Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
Vom Netzwerk:
Regenmantel über den Kopf. Er war müde. In der vergangenen Nacht hatte er wieder nicht schlafen können.
    »Ich meine, warum haben Sie denn nicht so getan, als hätten Sie selbst erkannt, was es war. Niemand hätte auch nur mit der Wimper gezuckt, wenn’s von einem Mann gekommen wäre.«
    »Ich wollte doch, dass Sie die Anerkennung bekommen, die Ihnen zusteht.«
    »Toll, herzlichen Dank, Sir.«
    Auch ihm war durch den Kopf geschwirrt, woher sie das wohl gewusst hatte. Der Gedanke verwirrte ihn, aber nicht nur dieser. Mehrfach hatte er Licht gemacht, sein Notizbuch genommen, das neben dem Bett lag, und die Seiten angestarrt, die er nach dem Besuch des Fan-Clubs vollgeschrieben hatte.
    Sam Ezeoke öffnete die Haustür und bat sie, in den geräumigen Flur einzutreten. An einer Wand stapelten sich Kartons. »Ezinwa?«, rief er die dunkle Holztreppe hinauf. »Wir haben Besuch. Darf ich Ihnen die Mäntel abnehmen. Bitte entschuldigen Sie das Chaos. Wir sind erst kürzlich in dieses Haus gezogen und immer noch mit Auspacken beschäftigt.« Sein Akzent klang englischer als der von Breen oder Tozer.
    Breen stampfte mit den Füßen, um die Regentropfen abzuschütteln.
    »Also, verraten Sie mir, weshalb Sie mich sprechen möchten?«, sagte der Mann.
    »Wir konnten die Tote noch nicht identifizieren und führen erneut Gespräche mit den Anwohnern, falls doch jemand eine Einzelheit übersehen haben sollte.«
    Eine Frau mit strengem Blick, langem Kleid und weißer Bluse, die Haare unter einem bunten Kopftuch versteckt, kam die Treppe herunter. Sie war groß und schlank.
    »Ezi, die beiden haben noch mal ein paar Fragen wegen des Mordes an dem armen Mädchen.« Er wandte sich an die Polizisten: »Das ist meine Frau, Ezinwa.«
    Der Gesichtsausdruck seiner Frau wurde sofort sanfter: »Entsetzlich ist das. Ich habe vorgestern mit einem Polizisten gesprochen, aber ich fürchte, ich konnte kaum helfen. Wir wohnen noch nicht lange hier im Viertel.«
    Anders als ihr Ehemann, der perfekt Englisch sprach, hatte sie einen starken Akzent.
    Breen war mit dezenter Blümchentapete aufgewachsen. Das Wohnzimmer der Ezeokes war das Gegenteil davon – schrill und ungewohnt. Sie besaßen den größten Fernseher, den Breen je gesehen hatte, dazu eine Musiktruhe mit Walnussfurnier, an der ein Stapel LPs lehnte. Ganz vorne stand ein Album mit grellgelbem Cover: Dancing Time No 5 Commander in Chief Stephen Osita Osadebe and his Nigerian Sound Makers. Große dunkle Holzfiguren prangten auf dem Kaminsims. An der Wand hing eine riesige Maske aus weiß bemaltem Holz, die Augen dunkle Löcher, Bastfransen am unteren Rand. Leuchtend bunte moderne Gemälde hingen ungleichmäßig an den Wänden verteilt. Das Bild gegenüber der Fensterfront zeigte eine Reihe übertrieben kurvenreicher Tänzerinnen, Pinselstriche flogen von ihnen weg in alle Richtungen. Zwei oder drei Gemälde lehnten noch an den Wänden, warteten darauf, einen Platz zugewiesen zu bekommen. Ein Schwarz-Weiß-Foto im goldenen Rahmen zeigte einen bärtigen Mann mit rundem Gesicht und gebügeltem Anzug vor einer leicht verrutschten Flagge. Darüber hing ein Fliegenwedel aus Pferdehaar. Das Zimmer wirkte vollgestopft. Als würde das, was sie besaßen, eigentlich unmöglich in einen Raum dieser Größe passen.
    »Bitte. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Tee, Kaffee, Coca-Cola?«, fragte Mrs Ezeoke. Sie überragte Constable Tozer. Trotz ihres afrikanischen Aussehens,ihrer Eleganz, schien sie unbedingt ebenso englisch klingen zu wollen wie die anderen.
    »Nun«, sagte Mr Ezeoke. »Dann haben Sie also Probleme, das tote Mädchen zu identifizieren?«
    Tozer reagierte gereizt. »So würde ich es nicht nennen.«
    Ezeoke lächelte. »Verzeihen Sie. Meine Frau macht mir meine unpassenden Formulierungen auch häufig zum Vorwurf.«
    »Das sind sehr ungewöhnliche Gemälde, Mr Ezeoke«, sagte Breen und sah sich um.
    »Gefallen sie Ihnen?«, strahlte der Mann.
    Die Farbe war dick aufgetragen, starke schwarze Linien ergaben Umrisse, die an tanzende oder in Fässern stampfende Frauen mit breiten Hinterteilen denken ließen. »Sie stammen größtenteils von bekannten Künstlern aus Biafra. Dieses hier ist von Uche Okeke und dieses«, er zeigte auf eine kleinere weiße Leinwand, »von Chike Anakior. Vielleicht haben Sie die Namen schon mal gehört?«
    Breen schüttelte den Kopf. »Tut mir leid …«
    »Kommt noch.« Ezeoke lachte laut. »Eines Tages werden diese Leinwände viele tausend Pfund wert

Weitere Kostenlose Bücher