Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
Vom Netzwerk:
Spielplatz. Müllblumen, dachte Edda. Plötzlich tat Thorben ihr leid. Sie ging auf ihn zu und während sie das tat, weiteten sich seine Augen vor ungläubigem Staunen und Angst, dass passieren konnte, was dann auch geschah. Edda umarmte Thorben und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
    „Danke“, sagte sie. „Du bist einer der coolsten Typen, die ich kenne, Thorboy.“ Irgendwie fiel es ihr leichter, wenn sie ihn Thorboy nannte.
    „Echt?“
    Edda sah, wie Linus und Simon lächelten, weil Thorben sich bemühte, mit der unfreiwillig bestandenen Herausforderung fertig zu werden und gleichzeitig so zu tun, als werde er des Öfteren von schönen Mädchen auf den Mund geküsst. Sie setzten sich an den Tisch. Ohne zu fragen schüttete sich Simon Cornflakes in die Schüssel und füllte Milch ein. Dann begann er schmatzend und schlürfend die Cornflakes in sich hineinzuschaufeln, bevor sie matschig wurden. Es gab nun mal keine Art, Cornflakes leise zu essen. Also konnte man sie genauso gut laut genießen.
    „Wir haben seit gestern nichts gegessen“, erklärte Edda und schnappte sich ebenfalls eine Schüssel aus dem alten Ikea-Regal und einen Löffel, der wohl dreimal so alt war. Für eine Weile hörte man nur das Schlürfen und Schmatzen. Thorben sah Edda zu. Sie war zurückgekommen. Und sie hatte ihn um Hilfe gebeten. Er seufzte. Als er bemerkte, dass die drei ihn deshalb ansahen, räusperte er sich.
    „Echt too much gesmoked gestern“, erklärte er cool und redete schnell weiter. Sagte, dass seine Mutter Frühschicht im Klinikum hatte und erst am Abend zurückkommen würde, weil sie noch für ihre Kollegin einsprang. „Könnt also in Ruhe chillen.“
    Edda erzählte mit wenigen Worten, dass sie von zu Hause abgehauen waren und versucht hatten aufzuklären, was im Camp passiert war. Sie sagte nichts von GENE-SYS , auch nichts darüber, warum sie sich getroffen hatten, sondern tat so, als ob sie gerade am Anfang eines Abenteuers standen. Während sie sprach, merkte sie, wie schwer es ihr fiel, die Gefühle, die damit aufkamen, zu unterdrücken. Ab und an schauten Linus und Simon vom Essen auf, erstaunt von Eddas Fähigkeit, um die Wahrheit herumzuschiffen, ohne zu lügen. Thorben hörte zu, setzte eine Miene auf, die er für einen Ausdruck von Betroffenheit hielt und tätschelte Eddas Hand, als sie geendet hatte.
    „Alles easy“, sagte er und verabschiedete sich. „Muss jetzt echt los. Wenn meine Mutter nicht bis zur ersten Pause in der Schule anruft und mich entschuldigt, ruft die Schule bei ihr an. Haut euch einfach auf mein Hochbett, wenn ihr müde seid. Aber macht nichts dreckig und stellt die Sachen weg. Meine Mutter ...“ Er verzog das Gesicht. „Sooo ungechillt, die Alte.“
    Dann verschwand Thorben. Edda lief ihm nach.
    „Du hast da noch Lippenstift. Im Gesicht.“
    Sie wollte ihm die roten Spuren aus dem Gesicht wischen, doch Thorben hob abwehrend den Arm und zog mit seiner Trophäe auf den Lippen davon, stolz wie Don Quichotte mit dem Taschentuch seiner Dame. Edda lächelte. Es machte ihr Spaß, mit einem Jungen zu spielen; einem, der ihr nicht gefährlich werden konnte.
    „Irgendwie ist er cooler geworden, findet ihr nicht?“, sagte sie, nachdem er gegangen war.
    „Clown bleibt Clown“, sagte Simon.
    „Was auch immer.“ Linus zuckte mit den Achseln. Und das machte ihn auf etwas aufmerksam. „Leute, wir stinken ganz ordentlich, würd ich sagen.“
    Die beiden anderen überprüften die Aussage und schnüffelten an sich. Linus hatte verdammt recht. Seit Tagen steckten sie in denselben Klamotten. Zum Glück hatte Thorbens reinliche Mutter Waschmaschine und Trockner im Bad stehen. Sie warfen ihre Wäsche in die Maschine und dann standen sie da. Die Jungs in Boxershorts und Edda in T-Shirt und Höschen. Sie schauten sich an, grinsten. Ihnen war klar, dass die Unterwäsche besser auch mitgewaschen werden sollte. Und während sich Simon und Linus überlegten, ob sie sich der Shorts entledigen sollten, war Edda schon in Thorbens Zimmer verschwunden und kam mit ein paar Klamotten von Thorboy zurück.
    „Feinripp mit Eingriff für die Herren“, lachte Edda und warf Simon und Linus die viel zu großen Unterhosen zu. Sie selber hatte sich einen zartblauen Kinderbademantel übergezogen, der ihr nicht mal bis über die Knie ging.
    „Topmoppel“, sagte Linus mit Kennerblick. Und Edda posierte neckisch.
    „Krieg ich ein Foto?“, fragte sie mit großen Augen und klimperte mit den Wimpern.
    Was

Weitere Kostenlose Bücher