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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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probiert?«
    Tozer lachte. »Erst mal muss ich was trinken.«
    »Finden Sie es seltsam, dass wir tanzen, obwohl sich unsere Brüder im Krieg befinden?«, fragte Okonkwo Breen.
    »Wofür sammeln Sie das Geld?«
    »Wir müssen Politiker und Journalisten von unserem Anliegen überzeugen. Wir müssen ihnen klarmachen, dass im Namen der Föderierten und der Briten Verbrechen begangen werden. Geld hilft, Ansichten zu ändern.«
    »Verbrechen im Namen der Briten?«
    Okonkwo lächelte. »Machen Sie kein so erschrockenes Gesicht. Sogar die Briten sind fähig, Verbrechen zu begehen. Unser Volk wird systematisch dem Hungertod ausgeliefert und zwar von einer Armee, die Ihre Regierung unterstützt. Selbst im Zweiten Weltkrieg wurden Frauen und Kinder verschont. In unserem Krieg nicht. Sie beliefern eine Armee mit Versorgungsgütern und ermöglichen so erst die totale Blockade. Der Krieg richtet sich ausnahmslos gegen alle, sie wollen unser gesamtes Volk töten. Und jetzt wurde eine Möglichkeit gefunden, dies mit Zustimmung der Weltöffentlichkeit zu tun.«
    An den Wänden hingen Transparente: »Gott segne Biafra«, »Freiheit für Biafra«, »Biafra ga adi ndu!!«, »Biafra win de war!!« Luftballons hingen von der Decke.
    »Dabei bin ich sicher, dass Sie ein guter Mensch sind«, grinste Okonkwo. »Sie würden so etwas nicht unterstützen, doch Ihre Regierung hält Sie in Unkenntnis. In Großbritannien hat niemand je davon gehört, dass Moslems, angetrieben von der Armee der Föderierten, Zehntausende Ibo im Norden abgeschlachtet haben. Und wenn Unwissenheit herrscht, ist ein Wort mehr wert als tausend Gewehre«. Er hielt inne und blickte auf die Tanzenden. »Auch wenn dem nicht jeder hier beipflichten würde. Manche hätten lieber einfach nur Gewehre.«
    Breen entdeckte Ezeoke auf der Tanzfläche. Er bewegte sich umringt von Frauen, eine Hand hoch erhoben, die andere ruhte auf seinem Bauch.
    »Tut mir leid. Sie sind Polizist, Sie interessieren sich nicht für Politik. Kommen Sie und setzen Sie sich zum Essen zu uns«, sagte Okonkwo. Breen nahm einen Stuhl und sah sich nach Tozer um, aber sie unterhielt sich immer noch mit dem jungen Afrikaner, also nahm er neben Okonkwo unter einer großen handgenähten rot-schwarz-grünen Flagge Platz, die mit Reißzwecken an der Wand befestigt war.
    »Ich finde keinen Gefallen mehr an Partys«, sagte Okonkwo. »Ich bin zu alt. Die Musik ist zu laut, und man hört nie richtig, was die Leute sagen.«
    Es war heiß. Von den Wänden rann Kondenswasser. Hinter der Bar öffnete eine Frau Bierflaschen und reihte sie auf dem Tresen auf.
    »Und heute Abend sollen Spendengelder für das panafrikanische Komitee für ein freies Biafra gesammelt werden?«
    »Mrs Briggs kam auf die Idee. Sie glaubt, man müsse für jedes Anliegen eine Party feiern.«
    »Gehört sie auch dem Komitee an?«
    »Sie ist eine Freundin von Ezeoke. Ihr Ehemann ist Chefarzt an dem Krankenhaus, an dem Sam arbeitet. Sie ist die Sekretärin des Komitees. Ich bin der Vorsitzende, und Sam ist Schatzmeister. Es hilft, wenn man angesehene Leute mit an Bord hat.« Er lächelte. »Und natürlich ist sie in Sam verliebt.«
    Breen sah sich nach Frances Briggs um. Sie hatte am Eingang gestanden und Gäste begrüßt, doch jetzt war sie mit den anderen auf der Tanzfläche.
    »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie Kunsthändler?«, fragte Breen.
    »Kunst, Kunsthandwerk, Antiquitäten. Ich verkaufe Europäern afrikanische Kultur, die ist hier nämlich sehr angesagt. Außerdem natürlich Männern wie Sam Ezeoke, die afrikanischer werden wollen«, lachte er.
    »Wie soll Ezeoke denn noch afrikanischer werden?«
    »Sehen Sie? Es funktioniert.«
    »Was meinen Sie?«
    »Verzeihen Sie. Ich habe mir einen Spaß erlaubt. Wussten Sie nicht, dass Ezeoke in Großbritannien aufgewachsen ist. Deshalb ist er mein bester Kunde. Ich verkaufe ihm afrikanische Gemälde und afrikanische Masken, die einen waschechten Afrikaner aus ihm machen sollen.« Okonkwo nahm Essen von seinem Teller und schob sich kleine Brocken in den Mund.
    Tozer kam mit zwei Flaschen Bier vorbei und gab Breen eine davon. »Mir müssen Sie nicht danken«, sagte sie. »Hat mein Bewunderer da drüben bezahlt.« Sie drehte sich um und winkte dem jungen Mann im Anzug. Breen hob dankend die Flasche.
    »Wie kommt es, dass Ezeoke in England aufgewachsen ist?«
    »Er wurde adoptiert. Sein Vater war Häuptling, ein Freund des British Colonial Governor. Er starb noch vorEzeokes Geburt, und seine

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