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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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sich das Bild genauer. Doch, ein Irrtum war ausgeschlossen. Edda kannte die Fotos von Marie aus ihrer Jugend. Diese Frau auf dem Plakat war Eddas Großmutter.
    Edda spürte eine seltsame Spannung. Als Nächstes öffnete Edda einen großen, alten Umschlag. Darin befanden sich drei Ausschnitte aus einer alten Zeitung. Die ersten drei Folgen einer Bildergeschichte. Es ging um Bienen. »Abatonia« hieß der Cartoon. Edda erschrak. Eines der Motive kannte sie. Es erinnerte an die Bilder, die Linus in dem Berliner Tunnel mit seinem I-Phone aufgenommen hatte. Das Sonnenrad. Das Zeichen, das Simon in Hypnose versetzt, das Thorben gerettet hatte. Und hier in dem Cartoon fand Edda das Symbol wieder in einem Bild, das einen Bienenschwarm zeigte. Die Bienen waren angeordnet wie das Sonnenrad. Es war nicht auf den ersten Blick zu sehen, aber wer das Sonnenrad einmal gesehen hatte, musste es hier wiedererkennen.
    Edda schlug das Herz bis zum Hals. An was für einen Schatz war sie da geraten? Ihre Gedanken überschlugen sich.
    „Ruhig, Edda. Ganz ruhig!“, sagte sie zu sich. „Dafür gibt es bestimmt eine logische Erklärung“, sagte sie. Aber gleichzeitig spürte sie, dass die Erklärung alles andere als logisch sein würde. Und das erfüllte sie mit einer unbändigen Freude. Da steckte etwas Großes, etwas Rätselhaftes dahinter.
    Auf dem Boden der Schatulle lag ein Tagebuch und darunter ein Brief. Edda schlug das Buch auf und an den gepressten Blumen und gemalten Herzen konnte sie sehen, dass es das Tagebuch eines Mädchens war. Ein Tagebuch aus einer Zeit, als ihre Großmutter nur wenig älter gewesen sein konnte, als Edda jetzt war. Edda überlegte, ob sie es lesen sollte. Ob Marie etwas dagegen haben würde? Sie wog das kleine Buch in der Hand, doch sie scheute sich, in die intime Gedankenwelt eines anderen Menschen einzudringen.
    Noch während sie unschlüssig verharrte, hörte sie, wie jemand im Garten ihren Namen rief. Edda legte die Unterlagen auf die Truhe, rappelte sich auf und rannte die Treppe hinunter.
    Vor der Tür stand die klitschnasse Linda und lachte sie an. „Gott sei Dank! Ich hab die ganze Zeit angerufen, aber keiner geht ran.“
    Ohne eine Aufforderung abzuwarten, marschierte Linda vor Edda ins Wohnzimmer.
    „Ich war auf dem Dachboden“, sagte Edda entschuldigend.
    Linda war viel zu aufgeregt, um jetzt irgendwelche Befindlichkeiten ihrer Freundin wahrzunehmen. Ihre unfassbare Neuigkeit beherrschte sie völlig.
    „Du glaubst es nicht!“, sagte Linda und ließ sich theatralisch auf den alten Korbsessel fallen, der unter ihr knirschte. „ER hat SIE v-e-r-l-a-s-s-e-n!“
    Linda wartete offensichtlich, dass der Funke überspringen würde, um sich dann mit ihrer Freundin in eine Quietsch-Ekstase zu hypen. Doch Edda konnte sich nur widerstrebend von der Welt trennen, die auf dem Dachboden ihre Fühler nach ihr ausgestreckt hatte. Wie gern hätte sie jetzt weiter in dem merkwürdigen Fund gestöbert oder in Maries Tagebuch geblättert.
    Aber während Linda ihr jetzt in den grellsten Farben und Tönen die Ereignisse beschrieb, desto wichtiger wurden die Dinge wieder, die in der Schule und unter ihren Freunden passiert waren. Die Fragen, wer wann was zu wem und aus welchem Grund gesagt hatte, stülpten sich über Edda wie ein übergroßer Schatten. Der den Dachboden und die alten Briefe und das Tagebuch ihrer Großmutter ausblendete. Stück für Stück holte Linda Edda zurück in die Realität.
    Edda wusste nicht, ob sie sich über Lindas Nachricht freuen sollte. Sie fühlte sich immer noch gedemütigt durch Marcos Verhalten.
    „Jetzt musst du klug sein“, flüsterte Linda in dem verschwörerischen Ton der Mädchen, die sich selbst nicht an Jungs herantrauen, aber anderen ein scheinbar gesichertes Beziehungswissen vorgaukeln. „Sehr klug!“
    Engagiert und voller Energie entwarf sie einen Schlachtplan für die nächsten Tage. Sie war so aufgeregt, als hätte sie Außerirdische mit Kindern beim Karstadt gesehen. Beinahe musste Edda lachen. Linda erläuterte ihre Strategie wie ein General seine militärische Offensive. Das Gefühl, das noch kurz zuvor nach Edda gefasst hatte, war verblichen wie ein ferner Zauber.
    Eddas Handy klingelte.
    Es war Marco.
    „Oh, mein Gott! Was sagst du? Was sagst du? Geh nicht ran! Doch, nimm ab! Los, nimm ab!“
    „Hallo!“
    Edda telefonierte kurz angebunden mit Marco, während Linda atemlos danebenstand.
    Dann legte Edda auf.
    „Er kommt gleich vorbei“, sagte sie leise

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