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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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huschte schnell hinter ihren Bruder.
    Linus lächelte. „Habt ihr Angst?“
    Die beiden schüttelten den Kopf.
    „Aber meine Freundin, die hat zu Hause ein Monster, das sitzt im Klo, und sie hat Angst, wenn sie muss.“
    „Nicht hüpfen!“, sagte Linus. Katharina war tapfer. Und Martin hatte es gerade fast geschafft, hinter sie zu kommen.
    „Okay“, sagte Linus, nachdem sich auch Martin nicht unbedingt vordrängelte. „Ich schau rein und wenn alles in Ordnung ist, kommt ihr nach.“
    „Wir sichern hier alles ...“, sagte Martin tapfer.
    „Okay. Ihr sichert.“ Linus streckte den Daumen hoch und schaute so heldenhaft er konnte. „Wünscht mir Glück!“
    „Viel Glück“, sagte Katharina schüchtern. Sie konnte den Blick nicht von der Tür abwenden.
    „Sie soll ihm auf den Kopf pieseln“, sagte Linus noch zu Katharina, bevor er in dem Raum verschwand.
    Die Kleine schaute ihn verständnislos an.
    „Deine Freundin. Einfach dem Monster auf den Kopf pieseln. Das mögen die gar nicht. Das löst sie auf.“ Katharina nickte ernst. Dann betrat Linus den finsteren Raum. Er suchte noch nach dem Lichtschalter, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
    Linus überlegte für einen Moment, ob er den Zwillingen eine kleine Show bieten sollte. Ob er so tun sollte, als ränge er mit einem Monster. Da hatte er auch schon den Schalter gefunden. Das Licht in der Neonröhre an der Decke sprang zuckend an.
    Martin und Katharina starrten mit großen Augen auf die Tür. Je länger das Schweigen in der Kammer des Schreckens dauerte, desto näher kamen sich ihre Hände.
    Dann der Schrei. Hinter der Tür. Und schon waren Martin und Katharina die Treppe hinauf, den Flur entlang, die Stufen in den ersten Stock empor und unter die Bettdecke geschlüpft. Da verharrten sie nebeneinander und beteten ...
    Linus’ Schrei war ein Fluch. Er konnte nicht glauben, was er hier fand. Neben den Geburtstagsgeschenken für die Zwillinge stand ein Karton. Darin waren Dinge, die Linus’ Eltern gehört hatten. Linus hatte sie auf Anhieb wiedererkannt und vor Wut aufgeschrien. Da war der alte Laptop seiner Mutter, der Taschenrechner mit Wurzelfunktion, ein paar der kleinen Marmeladengläser, die die Eltern immer von ihren Hotelaufenthalten mitgebracht und in denen sie seltene Samen gesammelt hatten. Ein Kamm. Die alte Uhr seines Vaters – eine der ersten Digital-Casios. Eine seltsame verdrahtete Apparatur, die aus zwei übereinanderliegenden Metallplatten bestand, zwischen denen zwei Handbreit Abstand war. Dazwischen gerutscht war das Foto vom Schreibtisch der Mutter, das Linus mit seinen Eltern zeigte, als sie ihn aus dem Pfadfindercamp in der Eifel abgeholt hatten.
    Linus schaute sich alles an, berührte alles, als könnte er so Kontakt zu den verschwundenen Eltern aufnehmen. Er spürte eine große Wut in sich.
    [ 1247 ]
    Als sie gospelbeschwingt nach Hause kamen und Linus am Küchentisch sitzen sahen, blieben Rob und Helga irritiert im Türrahmen der Küche stehen. Vor sich hatte er seinen Fund aus dem Keller aufgebaut. Sein Blick war kalt und entschlossen und forderte eine Erklärung.
    „Linus, ich finde das nicht okay, dass du verschlossene Türen öffnest!“ Zum Glück machte er diesmal keine Anstalten, Linus in den Arm zu nehmen. „Ich hoffe, Katharina und Martin ...“
    „Sie schlafen“, fiel ihm Linus ins Wort.
    Er hatte die Zwillinge eng aneinandergeschmiegt in Martins Bett gefunden und es war ihm schnell gelungen, sie zu beruhigen. Er habe geschrien, weil er niemals so viele Geschenke bekommen habe, wie da im Keller auf die beiden warteten. Kurz darauf waren sie mit guten Gedanken an ihren bevorstehenden achten Geburtstag eingeschlafen.
    Linus war in die Küche gegangen und hatte sich einen grünen Tee gemacht, von der Sorte »Frischer Geist«. Dann wartete er auf Rob und Helga. Nach einer Weile nahm er eines der Tagebücher des Großvaters in die Hand und blätterte darin. Es war das Buch mit den Aufzeichnungen des Jahres 1959.
    Linus ließ die Seiten wie bei einem Daumenkino vor seinen Augen vorbeiflattern. Die akribisch kleine Schrift war ihm vertraut. Der Großvater beschrieb seine täglichen Gänge zur Universität – immer exakt zur selben Zeit wie sein großes Ideal Immanuel Kant. Linus las ein paar der Einträge. »14. September. Die Russen schießen Satelliten ins All. Sie zerschellen am Mond. Absurd. Unfähig, hier die Probleme zu lösen, wollen alle ins Universum.« Linus blätterte um. »Frage mich, ob ich mich doch

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