Abbey Road Murder Song
kamen sie auch zusammen.«
»Und Izzie ist ein schwarzes Mädchen?« Breen und Tozer blickten einander an.
»Ja.« In Gedanken verschob Breen rasch die Zettel auf seinem Wohnzimmerfußboden.
»Wo können wir sie finden?«
»Ich weiß es nicht. Die hab ich auch schon seit Wochen nicht mehr gesehen.« Plötzlich blickte sie von ihrem Sandwich auf. »Oh Gott. Hoffentlich geht es ihr gut?«
Breen sah Tozer an. Sie beugte sich mit gerunzelter Stirn über den Tisch.
»Hast du ein Foto von ihr?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Aber jemand anders hat bestimmt eins. Nur ich nicht, ich hab’s nicht so mit Kameras.«
»Wie heißt sie denn weiter?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ihren Nachnamen kenne ich gar nicht. Wir haben sie einfach Izzie genannt.«
»Denk nach. Wer könnte wissen, wo sie wohnt?«
Das Mädchen biss sich auf die Lippe. »Tut mir leid.«
»Denk nach. Bitte.«
»Wir verbringen viel Zeit miteinander, die Fans. Sind ja hauptsächlich Mädchen. Jungs gibt’s nur ganz wenige. Wir warten, dass was passiert.« Sie sah weg, dann wieder die Detectives an. »Die meisten hatten immer schon das Gefühl, nirgendwo dazuzugehören, und durch die Beatles haben wir gemerkt, dass wir auch gar nicht dazugehören wollen. Deshalb erzählen wir meistens auch nicht, woher wir kommen.« Sie hatte ihr Baconsandwich auf den Teller gelegt. »Glauben Sie, dass sie auch tot ist?«
Breen sah Tozer an, sie sah zurück. »Kannst du rausfinden, ob jemand sie in letzter Zeit gesehen hat?«, fragte er Carol.
Sie zog einen kleinen Kalender aus der Tasche und schlug eine Seite mit lauter Telefonnummern auf.
»Ich kann ja mal ein paar Mädchen anrufen. Aber ich hab kein Kleingeld.«
Dieses Mal schaltete Breen die Sirene ein, und die anderen Fahrzeuge fuhren beiseite, während Tozer in Schlangenlinien durch den Verkehr zur Polizeiwache fuhr.
»Sie fährt super, oder? Sehen Sie mal, wie die anderen Autos ausweichen«, bemerkte Carol vom Rücksitz aus. Sie kurbelte das Fenster herunter und streckte den Kopf hinaus, ließ sich den Wind durch die Haare wehen.
Auf der Wache war nicht viel los. Carol setzte sich an Breens Schreibtisch und rief ihre Freundinnen an. »Rat mal, wo ich bin.«
Die meisten waren um diese Tageszeit zu Hause, aber keine hatte Izzie im vergangenen Monat gesehen.
Ein Junge in Palmers Green hatte ein Foto mit ihr ineinem Automaten gemacht, aber er meinte, man könne Izzie nicht richtig darauf erkennen, weil sie sich zu sechst ins Bild gezwängt hätten. Das einzige Mädchen, das möglicherweise ein richtiges Bild von ihr hatte, besuchte gerade ihre Eltern in Amerika.
Carol blieb an Breens Schreibtisch sitzen und kritzelte auf einem Zettel herum.
»Hatten die beiden was miteinander? Weißt du das?«
Das Mädchen nickte. »Hat mir nichts ausgemacht«, sagte sie. Breen sah zu, wie Carol ihren Namen in großen geschwungenen Buchstaben malte und das O durch ein großes Herz ersetzte. »Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte Tozer.
»Schalten Sie dann wieder die Sirene ein?«
»Wäre schön, wenn Sie mich danach zu Ezeoke fahren würden«, sagte Breen.
»Oh, na klar. Du liebe Güte.«
»Augenblick noch.«
Er zog die Schreibtischschublade auf, nahm das Foto der toten Mrs Sullivan aus dem Umschlag der Kollegen in Devon and Cornwall und betrachtete es noch einmal ganz genau.
»Was ist das?«, fragte Carol.
»Nichts«, sagte er.
Carol-George wohnte bei ihrem Onkel in einem Reihenhaus in Belsize Park.
»Bin wieder da«, schrie sie laut. »Ich hab zwei Freunde dabei«, sagte sie.
Der Onkel saß am Küchentisch und hörte Radio, ein dünner Mann mit silbergrauem Haar in einem grauen ärmellosen Pullover. Überall an den Wänden hingen Bilder von den Beatles.
»Ich hab Hunger«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Bistganz schön spät dran.« Man sah das Weiße in seinen Augen, während er sprach. Breen bemerkte, dass er blind war.
»Ich mach gleich Abendbrot«, sagte sie und küsste ihn auf die Stirn. »Toad in the Hole mit Gravy.«
»Lecker«, sagte der blinde Mann und schmatzte mit den Lippen. »Dann stell mir mal deine Freunde vor.«
»Das ist Helen. Wie er heißt, weiß ich nicht.«
»Cathal«, sagte Breen.
»Die waren aber nicht schon mal hier, oder?«
»Nein, Onkel.«
Sie stellte den Wasserkocher an. »Kommen Sie«, sagte sie zu Tozer. »Ich will Ihnen was zeigen. Bin gleich wieder da, Onkel.«
Überall im Haus klebten an den Wänden Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften.
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