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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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jeden Camps einzuleiten war. Sie rief in der Zentrale an.
    „Camp Teufelsberg. Ich brauche die Überspielung ...“
    „Sie rufen drei Minuten zu spät an“, rügte sie die Frau in der Einsatzzentrale.
    „Tut mir leid.“
    „Code?“, sagte die Frau in der Zentrale in ihrem emotionslosen Beamtenton.
    „251945“, sagte die Campleiterin.
    „Reden Sie!“, hörte sie vom anderen Ende der Leitung.
    „Überspielung der EL-Frequenz auf Laptop GS-719.“
    „In Ordnung.“ Die Frau in der Zentrale hatte sich die Nummer notiert. „Die individuelle Kontrolle des Kritischen-Masse-Potenzials erfolgt um 0 Uhr.“
    „Eine Frage noch“, sagte die Campleiterin.
    „Ja?“
    „Was hat die generelle Kontrolle zur Kritischen Masse ergeben?“
    „Wieso?“
    „Ist eine besondere Konstellation zu erwarten?“, wollte die Leiterin des Camps wissen. „Ich will nur sichergehen.“ Sie traute sich nicht, ihr Bauchgefühl als Grund für die Frage anzugeben.
    Die Frau in der Zentrale blieb stumm. Ihre Miene und ihr Kopfschütteln zeigten, dass sie diese Frage für vollkommen überflüssig erachtete. Aber sie hielt sich für einen guten Menschen, also zoomte sie auf dem riesigen Monitor auf den Stadtplan von Berlin und auf den Bereich des Teufelsbergs. Dann schaltete sie auf die Satellitenansicht und fuhr noch näher heran, bis sie das Camp erkennen konnte. Dazu startete sie ein Programm. Wie ein Herzschlag schien das Camp nun ein Signal auszusenden, das immer wieder in immer größer werdenden Kreisen pulsierte und nach circa sieben Kreisen verschwand.
    „Level 7. Keine besonderen Werte“, sagte die Frau schließlich ins Telefon und mit dem Klang ihrer Stimme gab sie der Kollegin im Camp zu verstehen, dass sie sie nicht gerade für einen Profi hielt. „Die Audiodatei müsste jetzt da sein“, fügte sie hinzu. „Wenn der Trupp um 0 Uhr eintrifft, muss die Frequenz wieder ausgeschaltet sein.“
    „Das weiß ich“, erwiderte die Campleiterin genervt.
    „Gut“, sagte die Frau in der Zentrale und erkundigte sich, ob auch jeder der Jugendlichen sein Namensschild trage.
    „Selbstverständlich!“ Allmählich ging der Campleiterin die oberlehrerhaft-bürokratische Art dieser Frau auf die Nerven. „Ist schließlich nicht mein erstes Camp!“
    „Funktioniert nämlich sonst nicht“, sagte die Frau ungerührt und legte auf.
    Wenige Sekunden später hatte die Campleiterin eine Audiodatei in ihrer Mail. Sie klickte sie kurz an. Nichts war zu hören. Sie war zufrieden. Dann spielte sie von ihrem Laptop das Trompetensignal, das zum Abendessen rief, auf die Lautsprecher im Camp und bereitete alles vor, um später auch die neue, stumme Audiodatei auf gleichem Wege einzuspeisen.
    [ 1126 ]
    Linus überprüfte seine gesamte Ausrüstung. Das GPS-Gerät. Er fand es nicht. Suchte in seinen Taschen. Und dann sah er es zwischen den Gleisen liegen. Er wollte hin, da schoss schon die nächste S-Bahn heran. Linus wich zurück. Ein knirschendes, splitterndes Geräusch. Als die Bahn vorüber war, sah Linus, dass sein GPS-Gerät zerstört war. Er ging hin, hob es auf. Da war nichts mehr zu machen. Linus atmete tief durch. Er durfte sich jetzt nicht aufregen. Wer sich aufregt, macht Fehler. Zum Glück hatte er ja vorgesorgt und die Sterne angebracht. Er richtete sich auf. Da fiel etwas aus der fremden Manteltasche. Linus hob es auf. Es leuchtete. Es war ein Stern; ein leuchtender Stern. Gleich denen, die er benutzt hatte, um seinen Rückweg zu sichern. Das konnte doch kein Zufall sein. Linus griff in die Tasche des Mantels. Und holte eine ganze Handvoll Sterne hervor ...
    Ein Geräusch.
    Da war wieder ein Schatten unter der Funzel. Linus sprang auf. Er war sauer. Was hatte der Scheißkerl sich da für einen dämlichen Scherz erlaubt?
    „He, Blödmann!“, rief Linus in Richtung des Schattens.
    Der bewegte sich. Weg von Linus. Linus beschloss, ihn zu verfolgen. Der Schatten huschte durch die Tunnel und Linus lief hinter ihm her. Seine Wut über diesen Idioten hatte ihn unvorsichtig werden lassen. Seltsamerweise schien es, als ob der Schatten immer nur so schnell lief, dass Linus gerade noch hinterherkommen konnte. Aber Linus wollte diesen Kerl unbedingt zur Rede stellen. Und dann blieb der Schatten stehen. Hielt inne. Offensichtlich war er in eine Sackgasse geraten. Neonleuchten beschienen den Ort. Linus hielt sich hinter einer Säule zurück. Er beobachtete heimlich, was dieser Fremde vorhatte. Der war gefangen. Wenn er hier rauswollte, musste er

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