Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)
heißt er. Er hat seine Hilfe angeboten.“
„Den hast du einfach so getroffen?“
Edda nickte und erzählte, wie sie Meyrink gefolgt war und ihn tatsächlich gefunden hatte. Dass sie in seiner Wohnung vieles aus der Wohnung ihrer Großmutter wiederentdeckt hatte, Dinge aus Bernikoffs Wohnung – und dass sie dort Aufzeichnungen von Marie gesehen hatte.
„Wieso erzählst du das erst jetzt?“, fragte Simon.
Edda antwortete nicht. Sie hatte einfach den unbeschwerten Moment genießen wollen, sich ablenken, vielleicht war nicht der richtige Zeitpunkt gewesen. Was spielte das für eine Rolle?
„Klar!“, sagte Linus lakonisch. „Kapiert ihr nicht? Der gehört zu GENE-SYS ! Der tut nur so, als wäre der gegen die! Ist doch ein super Trick, uns wieder zu beobachten. Scheiße! Wenn die uns wieder gefunden haben.“
Seine Stimme bekam etwas Mutloses.
Edda schüttelte den Kopf, auch wenn sie sich der Argumentation nicht verschließen konnte.
„Würd ich wahrscheinlich auch so machen, wenn ich GENE-SYS wär“, sagte Simon. „Hat er wieder was von Elite erzählt?“
Edda zögerte.
„Nein.“ Sie hatte nicht den Mut, von der Gabe zu reden, von ihrer Aufgabe, als „Antennen“ zu fungieren. Sie war sich sicher, dass Linus und Simon jetzt nur noch über sie gelacht hätten.
„Weiß der Typ, wo wir sind?“, drängte Linus.
Edda nickte.
„Scheiße. Wir müssen hier weg!“ Er packte seinen Rucksack, steckte ein paar der Waffen hinein. Stumm und besorgt schaute Edda zu. Simon folgte Linus’ Beispiel. Edda wollte nicht wahrhaben, dass ihre kleine Hoffnung auf Hilfe zerstört wurde. Aber wenn sie ehrlich darüber nachdachte, dann hatten die beiden Jungs recht. Dass Meyrink zu GENE-SYS gehörte, war die logische Erklärung für all das, was ihr passiert war.
Wenn es so war, dass Meyrink für GENE-SYS arbeitete, dann musste sie sich beeilen, um Marie zu befreien. Und welcher Tag konnte besser geeignet sein als der 24. Dezember?
Edda, Linus und Simon ließen das chinesische Lokal hinter sich. Wem auch immer die Waffen gehört hatten: Jetzt waren sie in den Händen der drei Musketiere.
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Die U-Bahn nach Moabit brauchte ewig. Irgendwo hatte es aufgrund der Kälte eine Signalstörung gegeben. An der Haltestelle Turmstraße stiegen Simon, Edda und Linus aus und liefen Richtung Osten auf die JVA zu.
Nach der Begegnung mit seinem Vater in Charlottenburg hatte Simon recherchiert, wohin er verlegt worden war und sofort einen Besuchstermin in Moabit beantragt. Der Beamte am Einlass fand Simons Besuchsantrag, aber der Termin war erst in drei Tagen.
„Tut mir leid.“ Es klang, als meinte der Mann es ernst. Vielleicht war es der Advent, der ihn so milde stimmte. Ein kleiner Weihnachtsbaum mit bunten elektrischen Kerzen blinkte in den grauen Winter. Da fing Edda an zu weinen. Steigerte sich hinein. Heulte Rotz und Wasser. Linus, Simon und die Beamten schauten sich hilflos an. Unter Schluchzen gestand Edda, dass sie Simon liebe, dass sie wisse, wie jung sie sei, dass es dennoch passiert sei. Dass sie sein Kind unter dem Herzen trage.
„Da drinnen sitzt der Großvater meines kleinen Jungen und ... und ... und ich, ich muss morgen wieder fort. Mit meinen Eltern ... nach Indonesien.“
Sie schluchzte und merkte, wie ihre Vorstellung die beiden JVA-Beamten rührte. Immer tiefer ließ sich Edda in den Schmerz, den Abschied, die Trauer fallen. Bis sie sich selbst glaubte.
„Sie sind Entwicklungshelfer. Wir werden die nächsten Monate dort auf einer kleinen Insel sein.“ Edda konnte vor Tränen kaum weiterreden. „Aber ich verstehe schon, die Gesetze. Unmöglich ... das wäre zu viel verlangt. Es geht ja nur um uns. Und unser Kind ...“
Edda hielt sich den Bauch.
Die Beamten sahen sich an. Gerade als Edda sich wieder zum Gehen wandte.
„Moment, wart mal. Nicht so eilig!“
Während Linus mit den Rucksäcken in einer Sportbar unweit der JVA wartete, wurden Edda und Simon in den Besuchsraum geführt. An einem Tisch nahmen sie Platz und warteten. Simon musste auf einmal lachen. Fragend blickte Edda ihn an.
„Die Gesichter von denen! Du solltest Schauspielerin werden, echt.“ Eddas Vorstellung hatte Simon ehrlich beeindruckt. Vor allem aber gefiel ihm, dass sie das Szenario entworfen hatte, das sie nun einmal entworfen hatte – Simon wurde Vater.
„Wie sollen wir ihn nennen“, fragte Edda, „unseren Sohn?“
„Bobo“, sagte Simon. „Oder Thorben?“
Sie schlug ihm spielerisch auf die
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