Abbey Road Murder Song
sein.«
Breen starrte die kontrastreichen Farben an.
»Kommen Sie aus Biafra?« Er versuchte, sich das Land auf der afrikanischen Karte vorzustellen, aber er hatte keine Ahnung, wo es lag. Er wusste, dass er den Namen im vergangenen Jahr häufig in den Nachrichten gehört hatte.
»Ja«, erwiderte Ezeoke. »Das kann ich mit Stolz behaupten.« Seine Frau kam mit einem Tablett voller Getränke und Plätzchen auf einem Teller mit Spitzendeckchen aus Papier herein.
»Essen Sie, bitte«, lächelte sie. »Mein Mann ist in England aufgewachsen. Aber er ist afrikanischer als ich.«
»Meine Frau hat sich dagegen vollkommen den hiesigen Gepflogenheiten angepasst. Bitte greifen Sie zu«, sagte Ezeoke und lachte erneut. »Ich darf erst nach Ihnen.«
Breen nahm einen Schokoladenkeks, Tozer ein Schokoladenstäbchen, Ezeoke beugte sich vor und griff gleich drei rosa Waffelkekse mit seinen großen Schaufelhänden.
»Tobt in Biafra nicht gerade ein Krieg?«, fragte Breen.
»Doch natürlich«, sagte der Chirurg. »Mein Land kämpft um seine Unabhängigkeit. Derzeit kann ich nicht einmal in meine Heimat reisen, um meine Verwandten zu besuchen. Es ist eine Tragödie.«
»Das muss sehr schwer für Sie sein.«
Ihr Gastgeber konnte nicht sofort antworten, er hatte sich einen der rosa Waffelkekse in den Mund geschoben und kaute. Krümel fielen ihm von den Lippen. Er nahm das Glas Limonade, das ihm seine Frau eingeschenkt hatte, und spülte den Keks damit hinunter. Anschließend sagte er: »Die Briten haben die Landkarte mit dem Lineal unterteilt, aber im modernen Afrika sind diese Grenzen nicht mehr relevant. Und wir bezahlen heute mit dem Leben dafür. Ich selbst bin zu alt, um zu kämpfen, aber viele meiner Angehörigen sind in die Kämpfe verwickelt.«
»Hey alter Mann, du bist vielleicht zu alt, um zu kämpfen, aber doch nicht zu alt, um höflich zu sein. Benimm dich nicht wie ein Schwein, iss nicht alle Kekse allein auf«, sagte Mrs Ezeoke.
Breen versuchte, sich zu erinnern, was er über den Krieg gelesen hatte. Er kam ganz durcheinander, verwechselte Biafra mit Vietnam. Nur bruchstückhaft fielen ihm die Fakten wieder ein. Im vergangenen Jahr hatten die Kämpfe begonnen. Ein Teil von Nigeria hatte sich abgespalten, aber er konnte sich nicht mehr erinnern, weshalb, oder welche Seite die Oberhand gewonnen hatte.
»Natürlich wäre es besser gewesen, Ihre Regierunghätte unser Land anerkannt«, sagte Mr Ezeoke. »Dann wäre der Krieg in wenigen Wochen vorbei gewesen und hätte weit weniger Menschenleben gekostet. Aber Sie haben es unterlassen und damit dem Völkermord Vorschub geleistet, weil Sie immer noch Imperialisten und scharf auf unser Öl sind. Wenn wir gewinnen, verkaufen wir unser Öl an die Länder, die uns unterstützt haben.«
Seine Frau schnalzte mit der Zunge. » Mechi onu . Die Beamten sind nicht gekommen, um sich deine politischen Ansichten anzuhören. Sie suchen einen Mörder.«
»Entschuldigen Sie bitte.« Ezeoke lächelte Breen an. »Meine Frau hat recht. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen.«
Breen zeigte ihnen das Foto des toten Mädchens. Mrs Ezeoke setzte sich neben ihren Mann auf die Armlehne des Sessels und betrachtete es gemeinsam mit ihm. Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid«, sagte Sam Ezeoke. »Ich wünschte, ich könnte behaupten, sie wiederzuerkennen.«
Seine Frau schüttelte ebenfalls den Kopf. »Sie war offensichtlich sehr jung. Wie entsetzlich.«
Sie saßen an einem kleinen, aufwendig geschnitzten afrikanischen Tisch, geometrische Muster zierten das dunkle Holz. Ein riesiger gläserner Aschenbecher stand in der Mitte.
»Haben Sie mitbekommen, dass in dem Hof, in dem die Leiche gefunden wurde, sämtliche Schuppentüren offenstanden?«, sagte Breen.
»Oh Gott, ja«, sagte Mrs Ezeoke und beugte sich vor. »Die Türen haben die ganze Nacht geklappert. Jede Nacht. Mein Mann hat sich mit einer Hausbewohnerin dort fast geprügelt, weil er sich darüber beschwert hat. Wir konnten deshalb nicht schlafen.«
Der Chirurg schmunzelte. »Ganz so vulgär war es nicht, Ezi. Ich war ausgesprochen höflich.«
Breen zog sein Notizbuch heraus und blätterte die Seiten durch. »War das eine gewisse Mrs …« Er fand den Namen. »Miss Shankley?«
»Ich habe sie nicht nach ihrem Namen gefragt«, sagte Ezeoke. »Ich glaube auch nicht, dass sie sich für meinen interessiert hat. Wobei ich ihn ihr natürlich gerne buchstabiert hätte, hätte sie gefragt«, er kicherte. »Sie forderte
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