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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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...“, sagte Simon. Er nahm seinen Rucksack und machte sich auf den Weg.
    „Nein!“ Linus sprang auf. „Ist doch Scheiße! Wir sind noch nicht fertig hier.“ Er hatte Simon am Arm gepackt. „Bitte. Ist doch alles noch offen. Die Disco und die Sache mit den Kopfhörern. Diese Zeichen an den Tunnelwänden. Das geht sicher noch weiter ... hinter der Mauer; im Osten, im ehemaligen ... Wer weiß, was wir da noch alles entdecken.“
    Da Simon stehen geblieben war und einen Blick mit Edda tauschte, hoffte Linus, er könnte die beiden doch noch für seinen Plan gewinnen.
    „Ich brauche eure Hilfe. Bei der Suche nach meinen Eltern. Ich gebe noch nicht auf …“
    Simon und Edda standen ratlos da, als klapperten sie im Geiste all die Argumente ab, die für ein Bleiben sprachen.
    „Hey, wir sind einfach was Besonderes, wir drei“, sagte Linus und hielt das für ein schlagendes Argument. Doch das war der falsche Satz. Es war, als hätte er damit Simon zutiefst erschrocken. Der schüttelte heftig den Kopf.
    „Nee, bestimmt nicht. Wir sind so normal wie all die anderen da.“ Er deutete zu den „Lemmingen“ und dachte unwillkürlich an David, seinen kleinen Bruder. Der war etwas Besonderes gewesen, etwas „ganz Besonderes“. Das hatte seine Mutter Simon immer wieder gesagt. Und sein Vater hatte es ihn in seinem Schweigen immer spüren lassen.
    Nein, er war nichts Besonderes. Simon hatte keine Lust, sich von Linus etwas vormachen zu lassen. Er hatte sich gerade ganz gut eingerichtet in seinem „unbesonderen“ Leben. Da kannte er sich aus, da konnte man ihm nicht mehr wehtun.
    „Nein. Ganz bestimmt nicht!“, sagte Simon noch einmal laut. Er ärgerte sich, dass sich die Gedanken an David wieder in sein Bewusstsein schlichen. Sie brachten dieses Gefühl der Ohnmacht und Schuld zurück, das sich damals so tief in ihn eingegraben hatte, als wäre es eine scharfe Gravur in seiner Seele. Aber hatte David ihm nicht alle Schuld genommen? Als er ihm so wunderbar noch einmal begegnet war. Unter Wasser ...
    Simon wollte weg. Er hatte Angst, dass ihn die Trauer der letzten Jahre wieder einholte. Er nickte den beiden anderen noch einmal zu und ging. Linus aber hielt ihn fest, redete auf ihn ein. Er hoffte, dass der Freund zu stoppen war.
    „Ihr müsst mir helfen. Bitte!“ Linus klammerte sich an Simon, weil er diese Freundschaft so unbedingt wollte. Er war in der Zeit nach dem Verschwinden der Eltern so einsam gewesen. Allein in dieser scheißfreundlichen Pflegefamilie, allein vor allem mit der Vorbereitung seiner Aktion. Jetzt hatte er Edda und Simon gefunden. Linus war sich so sicher, dass sie echte Freunde waren. Oder werden konnten.
    Simon aber sträubte sich und er machte sich schließlich mit einem Ruck los. Seine Hand traf Linus im Gesicht und sofort schoss Blut aus einem Nasenloch. Linus stürzte, starrte Simon an. Der schüttelte nur den Kopf, flüsterte etwas von einer Entschuldigung. Linus lief davon.
    „Idiot!“, sagte Edda zu Simon. Das traf und Edda erschrak selber über die Schärfe, mit der sie das gesagt hatte. Simon wollte Linus gerade wieder einholen. Aber nachdem Edda ihn beschimpft hatte, blieb er stehen, ging stumm zurück zu seinem Rucksack, nahm ihn auf. Er spürte Eddas Blick.
    „Tut mir leid“, flüsterte sie.
    So gerne hätte er sich jetzt umgewandt zu ihr, hätte etwas gesagt. Etwas Wichtiges, Entscheidendes. Etwas, das sie dazu gebracht hätte, sich für den „Idioten“ zu schämen. Weil er sich ihr nah fühlte. Weil er sie nicht verlieren wollte. Doch die unausweichliche Trennung und seine Zuneigung zu ihr schnürten ihm die Kehle zu. So hatte er noch nie für einen {Menschen} empfunden. Nicht einmal für David.
    Er hatte Angst, sich mit seinen ehrlichen Gefühlen vor ihr zu blamieren. Also sah Simon Edda nicht einmal mehr an und marschierte zum Bus, wo die meisten Kinder schon ihre Koffer und Taschen verstaut hatten.
    Fassungslos sah Edda Simon hinterher. Was ging da gerade ab? War nicht mal eine Umarmung, ein „Tschüss“ möglich? Nach all dem, was sie miteinander erlebt hatten ... Jungs sind doch alle gleich, dachte Edda. Und dann drehte sie sich zu Linus um. Hilflos stand er da.
    „Wir sind doch etwas Besonderes ...“, versuchte es Linus noch einmal. Aber in seiner Stimme war alle Überzeugung verschwunden. Es klang nur noch die Sehnsucht nach der Bestätigung mit. Und wie das immer so ist, wenn man etwas so unbedingt will, dann überfordert es die anderen, genau das zu

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