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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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vertraut und Olsen schenkte Tee in zwei Tassen. Als sich der andere Mann umdrehte, erkannte Linus, dass es tatsächlich der Mann aus Berlin war; der Anführer ihrer Verfolger. Clint, genau. Linus hatte gehört, wie die Campleiterin ihn so genannt hatte.
    Linus musste sich sammeln. Seine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Aber in all der Panik hatte es auch etwas Beruhigendes, endlich den Feind zu kennen. Auch wenn Linus nicht wusste, warum dieser Mann sein Feind war. Und warum er da mit Olsen zusammensaß. Doch als er beobachtete, wie vertraut die Männer miteinander umgingen, begann sich für Linus das Puzzle aus so vielen Fragen zu einer Antwort zu formen. Olsen war einer von den Komplizen dieses Mannes. Wahrscheinlich war er auf Linus’ Eltern angesetzt gewesen. Über ihn waren die Feinde über alles, was Linus’ Eltern erforschten, informiert. So musste es gewesen sein. Nur die Motive kannte Linus noch nicht. Er versuchte, unbemerkt in die Nähe des Küchenfensters zu kommen, um die beiden Männer zu belauschen.
    Linus war froh, dass es noch tief in der Nacht war, so konnten sie ihn nicht sehen.
    [ 1226 ]
    Ein Signal unterbrach das Gespräch der beiden Männer. Olsen entschuldigte sich und rollte im Rollstuhl nach nebenan. Er hatte Clint erklärt, dass er sich den Wecker gestellt habe, um seine Medizin nicht zu vergessen.
    Allein in der Küche, versuchte Clint, Timber zu sich zu locken, doch der Hund verkroch sich noch ein Stück tiefer unter den Tisch.
    Im Nebenzimmer war Olsen an seinen Computer gerollt und hatte den Alarm abgestellt, der sich eingeschaltet hatte, weil sich jemand an das Haus heranschlich. Als Olsen auf dem Bildschirm Linus erkannte, schüttelte er besorgt den Kopf.
    „Junge ... was soll das?“, sagte er leise zu sich. Dann schaltete er auch die Kamera ein, die die Küche zeigte, und musste mit ansehen, wie Clint versuchte, Timber zu streicheln. Timber aber war vor dem Mann zurückgewichen und huschte jetzt zur gläsernen Eingangstür. Er schaute hinaus und entdeckte draußen Linus. Timber bellte. Clint folgte dem Blick des Hundes und erkannte die Gestalt, die sich da zu spät in den Schatten zurückzog. Es  war ein antrainierter Reflex, der den Söldner das Licht löschen ließ und vor die Tür trieb.
    Olsen wusste, er musste jetzt handeln. Doch wenn er handeln wollte, musste er aus dem Rollstuhl aufstehen. Es war zu spät ... Nein! Olsen fiel noch etwas ein. Immer mit dem Blick auf das, was draußen geschah, klickte er eilig ein Programm auf dem Computerbildschirm an.
    Vor dem Gartenhaus näherte sich Clint Linus’ Versteck.
    „Flieh, Linus! Flieh!“ Olsen tippte diese drei Worte in die Textzeile des aufgerufenen Programms. Dann richtete er die modifizierte Satellitenantenne hinter dem Computer in Linus’ Richtung.
    [ 1227 ]
    Linus duckte sich hinter die Müllcontainer. Er traute sich nicht hervorzusehen, doch ihm war klar, dass sie ihn entdeckt hatten. Wie war das möglich? Linus wusste keine Antwort. Er hoffte nur, dass Clint ihn hier nicht finden würde. Er schloss die Augen. Plötzlich spürte er, wie ihm warm wurde. Als hätte er mit einem Schlag Fieber bekommen. Dann hörte er drei Worte. „Flieh, Linus! Flieh!“ Linus erschrak. Die Worte wiederholten sich. Doch es stimmte nicht, er konnte sie nicht hören. Sie waren irgendwie in ihm. In seinem Kopf. War er es selbst, der sich das sagte, sein Unterbewusstsein? Egal! Linus begriff, dass es eine ernste Warnung war. Geduckt schlich er hinter einen Lieferwagen der Gärtnerei, der neben den Müllcontainern parkte.
    [ 1228 ]
    Olsen konnte alles auf seinem Monitor beobachten. Es sah so aus, als könnte Linus Clint entkommen. Olsen justierte die Antenne so, dass sie in die Richtung wies, in die sich Linus zurückzog.
    [ 1229 ]
    Linus empfing erneut die Warnung zu fliehen, nachdem sie kurz verstummt war. Er robbte unter dem Lieferwagen hindurch Richtung Verschlag. Im Licht, das aus einem Fenster des Gartenhauses fiel, konnte er die Stiefel sehen, die sich dem Müllcontainer näherten. Erleichtert kroch Linus langsam unter dem Lieferwagen hervor. Und schaute auf die Schnauze von Timber. Der stand wedelnd da und bellte fröhlich.
    „Still!“, zischte Linus. Er wollte sich aufrichten, da packte ihn eine Hand. Clint. Er drehte Linus zu sich, leuchtete ihm ins Gesicht und war einen Moment lang fassungslos.
    „Du? Was machst du hier?“, fragte Clint und schleppte Linus mit sich zurück in das Gartenhaus, ohne eine Antwort

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