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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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als eine neue Platte aufgelegt wurde. »Mögen Sie Highlife-Musik?«, schrie der elegante junge Mann, der mit Tozer tanzte. Über dem polyrhythmischen Gewirr aus Percussion und Gitarren sang ein Chor in einer Sprache, die Breen nicht verstand.
    »Hüten Sie sich vor Okonkwo. Das ist ein gerissener alter Teufel«, sagte Ezeoke. »Kommen Sie, tanzen Sie. Ich werde es Ihnen beibringen.« Er fasste Breen an den Händen und fing an, ihn in die eine und die andere Richtung zu ziehen.
    »Mögen Sie ihn nicht?«
    Ezeoke schrie, damit Breen ihn hören konnte, aber seine Worte blieben trotzdem undeutlich. »Natürlich mag ich ihn …« Ezeoke sprach weiter, doch was er sagte, gingim Gewirr der Stimmen und der dröhnend lauten Musik unter. Die Tanzfläche war jetzt voller Menschen, die um Platz rangen, aneinanderstießen, ohne dass es ihnen etwas auszumachen schien. Wenn es vorher stickig gewesen war, so war die Luft jetzt zum Schneiden. Breens Hemd klebte an ihm.
    Er hatte so gut wie nie getanzt. Jetzt versuchte er, die Bewegungen der Afrikaner nachzuahmen, machte kleine, schnelle Schritte, doch trotz der Anfeuerungsrufe war ihm bewusst, wie albern er aussah. Dann versuchte er, Tozers wilde Verrenkungen zu kopieren, aber das machte es nur schlimmer. Er sah Okonkwo noch immer auf seinem Platz an der Seite des schmalen Raums grinsen. Sollte ihm sein Grinsen Mut machen, oder lachte er ihn aus?
    Frances Briggs verließ die Tanzfläche. Breen folgte ihr.
    »Haben Sie Spaß, Mister Polizist?«
    »Mit Wohltätigkeitsveranstaltungen, wie ich sie bisher gekannt habe, ist diese hier nicht zu vergleichen«, überschrie er die Musik.
    »Nicht gerade ein Dorffest, was?«, sie lachte. »Die Menschen aus Biafra sind wunderbar. Afrikaner spüren noch die Verbindung. Das ist, als würde man endlich befreit. Sie sollten es öfter mal versuchen.«
    »Sehe ich aus, als müsse ich befreit werden?«
    »Oh ja. Ich vermute, Sie sind da meinem Mann nicht ganz unähnlich. Sehr englisch und korrekt. Und langweilig. Er sitzt immer nur in einer Ecke und macht den Eindruck, sich entsetzlich unwohl zu fühlen. Und von Politik hält er gar nichts. Ich lade ihn zu unseren Partys gar nicht mehr ein.«
    »Ich bin kein Engländer«, sagte er. »Ich bin Ire.«
    »Dann haben Sie keine Ausrede mehr«. Sie nahm ein Glas Gin und trank. »Kommen Sie und tanzen Sie.« Sie nahm ihn an der Hand.
    »Lieber nicht.«
    »Seien Sie doch nicht so langweilig.« Sie zerrte ihn erneut auf die Tanzfläche.
    Die Rettung kam, als mit einem lauten Knall die Sicherung rausflog. Urplötzlich verstummte die Musik, die Lichter gingen aus und kollektives, enttäuschtes Stöhnen erfüllte den Raum. Die Tanzbewegungen kamen zum Erliegen.
    »Wir machen eine kurze Pause«, rief jemand in die Dunkelheit.
    »Kann das jemand in Ordnung bringen?« Gelächter.
    Auf den kurzen Aufschrei eines Mädchens folgte ein Klatschen und ein Schrei: » E netulum aka ! Behalt deine dreckigen Finger bei dir, alter Mann.«
    »Gib mir einen Kuss!«
    »Geh weg. Im Dunkeln bist du nicht weniger hässlich.« Noch mehr Gelächter.
    Ein paar Leute fanden ihre Feuerzeuge, und in der Dunkelheit leuchteten schwarze Gesichter auf.
    »Stromausfall. Jetzt hab ich Heimweh.« Wieder ausgelassenes Gelächter. Streichhölzer wurden angerissen.
    Sie standen dort in der undurchdringlichen, schweißnassen Dunkelheit und warteten darauf, dass das Licht wieder anging, bis jemand ein langsames trauriges Lied anstimmte.
    » All hail Biafra, land of the rising sun «, ertönte ein satter Bariton. Andere Stimmen fielen ein. » We love and cherish .«
    Schon bald war der Raum von Gesang erfüllt. Im trüben Licht konnte Breen einen jungen Mann mit schräg in die Stirn geritzten Narben sehen, der den Arm steif zu einem militärischen Gruß erhob. Breen sah Tränen fließen, feuchte Wangen im Licht der Streichhölzer und Feuerzeuge glänzen. » We have vanquished our enemies, all hail Biafra .«
    Die Stimmen bebten. Harmonien reicherten das Lied an. Männer griffen nach den Händen anderer Männer. Breen sah zu Okonkwo rüber. Er konnte ihn in der Dunkelheit gerade noch erkennen, wie er dort stand und das Lied beinahe schrie. » We have emerged triumphant from all our foes .« Ezeoke hielt die Hand von Frances Briggs, hatte das Kinn nach vorne geschoben, die Brust stolz herausgestreckt, und er weinte wie ein Kind.
    Danach verlagerte sich die Party nach draußen auf die Wardour Street, wo Ezeoke Breen eine geöffnete Flasche Bier in die

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