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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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die Tür wieder zu öffnen.
    Wahllos betätigte er die Kippschalter, die mit kleinen farbigen Buchstaben beschriftet waren: Alpha, Beta, Tetra und Delta.
    Simon legte sie um. Nichts geschah.
    Er legte sie wieder zurück.
    Dann versuchte er es noch einmal. Vielleicht wenn er sie in einer anderen Reihenfolge oder Kombination drückte?
    Vergeblich.
    Nichts rührte sich.
    Dachte er.
    Edda schrie und merkte sofort, dass ihre Stimme in der schalldichten Kabine verpuffte. Simon klopfte von außen gegen die Tür, aber Edda hörte nur ein dumpfes, weit entferntes Schlagen.
    In der Kabine war es völlig dunkel.
    Mit den Händen tastete sie sich an den Wänden entlang. Sie waren glatt und aus Holz. Die eine war aus kaltem Glas. Dahinter hatte sie das Tonband gesehen. Vielleicht ein Aufnahmestudio für Musik oder Hörspiele. Aber nirgendwo fand Edda einen Schalter für Licht oder um die Tür wieder zu öffnen.
    Sie kniete auf den Boden und schaute, ob sie unter der Tür hindurch Licht sehen konnte.
    Nichts.
    Edda meinte zu spüren, dass sich die Kabine in Bewegung gesetzt hatte und mit ihr in die Tiefe raste. Ihr Magen hob sich.
    „Ein verdammter Aufzug“, sprach sie leise zu sich. „Nur ein blöder Aufzug. Du musst bloß die Schalter finden, drücken und wieder aussteigen. Das kannst du ja wohl gerade noch. Komm, Edda!“
    Edda tastete im Dunkeln die Wände des Aufzugs ab.
    Der Aufzug bewegte sich beinahe geräuschlos. Und schnell. So schnell, dass die Fahrt jede Sekunde aufhören musste.
    Doch er fuhr immer weiter.
    Oder bildete sich Edda das nur ein?
    Sie wollte ihr Handy aus der Tasche ziehen und das Display andrücken, um Licht zu haben und sich zu orientieren. Doch sie hatte Tasche samt Handy in der Wohnung gelassen.
    Ach, was sollte schon geschehen? Simon würde oben auf den Knopf drücken und die Kabine wieder hochfahren, beruhigte sie sich. Keine Panik. Ganz ruhig bleiben. Nachdenken. Ein Lift. Da gab es auch immer einen Ausstieg. Das war sicher eine Vorschrift. Schließlich waren sie in Deutschland. Da gab es für alles eine Vorschrift. Edda versuchte, die Decke zu ertasten, wie sie es in den Filmen gesehen hatte. Da musste man nur einen Deckel anheben und schon war man befreit. Edda aber griff ins Leere. Da waren keine Decke und kein Deckel. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Reckte die Fingerspitzen in die Höhe und fand heraus, dass die Decke eine kleine Kuppel war, ein Wölbung, in der sich unzählige kleine Löcher befanden. Für die Luftzufuhr? Edda redete sich das ein, um nicht auch noch Angst haben zu müssen, hier zu ersticken.
    Mit dem Rücken an der Wand rutschte sie hinab und setzte sich auf den Boden.
    Sie atmete tief. Und die Angst vor dem Ersticken war plötzlich stärker als der beruhigende Gedanke, durch die Kuppel würde Luft zugeführt. Edda wurde schläfrig. Und in die Schläfrigkeit mischte sich die allmähliche Gewissheit, dass es ein großer Fehler gewesen war, diesen Raum zu betreten.
    Edda war gefangen.
    [ 1312 ]
    Linus war zurück in dem Bildertunnel. Er musste sich noch einmal davon überzeugen, dass geschehen war, was geschehen war. Wer konnte ein Interesse gehabt haben, die Bilder gerade jetzt, nach so vielen Jahren, zu entfernen? Linus hockte da und fühlte sich wie eine der Mäuse, die er im Gleis der Kölner U-Bahn beobachtet hatte. Schmutzig. Allein. Hätte er sich nicht besser die Frequenz gegen Einsamkeit aufspielen sollen? Frequenz ... Linus fiel ein, dass Olsen davon gesprochen hatte, dass die Bilder nachhaltig nur in Verbindung mit einer bestimmten Frequenz funktionierten. Wie hätte das hier in dem Tunnel gehen sollen? Linus sah sich um, leuchtete mit der Taschenlampe umher, die er immer noch in seiner Weste bei sich trug. So wie alle anderen wichtigen Utensilien. Er fand nichts. Bis er zur Decke leuchtete. Da verlief ein seltsames Kabel, das hinter ihm, am Anfang des Tunnels, begann. Linus schaute sich um, suchte. Nach irgendwas. Irgendetwas Auffälligem. Diese Stange da vielleicht. Die von der Decke ragte wie ein überdimensionaler Schalter. Linus schaute genauer. Der Stab war so angebracht, dass eine U-Bahn daranstoßen musste. Er endete in einem viereckigen Schaltkasten, der genau neben dem seltsamen Kabel befestigt war. Linus ließ seine Entdeckung nicht mehr los. Er musste etwas finden, mit dem er den Schalter bewegen konnte. Selbst wenn er hüpfte, kam er nicht an die Stange heran.
    Linus war so beschäftigt, dass er die beiden Augen nicht bemerkte, die ihm aus dem

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