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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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alles wird nie passieren.“
    Er betrachtete sie. Und während es in seinem Kopf arbeitete, geriet der immer mehr ins Wanken.
    „Aber ... all die wunderbaren Jahre ... vorher ...“
    Das Kopfschütteln wurde nun so heftig, dass er das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Doch plötzlich straffte sich sein ganzer Körper und Thorben stand da wie ein Baum. Edda kam langsam näher. Schritt für Schritt. Und hielt ihm Linus’ I-Phone vor die Augen. Sie hatte die Bilder aus dem Tunnel auf schnelle Abfolge gestellt. Und Thorben starrte gebannt darauf. Das Wanken hörte auf.
    „Was macht sie da?“, rief die Campleiterin.
    „Sie hat ihn gerettet“, sagte Theresa. „Mit ’nem coolen I-Phone. So eins will ich auch endlich haben ...“
    Hätten Linus und Simon das mitbekommen, hätten sie sich abermals gewundert. Theresa war tags zuvor noch über die Markensucht der „heutigen Jugend“ hergezogen.
    Die beiden Freunde rannten jedoch bereits den Berg hinauf. Simon erklomm als Erster den Hügel. Linus, der auf den ersten Metern noch vornweg war, geriet immer mehr ins Schnaufen, und der Abstand zwischen den beiden vergrößerte sich. Simon hatte die bessere Ausdauer. Er erreichte das Gebäude. Im gleichen rhythmischen Laufschritt nahm er auch noch die Treppenstufen hinauf, bis er hinter Edda stand.
    Linus aber musste erst einmal durchatmen, als er beim Aufgang zum Treppenhaus ankam. Keuchend hielt er sich die Rippen. Sein Blick fiel zur anderen Seite des Gebäudes. Dort stand ein seltsamer Wagen, auf dessen Seite jetzt in bunten Lettern »Rocking & Rolling Disco« stand. Der alte Bus! Und unten aus dem Kellereingang des Gebäudes kam der Typ im Hawaiihemd. Er trug einen Karton mit unzähligen kabellosen Kopfhörern zu seinem Wagen und fuhr davon.
    Gebannt schaute Linus ihm hinterher, bis er Simon rufen hörte.
    „Mach hin, Linus. Der ist so fett, den krieg ich nicht alleine von der Kante weg.“
    „Fliegen. Überall Fliegen ... wie eine schwarze Wolke. Und dann sind sie runter auf mich. Millionen ...“ Thorben schüttelte sich, als wollte er sie vertreiben. Er hockte auf dem Boden der ehemaligen Abhörstation. Nachdem sie ihn mit vereinten Kräften vom Rand zurückgeschleift hatten, hatte Edda ihm das geheimnisvolle Tunnelzeichen nochmals rückwärts vorgespielt und ihn wieder in die Gegenwart geholt. Fassungs- und atemlos haspelte sich Thorben durch sein Erlebnis.
    „Ich hab sie immer gehasst und gekillt. Schon als Kind.“
    Plötzlich hielt er inne. „Die armen Viecher ...“ Er heulte los. Die drei Freunde schauten sich ratlos an. Simon aber ahnte, was geschehen war.
    „Sie haben dir verziehen, nicht?“
    Durch einen Schleier aus Tränen schaute Thorben ihn an, dann nickte er. Und lächelte.
    „Die haben mich getragen. Millionen von Fliegen ... in den Himmel.“
    „Das will was heißen“, sagte Linus. Sie mussten lachen. Alle vier.
    Erleichtert kehrten alle ins Camp zurück. Ein schlimmer Schreck zum Ende des Camps. Auch wenn die Campleiterin insistierte, keiner der vier war bereit zu erzählen, was Thorben zu dieser Aktion bewogen hatte. Thorben wollte es nicht, Linus und Simon wussten nichts und Edda hielt dicht. Ehrensache.
    [ 1174 ]
    Zwei Stunden später waren alle Koffer, Taschen und Rucksäcke gepackt. Einige Jugendliche wurden von ihren Eltern abgeholt, die anderen sollten in Bussen in die verschiedenen Richtungen Deutschlands chauffiert werden.
    Simon schleppte seinen Rucksack zur Sammelstelle. Linus saß noch im Zelt und hatte sich mit seinem I-Phone ins Netz gewählt. Er gab »Rocking & Rolling Disco« in die Suchmaschine ein. Er fand keine Ergebnisse. Dann schnappte er seine auf kleinstes Maß zusammengepackten Reiseutensilien und marschierte Simon hinterher.
    Am Sammelplatz ging er auf Thorben zu, legte ohne Umschweife den Arm um ihn, sagte „Mitkommen“ und zog ihn beiseite. Was nicht nur Simon irritierte, sondern auch die Campleiterin.
    „Kennst du den?“, fragte Linus und hielt Thorben sein Foto von dem Hawaiihemd-Mann hin.
    Thorben nickte erleichtert. Er hatte Schlimmeres befürchtet. „Klar. Der DJ von gestern Abend“, sagte er.
    Linus kratzte sich am Kopf. Simon trat hinzu.
    „Is’ was?“, fragte er.
    Linus ging nicht darauf ein, sondern wandte sich erneut an Thorben. „Erzähl von gestern Abend.“
    „Meine Ma kommt gleich ...“
    „Erzähl! Es ist wichtig.“
    „Also ... Wir sind losmarschiert. Zur Nachtwanderung. Wo ihr euch abgesetzt habt ... ohne mich.“ Den Vorwurf in der

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