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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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vergessen würde.
    „Davon kann ich noch meinen Enkeln erzählen“, sagte Edda auf einmal und es klang, als würde dieser Gedanke sie belustigen. Sie drehte sich auf den Bauch und schaute die Jungs an.
    „Eigentlich haben wir uns ziemlich dämlich angestellt, oder? Ich mein, das war alles richtig cool ... Abenteuer und so. Aber eben nur, weil wir uns dämlich angestellt haben. Mafia ...“ Sie schüttelte den Kopf.
    „Das war deine Idee“, sagte Linus.
    „Weil du das von deinen Eltern erzählt hast!“
    Stille.
    „Hast du eigentlich gefunden, was du gesucht hast? Da im Tunnel ...?“, fragte Simon schließlich.
    Linus schüttelte erst den Kopf, dann redete er.
    „Nein ... Und das, was ich da gefunden hab, das hatte ich bestimmt nicht gesucht.“
    „Und das wäre ...?“
    Linus richtete sich auf und zog sein I-Phone aus der Tasche. Er rief die Fotodatei auf und zeigte Edda und Simon ein Foto von einem der Wandgemälde.
    „Nazibilder im Untergrund von Berlin“, sagte Linus und deutete auf die in sich verschränkten Hakenkreuze.
    „Ist das alles?“, fragte Simon enttäuscht.
    Linus schüttelte den Kopf. „Da waren unzählige von diesen Gemälden. Alle gleich. Die Insel und dazu diese Hakenkreuze ... Hab jedes der Bilder fotografiert ...“ Er zuckte die Schultern. „Aber nirgendwo eine Spur, die irgendwie zu meinen Eltern führen könnte ...“
    „Moment mal“, sagte Edda plötzlich. Sie hatte anfangs gar nicht wirklich hingeschaut. Doch jetzt, als sie Linus das I-Phone aus der Hand nahm und das Foto eingehend betrachtete, sah sie etwas darauf, das ihr bekannt vorkam.
    „Das ist kein Hakenkreuz“, sagte sie schnell.
    Linus und Simon schauten sie an. Eingedenk Eddas scheinbar schwacher Allgemeinbildung traute sich keiner der beiden, etwas zu sagen. Sie kam ihnen aber sowieso zuvor.
    „Ich meine ... die Hakenkreuze hatten die Haken nach rechts. Diese Kreuze hier haben sie nach links. Das ist ein altes, vedisches Zeichen.“
    „Schwedisch?“
    Es war an der Zeit, den Jungs ihre Defizite aufzuzeigen.
    „Vedisch!“, sagte Edda, indem sie die Augen verdrehte. „Das ist uraltes Wissen. 4000 Jahre alt, mindestens. Aus Indien. Und das hier ist ein Swastika, ein sehr positives Zeichen, ein Kraftzeichen.“
    „Und Adolf Hitler hat es geklaut und umgedreht?“, fragte Simon zweifelnd.
    Edda zuckte die Schultern. Sie war dabei, sich durch die anderen Fotos zu klicken.
    „Die sind gar nicht alle gleich“, sagte sie. Sie klickte sie nochmals schnell durch und hielt das I-Phone so, dass die anderen beiden es sehen konnten. Linus nickte wissend. Simon aber starrte gebannt auf das kleine Display. In der schnellen Abfolge drehte sich das Kreuz in dem Feuerkreis. Und nachdem Edda alle Bilder abgespielt hatte, saß Simon wie versteinert da und rührte sich nicht mehr.
    „Simon ...? He! Simon.“
    Simon blieb starr.
    „Sehr witzig. Wirklich. Hör auf mit dem Quatsch!“, sagte Edda.
    Plötzlich verging den beiden das Feixen. Simon reagierte einfach nicht mehr.
    „Was ist? Ist er tot, oder was?“ Edda wurde panisch.
    Linus tastete nach Simons Halsschlagader. Er fühlte ein langsames Pochen.
    „Sein Herz schlägt noch.“
    Edda und Linus schauten sich an und wie ferngesteuert wanderten ihre Blicke auf das Foto des Kraftzeichens auf dem Display des Handys ...
    [ 1166 ]
    Simon und Linus waren an dem Abend nach dem Museumsbesuch im Camp zum Abwasch verdonnert worden. Sie waren die Letzten, die die Küche verließen, während die anderen schon am Lagerfeuer saßen und sangen. »We shall overcome«, ein Lied, das an keinem Lagerfeuer fehlen durfte, obwohl sein Text so abgeschmackt klang wie die Melodie, fand Linus. Ihm ging dieses Pfadfindergetue auf die Nerven. Es war nicht echt.
    Statt sich zu den anderen zu gesellen, hielt Linus sich abseits und sah sich das Treiben aus sicherem Abstand an. Außerdem wollte er gleich im Netz den Namen der Pflanzen suchen, die er von dem Museumsprospekt abfotografiert hatte.
    Simon war schon zum Feuer marschiert und setzte sich zu Edda, die stumm in die Flammen schaute.
    Linus sah ihnen zu. Feuer ... Er lächelte. „Das Feuer ist mein Freund.“ Ihm fiel sofort wieder ein, wann er das gesagt hatte. Acht Jahre war das her, als sein Großvater und seine Großmutter noch lebten. Er hatte die gesamten Sommerferien bei den Eltern seiner Mutter verbracht; auf dem Bauernhof in der Eifel. Sein Vater und seine Mutter hatten Linus mal wieder dorthin abgeschoben. Und da Oma und Opa dem

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