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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Stadtplan aufleuchteten. Sie stimmten perfekt überein.
    „Sie glauben, sie seien untergetaucht“, sagte die Frau. „Bei einem der Jungen aus dem September-Camp. Diesem Verrückten, der sich aus Liebeskummer oben von dem Gebäude stürzen wollte. Dem Herrn der Fliegen.“
    Sie lachte laut.
    „Thorben.“ Greta konnte sich an den Namen erinnern und wusste genau, wer gemeint war.
    Die Frau am Computer nickte.
    „Gönnen wir ihnen ein wenig Ruhe“, sagte Greta. „Ich bin sicher, es wird nicht lange dauern, bis sie irgendetwas in Sachen Marie unternehmen werden. Bleiben Sie wachsam.“
    Sie verließ die Schaltzentrale von GENE-SYS . Im Moment gab es ein dringlicheres Problem. Eines, mit dem Greta nicht gerechnet hatte. Simons Mutter und ihr Lebensgefährte Mumbala.
    Die wirkliche Gefahr für Greta aber war die Rettung von Olsen. Nur ahnte sie davon noch nichts.
    | 2113 |
    „No! No, I can’t remember ...“
    Olsen musste sich beherrschen, um nicht laut zu werden. Seit Stunden schon versuchte er, sich an seinen Namen zu erinnern. An irgendetwas vor dem Moment, in dem Elisabeth ihn gerettet hatte. Es gelang ihm nicht. Er hatte alles vergessen. Er hatte vor Elisabeths Computer gesessen und nach Bildern von sich gesucht. Sein Schädel war so speziell, dass bei all den Suchbegriffen von „Schädeldeformation“ über „Gruselschädel“ bis „Unfall + Schädel + Horror“ irgendwann ein Bild von ihm hätte auftauchen müssen, wenn es denn eines im Netz gegeben hätte. Das war nicht der Fall. Das Selbstverständlichste wäre gewesen, zur Polizei zu gehen. Aber da meldeten sich alle Warnsysteme in ihm. „No police!“
    Immerhin war Olsen klar geworden, dass er keine Probleme hatte, mit einem Computer umzugehen. Doch er rätselte über die Narben auf seinem Körper. Allein im Bad hatte er sich lange im Spiegel betrachtet. Nackt. Die Narbe einer Schnittwunde in der Nähe der Milz, eine andere entlang des linken Oberschenkels, eine dritte am Halsansatz. Zwei Schusswunden. In der linken Wade, in der rechten Schulter. Verbrennungsnarben am Rücken. Dazu das Loch im Schädel. Wie alt mochte er sein? Am Schädel wuchsen ihm keine Haare mehr. Aber wenn er nach dem komplett grauen Gekräusel um seinen Schwanz ging und der dünnen, welken Haut, dann musste er jenseits der sechzig sein. Olsen ging davon aus, dass er in den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts geboren worden war. Wo? „Amerika“, hatte Elisabeth gesagt. Englisches Englisch würde anders klingen, meinte sie. Olsen sah sich in die Augen.
    „Who are you?“
    Er spürte körperlich den Schmerz, den die Frage verursachte. In Olsens Kopf war alles in Gefahr, außer Kontrolle zu geraten. Alles kam ihm fremd vor. Vor allem seine Sprache. Warum amerikanisch? Es war ihm, als spräche nicht er, sondern irgendein Fremder, wenn er sich reden hörte. Er dachte ja nicht einmal englisch, er dachte deutsch. Doch wenn er den Mund aufmachte, formulierte er die Sätze in englischer Sprache.
    Je mehr er sich darüber Gedanken machte, desto mehr Wut stieg in ihm auf. Und auch diese Wut fühlte sich so fremd an. Aber sie war da. Und Olsen spürte, dass sie wuchs. Von Stunde zu Stunde. Sie würde ausbrechen, das war gewiss. Olsen war klar, dass er sie dann nicht mehr würde beherrschen können. Das machte ihm Angst. Er brauchte Klarheit, bevor es passierte. Klarheit über sich. Über das, was mit ihm geschehen war. Unbedingt.
    Olsen zog sich an. Elisabeth hatte ihm einen Jogginganzug von Paul gegeben. In Adidas-Blau gekleidet schlich Olsen zur Schlafzimmertür von Elisabeth und hörte sie dahinter leise und gleichmäßig atmen. Sie schlief. Herr Wehner war im Flur aufgewacht und schaute Olsen erwartungsvoll an. „Timber ...“ Warum hatte er das gesagt, als der Hund zu ihm kam? Das war der Ruf der amerikanischen Holzfäller, wenn ein Baum fiel. Es ergab keinerlei Sinn.
    Olsen ließ die kleine Stadt hinter sich und lenkte den Kombi zu der Talsperre. Zum Edersee. Er staunte über sich. Wie geschickt er das Haus verlassen hatte, ohne ein einziges Geräusch zu verursachen. Wie er instinktiv den Wagen aus der Garage des kleinen Fachwerkhauses hatte rollen lassen und erst den Motor anspringen ließ, als er und Herr Wehner schon ein gutes Stück des Weges zurückgelegt hatten. Wie so vieles konnte sich Olsen auch nicht erklären, warum er sich zu dem Mischlingsrüden hingezogen fühlte. Er wusste nur, dass ihm die Nähe des Tieres guttat.
    Olsen hatte in der Garage alles

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