dach des Gebäudes erklang eine Sirene. Auf dem Flur öffneten sich Türen und wurden wieder zugeschlagen. Männer schrien und klopften.
    „Der Umschluss ist zu Ende“, sagte Simons Vater.
    Für einen Augenblick wusste Simon nicht, was er machen sollte. Er bemerkte, wie nervös sein Vater plötzlich wurde.
    „Du musst gehen! Gleich werden die Zellen geschlossen!“
    Simon starrte seinen Vater an. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, ich gehe erst, wenn du mir gesagt hast, was mit dir los ist. Und warum ich ohne dich aufwachsen muss!“
    Sein Vater wirkte verzweifelt.
    Sie hörten, wie die schweren Türen auf dem Gang zugeschlagen wurden und sich die Schlüssel in den Schlössern drehten. Die Geräusche kamen näher. Gleich würde Simon entdeckt werden. Doch das war ihm egal.
    „Los, versteck dich unter der Pritsche! Schnell!“, zischte ihm sein Vater zu, als der Schließer an der Nebenzelle angekommen war.
    „Sagst du mir dann, was der Grund ist?“
    „Ja, verdammt!“
    Im letzten Augenblick sprang Simon von dem schmalen Bett und schob sich unter den metallenen Bettrahmen. Kurz darauf spähte der Schließer in die Zelle und blickte sich um.
    „Alles in Ordnung hier?“
    Simons Vater nickte.
    Der Schließer schaute sich nochmals um und schloss dann Simon und seinen Vater für die Nacht ein.
    In der kleinen Zelle wurde es dunkel und draußen auf den Gängen still.
    Simons Vater kochte mit einem Tauchsieder Wasser. Dann mischte er zwei „Bomben“ – bestehend aus Wasser, löslichem Kaffee, Kaffeesahne und Zucker. Er gab Simon eine kratzige Decke und der deckte sich damit zu, denn es war kühl geworden in der Zelle. Schweigend schlürften sie den Kaffee. Simon spürte, wie sich sein Vater ein wenig entspannte.
    Simon brach das Schweigen. „Seit ich die merkwürdigen Sonnenräder gesehen habe, fühle ich mich nicht mehr schuldig an Davids Tod. Ich spüre so eine Art ...“ Simon suchte nach dem passenden Wort.
    „Energie?“, fragte sein Vater.
    „Ja, genau! Eine Kraft, die mir erlaubt, Dinge zu tun, die ich mich vorher nicht getraut hätte. Die ich aber immer tun wollte. Wie zum Beispiel Mamas Freund endlich zu sagen, was ich von ihm halte! Aus Mannheim abzuhauen und zu dir zu kommen.“ Simon lachte und er sah, dass sich der Gesichtsausdruck seines Vaters ebenfalls veränderte. Es tat ihm gut, bei seinem Vater zu sein. „Ich möchte nicht mehr ohne dich leben“, sagte Simon und wusste nicht, ob er sich vielleicht zu weit vorgewagt hatte. „Ich würde gern mehr über deine Arbeit erfahren, worüber du forschst.“
    Der Vater deutete auf die Papiere und die Stifte vor sich auf dem kleinen Tisch. „Das da sind meine Freunde. Die schreiben, was ich denke. Und ich hoffe immer, dass sie es ein bisschen genialer aufs Papier

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