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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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geht es um das Gute! Um all das, was wir verloren haben auf dem langen Weg der Zivilisation. Das ist ewig gültig, das unterscheidet uns von jedem Demagogen. Wir müssen aufhören, die Augen und Ohren zu verschließen, nur weil es Parallelen zum Dritten Reich geben könnte. Ich selbst habe im Widerstand gegen Hitler gekämpft, vergiss das nicht.“
    Darauf gab es keine Antwort mehr. Nur eine Frage.
    „Und wenn es schiefgeht?“
    Schweigen.
    „Wir bespielen sie. Sie könnten der Beginn einer neuen Epoche werden, in der die Menschen ihrer wahren, der guten Bestimmung folgen. Der Neuanfang, von dem wir immer geträumt haben. Es gibt kein Zurück mehr ...“
    Die Frau beendete die Verbindung.
    [ 1233 ]
    Das Auto war komplett demoliert. Das Dach war bis auf die Höhe des Kofferraums eingedrückt. Hinter dem Gartenhaus von Olsen rostete es vor sich hin.
    „Mir hätte nichts Besseres passieren können als der Unfall“, sagte Olsen. „War der Wendepunkt in meinem Leben.“ Aus diesem Wrack hatte man ihn gerettet. „Und damit aus der Hölle.“ Dann wandte er sich ab und ging ins Haus zurück. Linus folgte ihm.
    Sie saßen am Küchentisch und Olsen hatte seinen Laptop vor sich aufgeklappt, um zu kontrollieren, was nebenan mit Clint geschah. Der lag noch reglos auf der Liege.
    „Jetzt willst du eine Menge wissen, was?“ Olsen sah Linus an und der Junge nickte ernst. Olsen ließ sich Zeit, bevor er mit seiner Geschichte begann.
    „Ich war so alt wie du ... nein, jünger. Acht Jahre alt war ich.“ Olsens Blick verlor sich. Er erzählte Linus, wie sein Vater 1953 als Spion für die Sowjetunion in Bonn gefasst worden war. Der deutsche Geheimdienst schaffte Olsen und seine Eltern nach Frankfurt zu den Amerikanern. Zur  CIA, ins Haus der IG Farben. Dann ging es weiter in das Camp King in Oberursel. Dort verhörte man seinen Vater. Im Rahmen der »Operation Artischocke«. „Bei einem der Verhöre ist er gestorben“, sagte Olsen. „Aber das habe ich erst sehr viel später erfahren.“
    Nach der Festnahme war Olsen von seinen Eltern getrennt und in ein Heim gesteckt worden.
    „Da begann die Hölle für mich“, sagte Olsen und seine Stimme klang auf einmal sehr jung. „Wenn ich den Unfall nicht gehabt hätte, hätte ich mich jedoch nie daran erinnert.“ Erst durch seine Gehirnverletzungen kamen die verschütteten, schrecklichen Erinnerungen wieder ans Tageslicht. Das war der Grund, warum er sich nach der Operation seine Schädeldecke nicht wieder hatte schließen lassen. Die Verletzung war auch ein Mahnmal für seine unglaubliche Vergangenheit.
    „Was haben sie mit Ihnen gemacht?“, fragte Linus in die Stille, die entstanden war.
    Olsen schüttelte den Kopf. „Das willst du nicht wissen.“ Er hatte noch nie jemandem die ganze Geschichte erzählt. Wann immer er davon angefangen hatte, winkten die Menschen ab und erklärten Olsen für verrückt. Weil niemand derart grausame Handlungen für möglich hielt, glaubte man es auch nicht. Olsen jedoch hatte immer weiterrecherchiert. Deshalb hatte er sich all die Fachliteratur angeeignet, die nun sein kleines Gartenhaus füllte.
    „Doch“, sagte Linus tapfer, angespornt von seiner Neugierde. „Ich will es wissen. Ich will auch wissen, warum Sie den Mann da nebenan kennen. Warum Sie ihn duzen ...“ Linus war jetzt nicht mehr zu bremsen. „Und warum haben Sie im Rollstuhl gesessen? Was sind das für Apparate? Und diese Zeichen da auf dem Monitor? Und die Drogen? Ich will auch wissen, warum ich bei Ihnen gelandet bin. Warum Sie gerade hier wohnen und was das mit meinen Eltern zu tun hat und warum ...“
    „Okay, okay“, sagte Olsen schließlich. „Aber es ist keine schöne Geschichte.“ Olsen schaute auf den Laptop und da nebenan alles normal verlief, berichtete er weiter.
    Nach einem halben Jahr im Heim brachte man auch ihn in das Camp King. Heute wusste Olsen den Grund. Sein Vater war gestorben und er hatte offenbar nichts verraten, trotz der Folter. Jetzt begann man Olsen zu befragen. Da war ein Professor. Olsen hatte vor Kurzem herausbekommen, dass es ein Wissenschaftler von der Harvard-Universität gewesen war, Professor Beacher. Er arbeitete zusammen mit ehemaligen Nazi-Ärzten, die schon in den Konzentrationslagern Experimente an Menschen durchgeführt hatten, und die CIA profitierte nun davon. Olsen begriff ziemlich schnell, dass sie ihn dazu bringen wollten, den Vater zu verraten. Er wusste nicht, dass sein Vater nicht mehr lebte. Lange hielt Olson den

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