Abbey Road Murder Song
Schwarm Spatzen flog über sie hinweg. Alle drei blickten gleichzeitig zu den zwitschernden Vögeln auf. Als sie weg waren, fragte Breen: »Wie würdest du sie beschreiben?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine, wenn du sie jemandem beschreiben müsstest, der sie nicht gekannt hat.«
»Weiß nicht.«
»Mit einem Wort«, fragte Breen. »Ein Wort, das etwas darüber aussagt, wie sie war.«
»Entschlossen.«
»Entschlossen?«
»Hat sich von niemandem wie ein Kind behandeln lassen. Einmal hat sie sich sogar mit George angelegt.«
»Was hat er denn verbrochen?«, fragte Tozer.
»Sehen Sie die Rosen?«
Sie zeigte auf eine Reihe von Rosensträuchern, vorschriftsmäßig nach der Blüte gestutzt.
»Eines der Mädchen hatte eine gepflückt. Man hätte nicht meinen sollen, dass das so schlimm ist, aber er hat sie gesehen, sie am Arm gepackt und ihr was erzählt. Er ist nämlich echt stolz auf seine Rosen.«
»Wer? George Harrison?«, fragte Tozer.
»Ja, wirklich. Sie würden staunen.«
»Ich staune.«
»Wenna ist zu ihm hin. Sie war ziemlich groß. Hat sich vor ihm aufgebaut und ihm erklärt, dass Männer Frauen nicht weh tun dürfen. Sie hätten sehen sollen, wie er sich entschuldigt hat. Es hat ihm total leid getan. Das war Wahnsinn. Wir haben alle einen Riesenrespekt vor denen, das sind unsere Idole. Aber sie hat’s einfach nicht haben können, dass er so wütend auf das Mädchen ist. George hat Wenna erklärt, sie habe absolut recht. Und wissen Sie, was er gemacht hat? Er hat eine Rose abgeschnitten und sie dem Mädchen geschenkt und dann noch eine für Wenna.«
Sie hörten einen Wagen die Straße heraufkommen.
»Ist er das?« Ein Mercedes fuhr langsam vorbei, der Fahrer musterte sie.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein. Er fährt gerade einen Mini. Sie würden ihn erkennen, wenn Sie ihn sehen. Der ist angemalt.«
»Wie das Haus?«, fragte Breen.
»So in der Art. Ich glaube nicht, dass er heute noch kommt.«
»Warum wartest du dann noch hier?«
»Nur für alle Fälle, denke ich. Mir gefällt’s hier. Ich verbringe hier viel Zeit. Für mich ist das wie zu Hause. Eigentlich besser. Danach war Wenna nicht mehr so häufig hier, nach dem Streit mit George meine ich. Ich glaube, das hat ihr ganz schön zugesetzt.«
»Dass sie sich mit George angelegt hat?«
»Nein, das nicht. Wir haben ihr gesagt, sie soll nichtweinen, weil er jetzt wahrscheinlich viel größeren Respekt vor ihr hat als vorher. Aber später, als sie mal mit ihrer Freundin bei mir auf dem Boden übernachtet hat, haben die beiden darüber geredet, dass sie ständig Streit mit ihrem Vater hat. Deshalb ist sie auch von zu Hause weg. Ich glaube einfach, dass es ihr hier danach nicht mehr so gut gefallen hat.«
»Hat sie mal erzählt, dass ihr Vater sie geschlagen hat?«
»Kann sein. Ich weiß es aber nicht mehr. Sie meinte, er sei sehr jähzornig. Daran erinnere ich mich noch. Sie glauben, dass er’s getan hat?«
Tozer sah in ihrem schlichten ärmellosen Kleid selbst wie ein Teenager aus. »Ich schon. Breen kann sich nicht so richtig entscheiden.«
»Im Moment denken wir noch gar nichts«, meinte Breen.
»Wir wissen, dass er am Tag vor ihrem Tod in London war«, sagte Tozer.
Das Mädchen schlang die Arme um den eigenen Körper, um sich warm zu halten.
»Gibt’s hier irgendwo einen guten Imbiss? Ich hab einen Riesenhunger«, sagte Tozer.
Sie gingen schweigend zurück dorthin, wo sie geparkt hatten.
»Ich bin noch nie in einem Streifenwagen gefahren.«
»Das will ich hoffen«, sagte Tozer.
»Können Sie die Sirene anmachen?«
»Nein.«
»Ach kommen Sie schon, Sir. Nur ganz kurz«, sagte Tozer.
»Nein.«
»Spielverderber.«
In Esher fanden sie einen geöffneten Tea Room.
Plötzlich hatte auch Breen einen Bärenhunger. Nach der Konfrontation mit Prosser war ihm eine Riesenlast von den Schultern gefallen.
Er setzte sich, warf einen Blick in die Karte und bestellte Fritten, Bohnen, zwei Spiegeleier und Toast. Ein Wellensittich schmollte in seinem goldenen Käfig. An einem Tisch in der Nähe saß ein zitternder Pfarrer und schlürfte laut Suppe.
»Wer war das andere Mädchen?«, fragte Breen Carol-George.
»Welches Mädchen?«
»Du hast gesagt, Morwenna und ein anderes Mädchen hätten bei dir auf dem Boden übernachtet. Ihre Freundin.«
»Ach, Izzie? Das war ihre beste Freundin. Eine Schwarze. Sie und Morwenna waren ein festes Team. Die haben sich immer einen Schlafsack draußen vor dem EMI-Studio geteilt. Meistens
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