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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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er, wie Linus das Haus verließ und wieder im Verschlag verschwand. In dem Feld oben links war die Küche zu sehen; Timber hatte sich vor die Tür gesetzt und schaute Linus durch das Fenster hinterher. Auf den unteren beiden Vierteln des Bildschirms waren die Live-Bilder der Kameras zu sehen, die auf den Außenbereich hinter Olsens Gartenhaus gerichtet waren.
    Es befanden sich noch weitere technische Geräte im Raum. Hinter dem Computer war eine modifizierte Satellitenantenne zu sehen. An der Wand hingen verschiedene kabellose Kopfhörer, an einen zweiten Computer war eine Klaviertastatur angeschlossen. Ein Metallschrank barg unzählige CDs. In einer Nische stand eine Liege, Olsens Bett.
    Als das Telefon klingelte, stellte Olsen die Musik leiser und meldete sich. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, doch seine Stimme blieb ruhig und freundlich.
    „Bin noch wach, ja“, sagte er. „Schlafen kann ich ja, wenn ich tot bin.“ – „Dann komm vorbei“, sagte Olsen freudlos. Als hätte er die Einladung nur aus Höflichkeit ausgesprochen. „Klar, wo du schon mal da bist.“ – „Über die alten Zeiten quatschen, ja ...“ Er legte auf, überlegte kurz und begann sofort, Ordnung zu schaffen. Eilig stellte er den Computer, an den die Klaviertastatur angeschlossen war, in den Metallschrank und verriegelte ihn mit einem Zahlenschloss. Dann zog er aus der Bettnische einen Rollstuhl hervor, klappte ihn auseinander und setzte sich hinein. Er rollte in die Küche und schickte sich an, grünen Tee zu kochen.
    [ 1225 ]
    Linus war froh, als er die Tür hinter sich zuziehen konnte. Er verriegelte sie von innen und kauerte sich wieder auf den Stapel Plastiksäcke, konnte jedoch nicht einschlafen. Seine Gedanken kreisten immer wieder um die merkwürdige Begegnung. Olsen war faszinierend und unheimlich zugleich. Irgendwie hatte Linus das Gefühl gehabt, in seiner Nähe nicht mehr Herr seiner Gedanken zu sein. Hatte Olsen ihn hypnotisiert, ohne dass er es gemerkt hatte? Und was sollten Olsens merkwürdige Worte zum Abschied? Linus hatte nicht vor, noch einmal zu diesem Mann zu gehen. „Einem Freund bringt man immer ein Geschenk mit ...“
    Linus überlegte, ob Olsen vielleicht nicht ganz richtig im Kopf war. Seine Schädelverletzung konnte nicht ohne Folgen geblieben sein. Die Vorstellung, dass er mit der Fingerkuppe fast Olsens Hirn berührt hatte, das nur durch die Schädelhaut geschützt wurde, ließ ihn schaudern. „Kannst du fühlen, was ich denke?“ Nein, dieser Olsen war definitiv nicht ganz richtig im Kopf.
    Schritte. Linus erstarrte. Als sich die Schritte dem Verschlag näherten, hielt er die Luft an. Harte Schritte, von schweren Schuhen. Unwillkürlich dachte Linus an die Stiefelabdrücke im Beet. Doch der Gedanke war zu absurd, um ihn zuzulassen. Er streckte sich ein wenig auf seinem Lager, um durch das kleine Fenster hinausspähen zu können. Die Schritte kamen noch näher, doch Linus konnte den Verursacher nicht erkennen. Der musste in der Nähe der Tür stehen geblieben sein, sonst hätte ihn Linus sehen müssen. War es Olsen?
    Linus griff vorsichtig nach der alten Schaufel, die an der Wand lehnte. Mit einer Waffe in der Hand fühlte er sich gleich besser. Da entfernten sich die Schritte wieder.
    Linus rückte dicht ans Fenster und drehte den Kopf so, dass er die Kühle der Scheibe an seiner Backe spürte. Er zuckte zurück. Doch nicht wegen der Kälte, sondern wegen des Mannes, den er erblickte. Der Mann trug eine seltsame Waffe bei sich. Eine Waffe, wie sie Linus bei den Verfolgern in Berlin gesehen hatte. Das war doch dieser angebliche Security-Typ ...
    Linus drehte fast durch. Von ihm stammten also auch die Stiefelabdrücke im Garten des Pfarrhauses. Und jetzt war er hier. Wie hatte er ihn gefunden? Was wollte er von ihm? Warum verfolgte er ihn?
    Aber der Typ wollte gar nicht in den Schuppen. Er steuerte Olsens Gartenhaus an. Warum? Weil Linus dort gewesen war? Wenn das so war, dann hatte er nicht nur Rob und seine Familie, sondern nun auch Olsen in Gefahr gebracht.
    Linus hatte das Gefühl, dass er handeln musste. Vorsichtig öffnete er die Tür und schlüpfte hinaus. Er wollte Olsen warnen, doch als er in der Nacht stand, sah er gerade noch, wie sich die Tür zu dem Gartenhaus von Olsen schloss. Linus schlich vorsichtig näher. Schon aus einiger Entfernung konnte er durch das Fenster die beiden Männer in der Küche sehen und war überrascht.
    Die beiden mussten sich kennen. Sie saßen am Tisch, redeten

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