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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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Unbeholfenheit schien ihr nichts auszumachen. Er fragte: »Und welcher ist der Lieblingsbeatle Ihrer Schwester?«
    Sie verstummte.
    »Der von Alexandra? Ihrer Schwester?«
    Tozer sah weg und sagte: »Oh Gott. Sie war auch Lennon, durch und durch. Hatte sogar dieselbe Kappe, ist Ihnen das gar nicht aufgefallen?«
    »Nein«, sagte Breen. Ihm wurde bewusst, dass sie nun schon zum zweiten Mal in der Vergangenheitsform von ihr sprach.
    Der Geruch von altem Kohl hing in der Luft der alten Markthallen. Sie gingen eine Weile schweigend umher. Schließlich sagte Breen: »Sie haben gesagt, Sie hätten noch nie eine Leiche gesehen.«
    »Hab ich auch nicht«, erwiderte Tozer. Sie blickte ihn neugierig an, dann gingen sie weiter. Sie bewegten sich langsam in Richtung Wagen. Auf der King Street standen zwei Männer am Eingang eines Ladens, der in einen Nachtclub für Hippies umfunktioniert worden war. Er nannte sich Middle Earth – der Name war an die Tür gemalt. Die beiden Männer hatten E-Gitarren dabei, einer trug die Haare schulterlang und einen Afghanenmantel, der andere hatte lange Korkenzieherlocken, eine hellblaue Nickelbrille und eine dieser Militärjacken mit Goldborte, wie sie auch ein Reiter der Light Brigade tragen könnte.
    Auf einen der Gitarrenkoffer war ein Union Jack gemalt. Wenn das ironisch sein sollte, dann konnte Breenmit dieser Art von Ironie nichts anfangen. Engländer und jung zu sein, bedeutete überlegen zu sein. Britannia waives the Rules. Breen hatte sich gelinde gesagt immer fremd gefühlt in diesem Land. Wenn er so etwas sah, gleich doppelt.
    Diese jungen Menschen lebten in einer anderen Welt. Männer wie er und Carmichael waren in der Hoffnung aufgewachsen, einmal bessere Anzüge zu tragen als ihre Väter. Diese hier wollten gar keine Anzüge tragen. Sie interessierten sich nicht dafür, Karriere zu machen, in die Welt der Erwachsenen einzutreten. Sie wollten niemals richtig erwachsen werden. Ihren Blicken nach zu urteilen verachteten sie alles, wofür Breen stand, wobei er sich gar nicht so sicher war, ob er überhaupt für etwas stand. Und möglicherweise steigerte dies ihre Verachtung nur umso mehr.
    Das Schaufenster des Ladens war über und über mit knallbunten Plakaten beklebt, die für Bands mit Namen wie Pink Floyd, The Nice und The Pretty Things warben, die Sicht auf alles dahinter blieb dadurch verwehrt. Als Breen und Tozer vorbeigingen, wurden sie von den beiden Hippies beäugt. Scheiß auf Love and Peace. In England bildeten sich gerade neue Fronten.
    Später fuhren sie an der Wache vorbei, um zu fragen, ob sich Wellington schon gemeldet hatte.
    Marilyn kurbelte gelangweilt am Hektographen.
    Sie blickte von Tozer zu Breen und wieder zurück. »Seid ihr jetzt ein Team?«, fragte sie Breen.
    »Sie ist noch in der Probezeit.«
    »Dann setz mal Teewasser auf, meine Liebe«, sagte Marilyn zu Tozer. »Ich bin am Verdursten.«
    »Mach ich nicht«, sagte Tozer. »Setz dein Wasser selbst auf.«
    »Ist sie nicht reizend?«, erwiderte Marilyn und kurbelte weiter. »Hab gehört, du hast sie mitgenommen und Befragungen durchführen lassen.«
    »›Sie‹ steht direkt vor Ihnen«, sagte Tozer.
    Breen blickte von Tozer zu Marilyn und wieder zurück, kapierte, dass er in eine heikle Situation geraten war, die kein gutes Ende nehmen konnte.
    »Ich koche immer Tee für alle«, sagte Marilyn. »Warum soll sie das nicht auch machen?«
    »Weil ich gar keinen Tee trinken möchte.«
    Marilyn hörte auf zu kurbeln und funkelte Tozer böse an.
    »Na, dann koche ich ihn halt«, sagte Breen schließlich. Beide Frauen starrten ihn an. Hinten in der Küche kramte er auf der Suche nach Teebeuteln in den Schränken. »Hat sich Wellington gemeldet?«, rief er Marilyn zu.
    Marilyn kam, lehnte sich an den Türrahmen und sah ihm zu. »Er hat vor einer Stunde angerufen. Meinte nur, es sei genau das, was du vermutet hast. Wollte mir aber nicht sagen, was. Hat behauptet, das ginge mich nichts an.«
    Breen guckte in eine Dose, aber es war Nescafé drin.
    »Links«, sagte sie. Breen fand die Holzschachtel, öffnete sie und suchte nach Bechern. Marilyn ließ ihn noch eine Weile kramen, dann sagte sie über ihre Schulter hinweg: »Im Schrank ganz oben«, und kehrte ins Büro zurück.
    Breen folgte ihr wenig später mit zwei Bechern, kleckerte sich im Gehen Tee auf die Hose. Er stellte die Becher auf Marilyns Schreibtisch und wischte über die Flecken.
    »Und wo ist meiner?«, fragte Tozer.
    »Jetzt lässt sich die Schnalle von

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