Abbey Road Murder Song
Mann, mit dem Sie getanzt haben …«, sagte Breen.
»Er sagte, er wolle mich heiraten und mit mir nach Biafra ziehen, wenn der Krieg gewonnen ist.«
»Hat er Ihnen gefallen?«, fragte Breen.
»Sind Sie eifersüchtig?«, grinste Tozer.
»Nein.«
»Er hatte es ein bisschen zu eilig, wenn Sie verstehen, was ich meine«, sagte sie. »Aber ich war noch nie auf einer afrikanischen Party. War mal eine Erfahrung. Wo ich aufgewachsen bin, gibt’s keine Schwarzen. Also dachte ich …«
»Andere Länder, andere Sitten?«
»So ungefähr.«
Der Rasenmäher wurde hinter einer Zedernhecke hin- und hergeschoben.
»Hat Sie das gestört?«, fragte Tozer.
»Nein, warum?«
»Er hat behauptet, Ezeoke hätte eine Affäre mit einer Weißen.«
»Mit Mrs Briggs?«
Sie nickte. »Das ganze Geschwätz über Afrika ständig. Anscheinend wissen alle Bescheid.«
»Sieht so aus«, sagte Breen.
»Mein Mann auf der Party meinte, er wünscht sichjetzt auch eine Affäre mit einer Weißen. Ich hab ihm gesagt, dass er sich dafür verdammt noch mal eine andere suchen muss«, sagte Tozer. »Ich hab Hunger. Ich hab nicht gefrühstückt.«
»Meinen Sie, hier taucht noch jemand auf?«, fragte Breen.
»Keine Ahnung.« Tozer zündete eine Zigarette an und sagte: »Meine Mutter hat nach Ihnen gefragt. Das macht sie immer, zuverlässig wie ein Uhrwerk. ›Wie geht’s dem netten Polizisten?‹ Ich hab ihr gesagt, Sie schlagen sich immer besser.«
»Wie meinen Sie das?«
»Weiß nicht, Sie werden lockerer. Am Samstag haben Sie sogar getanzt.«
»Tanzen nennen Sie das?«
»Ich fand’s lustig.«
»Wie geht’s Ihrem Vater?«
»Nicht so gut«, sagte sie.
»Warum?«
Sie antwortete nicht. Stattdessen sagte sie: »Wie gehen die anderen Ermittlungen voran? Der verbrannte Mann.«
Er erzählte ihr von dem Treffen mit dem Vorarbeiter. Davon, dass es sich wahrscheinlich um die Leiche eines jungen Iren handelte, der sich an seinem Geburtstag betrunken hatte.
»Das ist so traurig«, sagte sie.
»Der Vorarbeiter war ein Kollege meines Vaters«, sagte Breen. »Ich habe seinen Namen in einem seiner Adressbücher gefunden.«
»Hat Ihr Vater auf dem Bau gearbeitet?«
»Ja. Und der Mann kannte ihn sehr gut, wie sich herausgestellt hat.« Breen erzählte Tozer die Geschichte, die ihm der Mann über seinen Vater und seine Mutter und deren Flucht aus Irland erzählt hatte.
Tozer baumelte mit den Beinen, rauchte eine Zigarette. »Und Sie haben nicht gewusst, dass Ihre Mutter und Ihr Vater zusammen durchgebrannt sind?«
»Nein. Ich glaube, er hat sich dafür geschämt.«
»Dazu hatte er keinen Grund.«
»Aber damals war das was anderes.«
»Das ist ja unglaublich, dass Sie das jetzt erst herausgefunden haben.«
»Allerdings.«
»Wie geht es Ihnen damit?«
»Ich glaube … Ich nehm’s ihm übel, dass er’s mir nie erzählt hat.« Breen sah sich um, betrachtete die Häuser, die ordentlichen Rasenflächen und Hecken, und fragte sich, was wohl die Nachbarn davon hielten, dass hier ein Beatle wohnte.
»Sie sollten sich freuen, Sie sind ein Kind der Liebe. Das ist wichtig«, sagte sie.
Ein Mann im blauen Overall tauchte hinter einer Hecke auf, zog einen orangefarbenen Rasenmäher hinter sich her. Er sah die beiden eine Weile an, dann bückte er sich und zog an der Anlasserschnur. Der Motor sprang sofort an, und der Mann schob den Rasenmäher über George Harrisons Rasen.
»Meine Familie lebt seit Generationen auf derselben Farm«, sagte Tozer. »Wenigstens ist Ihr Vater rausgekommen. Auch das hat er Ihnen geschenkt. Ich glaube, deshalb sind Sie so gut.«
»Was?« Der Lärm des Rasenmähers wurde lauter.
»Irgendwie passen Sie nirgendwo rein. Deshalb sind Sie so gut in dem, was Sie machen. Sie schleppen keine Altlasten mit sich herum.«
Als der Rasenmäher an ihnen vorbeizog, schrie sie »Entschuldigung«, aber der Mann hörte sie nicht.
Beim nächsten Mal stand Tozer auf und winkte ihm, der Mann blieb stehen und schaltete das Gerät aus.
»Schon besser«, sagte Tozer.
»Sie sind aber schon ein bisschen zu alt dafür, oder?«, meinte der Mann.
»Wie meinen Sie das, ›ich bin zu alt‹?«, fragte Tozer zurück.
»Normalerweise stehen hier Teenager rum.«
»Na, danke schön«, sagte Tozer.
»Wir sind von der Polizei«, sagte Breen.
Der Mann musterte sie von oben bis unten. »Nach Polizei sehen Sie aber auch nicht aus.«
»Wir suchen ein Mädchen namens Carol«, sagte Breen. Der Mann zog eine Tabakdose aus dem Overall und suchte den Tabak.
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