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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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befürchtet haben. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte.“
    „Wow!“, murmelte Lucy beeindruckt.
    Für einen Augenblick herrschte völlige Stille in dem kleinen Zimmer. Selbst Edda wusste nicht genau, woher sie diese Worte genommen hatte und ob sie alle richtig waren. Aber an der Wirkung auf die beiden Erwachsenen erkannte sie, dass sie nicht ganz falsch gelegen haben konnte.
    „Deshalb sehe ich auch keinen Grund länger hierzubleiben“, schloss Edda.
    Die Psychologin hatte sich unterdessen wieder gefasst.
    „Hast du Eltern, die dich abholen können?“
    Edda schüttelte den Kopf.
    „Meine Mutter ist ... ist krank.“
    Die Psychologin nickte. Sie hatte die Akte in der Hand. Edda sah ihren Namen, den jemand auf ein weißes Etikett geschrieben hatte. Zusammen mit ihrem Geburtstag. Augenscheinlich hatte sie Informationen gesammelt. Vielleicht über die Polizei. Sie waren schwarzgefahren, hatten die Polizei nach der Attacke des Söldners zu Maries Souterrainwohnung geführt. Wahrscheinlich waren sie ihnen nach der Schwimmbadgeschichte auf die Schliche gekommen.
    „Deine Mutter ist in einer Anstalt für psychische Erkrankungen und du hast keinen Ort, an den du gehen kannst. Oder gibt es noch Verwandte, von denen wir nichts wissen? Einen Vater?“
    Edda antwortete nicht. Sie spürte, wie sie Angst bekam.
    „Deine Großmutter ist verschwunden oder verstorben?“
    Edda wollte keine Antwort auf die Frage geben.
    Lucy starrte sie an.
    „Das bedeutet, der Staat wird sich um dich kümmern, bis du volljährig bist, also ...“, die Psychologin warf einen Blick auf ihre Akte, „... die nächsten drei Jahre. Bis auf Weiteres kannst du hierbleiben. Ich finde, du bist ein sehr interessanter Fall, Edda, wir werden noch viel Freude miteinander haben.“
    Sie warf einen Blick auf Lucy, die die Qualle auf ihrem Körper wieder bedeckt hatte.
    „Ihr beide versteht euch ja, wie ich sehe.“
    Dann drehte sie sich um und verließ den Raum.
    „Schwule Stasilesbensau! Fahr zur Hölle!“, brüllte Lucy ihr hinterher.
    Die Tür öffnete sich wieder und die Psychologin steckte den Kopf in die Tür. Sie starrte die beiden Mädchen an.
    „Sie ... äh, meinte mich“, sagte Edda schlagfertig und zeigte mit dem Finger auf sich selbst. „Oder fühlten Sie sich angesprochen?“
    Das Gesicht der Psychologin verrutschte leicht, die Farbe ihrer Haut changierte wie bei einem Chamäleon und durchlief in wenigen Sekunden die Farbskala zwischen weiß und hellrosa, um dann in einem wunderschönen Weinrot zu enden. Ihr Mund öffnete sich wie der Schnabel eines Pelikans – nur um sich mit einem lauten Klacken wieder zu schließen. Dann schloss sich auch die Tür und die Mädchen brachen in haltloses Lachen aus. Immer wieder schnappte Edda nach Luft, weil ihr die Seiten schmerzten. Und immer wenn sie meinten ausgelacht zu haben, fing Edda wieder an, das Gesicht der Psychologin zu imitieren und wie ein Pelikan auf Lucy zuzutorkeln. Am Ende lagen beide auf dem Boden und stöhnten vor Glück und Schmerzen gleichzeitig.
    Als der Abend seine rötlichen Finger durch die Gitter in das Zimmer streckte, zogen sie die Matratzen ihrer Betten auf den Boden und legten sich mit ihrem Bettzeug nebeneinander. Sie starrten an die Decke und sahen zu, wie die Schatten länger wurden, während die Geräusche, die vom Flur her in das Zimmer drangen, verklangen und sich das Heim auf die Nacht vorbereitete.
    Die beiden redeten, bis es nichts mehr zu sagen gab. Mittlerweile war es finster geworden und tiefe Nacht. Wo Linus und Simon wohl steckten? Edda hatte keine Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. Lucy spürte Eddas Abwesenheit.
    „Was´n?“, fragte sie leise.
    „Nix.“
    „Nix is Scheiße.“
    Edda kicherte.
    „Nix is nix.“
    „Trotzdem Scheiße.“
    Edda lachte.
    Lucy stand auf und zog die Cellophanverpackung einer Zigarettenschachtel hinter der Heizung hervor, in der sich eine Handvoll Tabletten befand, die sie Edda vor die Nase hielt.
    „Haben sie mir zur Beruhigung verschrieben. Und gegen Angst. Und Schlaflosigkeit.“ Sie hielt eine gelbe Kapsel in die Höhe. „Und die, weil ich nach den ganzen Pillen morgens immer so müde bin.“
    Edda starrte auf die kleinen bunten Raumschiffe. Manche kannte sie von ihrer Mutter.
    „So´n Scheiß nehm ich nicht!“
    „Sollst du ja auch nich!“, sagte Lucy. „Magst du tanzen?“
    „Wurde für mich erfunden!“, lachte Edda.
    „Dann los, komm! Ich weiß, wo der Schlüssel für den

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