Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)
gefährlich ist und was eine Herausforderung. Creepy, echt.“
„Dieser Clint“, fragte Edda nach einer Weile leise, „glaubst du, er wird uns finden?“
Linus hörte die Furcht in ihrer Stimme und wandte sich ihr zu. Mit einem Mal konnte er sie anschauen, ohne daran zu denken, wie schön sie war. Ein normales Mädchen, dachte er. Nein, das stimmte nicht. Sie war Edda. Unverwechselbar und vertraut wie – Familie. Eine neue Familie. Er fragte sich, ob er jemals so tiefe Gefühle für einen Menschen gehabt hatte; einen fremden Menschen. Linus wurde warm. Edda gab ihm die Dose.
„Wenn der Typ es geschafft hat, aus der Wohnung zu verschwinden und alle seine Spuren zu beseitigen, dann hat er auch die Energie uns zu verfolgen.“ Er trank einen Schluck. „Hier auf der Straße kann uns jeder abpassen und kaltmachen. So wie es jetzt aussieht, sind wir Freiwild.“
„Der wollte uns wirklich umbringen. Die Leute von GENE-SYS , die wissen das doch, oder?“, fragte Edda.
„Dann müssten sie eigentlich alles daransetzen, uns wieder zu holen. Das Schlimmste, was denen passieren kann, ist doch, dass wir irgendwo tot auftauchen und rauskommt, dass wir Teil ihres Experiments waren.“
„Sollen wir nicht lieber doch zur Polizei?“, fragte Edda.
„Glaubst du im Ernst, die nehmen uns das ab? Dass ein Konzern eine alte, wehrlose Frau gefangen hält? Und selbst wenn: Solange die genug Geld haben, die Wahrheit zu verdrehen und zu vertuschen, haben wir keine Chance.“ Er schaute Edda an. „Außerdem ... Sie haben meine Eltern und Simons Mutter auf ihrer Seite.“
„Aber meine Eltern nicht. Marie ...“
Linus winkte ab.
„Wer weiß, was deine Oma wirklich damit zu tun hat? Meine Alten haben mich ein Jahr im Glauben gelassen, sie wären tot. Das musst du dir mal reinziehen! Ohne dich und Simon wäre ich jetzt gehirngewaschen. Genau wie Olsen es immer erzählt hat.“ Seine Stimme wurde leise und versandete fast. „Alles nur ein Spiel mit dem Ziel, ein paar Kindern eine tolle Zukunft zu bieten. Aber die Kinder waren zu blöd es zu verstehen und zu nutzen. So würden sie es offiziell verkaufen.“
Edda blickte ihn an.
„Glaubst du echt, dass deine Eltern dir wehtun wollten?“
„Weißt doch selbst, wie´s ist, wenn Eltern an was glauben; fanatisch. Sekte, Wissenschaft, wo ist da schon der Unterschied?“
Linus kurbelte das Fenster herunter und warf die Dose hinaus. Edda spürte die Verbitterung, die in dieser Geste steckte. Sie mochte es nicht, sah Linus anders, stärker und überlegen. Dieses Gefühl passte nicht zu dem Bild, das sie von ihm hatte. Es kam ihr vor, als habe er einen unsichtbaren Wall errichtet, der Simon und sie abprallen ließ. Ein Wall aus Schmerz und Selbstmitleid, den niemand würde durchdringen können, außer ihm selbst. Sie stieg aus, hob die Dose auf und warf sie in einen nahen Mülleimer. Dann kehrte sie zurück. Und es war still.
„Sorry“, sagte Linus. „Und danke.“
Er meinte die Dose.
„Vielleicht isses ja gar nicht so schlecht, dass unsere Eltern uns ... na ja, losgelassen haben“, sagte Edda. „Anders hätten wir uns nie kennengelernt.“
Linus schüttelte den Kopf und blickte Edda direkt in die Augen.
„Du verstehst es nicht! Wir haben uns kennengelernt, weil die es wollten. Genau so ist es doch“, sagte er abschätzig.
„Nein!“, entgegnete Edda. Sie merkte, dass sie wütend wurde. „Die wussten ja nicht mal, dass ich ins Camp kommen würde! Und auch nicht, dass was mit dir nicht gestimmt hat. Die wussten nicht mal, dass wir zusammengehören. Dass wir drei zusammen etwas so Besonderes sind. Und selbst wenn: Wir sind zu anderen Menschen geworden in den letzten paar Wochen. Besseren Menschen. Das können sie uns nicht nehmen und das haben wir für immer.“
„Ich hab mich nicht verändert“, sagte Linus patzig. „Und es gibt kein gutes Leben im Schlechten.“ Das hatte Linus irgendwo einmal gehört. Er merkte selbst, dass es trotzig und kindisch klang. Weil es nicht stimmte. Aber er wollte nicht zugeben, dass GENE-SYS an seiner Veränderung Anteil haben könnte. Mochten sie noch so viel Macht besitzen.
„Letztlich haben wir selbst beschlossen, zusammenzubleiben und wir haben es geschafft, GENE-SYS zu überraschen. Daran sollten wir glauben“, meinte Edda. „Und wir sollten sehen, dass wir diesen Weg weiter gemeinsam gehen. Wir werden Marie da rausholen und dann werden wir sehen, was eigentlich gespielt wird.“
Eine Weile war es still im Wagen.
„Wie
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