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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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Leichenfundort gesehen hatte. Eine Minute lang starrte er das Bild an, war sich nicht sicher, ob ihm sein Verstand einen Streich spielte.
    »Das ist sie nicht«, sagte er schließlich.
    »Lass mal sehen«, meinte Marilyn.
    Sie hielt die Zeichnung in einer Hand und Breens Foto des toten Mädchens, das er bei seinen Befragungen herumgezeigt hatte, in der anderen. »Nicht so richtig, oder?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Hat sie sich denn verändert? Ist ja schon zwei Tage her.«
    »Sie liegt im Kühlschrank. Leichen verändern sich nicht. Jedenfalls eine ganze Weile lang nicht.«
    »Verstehe«, sie blickte von einem Bild zum anderen.
    »Als hätte er eine vollkommen andere Frau gezeichnet.« Die Frau hatte eine schmale Adlernase.
    Marilyn kehrte an ihren Schreibtisch zurück, nahm den Hörer und telefonierte.
    Breen ging ebenfalls an seinen Schreibtisch und setzte sich. Es war bereits dunkel. Die Tage wurden kürzer. Er zog eine Schreibtischschublade auf und nahm erst seine Bleistifte heraus, dann den Bleistiftanspitzer, den er zusammen mit dem Schreibtisch geerbt hatte. Er hatte ganz unten in seinem Aktenschrank gelegen, einer von den großen, mit Kurbel. Jetzt klemmte er ihn an die Tischkante und spitzte einen Bleistift nach dem anderen. Das hatte etwas Befriedigendes, jeder Bleistift bekam eine neue glänzende Spitze. Einem Impuls folgend beugte er sich vor und roch an dem Spitzer. Der satte Duft von trockenem Zedernholz drang ihm in die Nase.
    »Was machst du da?«, fragte Jones.
    Breen blickte verlegen auf. »Ich hab an den Spitzerabfällen gerochen.«
    Jones sah ihn an. »Du liebe Güte.« Und widmete sich wieder seiner Arbeit. »Er hat an den Spitzerabfällen gerochen.«
    Marilyn rief durch den Raum: »Ihr werdet’s nicht glauben. Der Zeichner hat die falsche Leiche erwischt.« Die Blicke wurden von den Tischen gehoben. »Im Leichenschauhaus der Universität liegen zwei nicht identifizierte. Die eine hat die Nummer 97617, die andere 97611. Die letzte Eins sah aus wie eine Sieben, und deshalb haben sie die falsche für ihn rausgeholt. War nicht seine Schuld.«
    »Du liebe Zeit.«
    »Sie sagen, es tut ihnen leid.«
    »Das will ich hoffen.« Breen betrachtete erneut die Zeichnung. Die flüssigen Striche, den seltsam deplatziert wirkenden Schwung einer Wimper, der dezente Glanz toter Lippen. Die besondere Sorgfalt des Künstlers.
    »Und wie schnell kann er eine neue Zeichnung machen?«
    Sie sprach wieder in den Hörer. »Ich versuch ihn anzumelden, aber morgen geht’s nicht, und dann ist schon Wochenende.«
    Breen stöhnte. »Wie sieht’s Samstag aus?«
    »Am Wochenende arbeitet er nicht«, sagte sie.
    Das bedeutete, die Zeichnung würde frühestens am kommenden Dienstag erscheinen, die Zeitungen mit ihrem Bild kämen also erst eine ganze Woche nach dem Mord an die Kioske. Die Chancen, den Täter zu fassen, schwanden. Je länger sich das Ganze hinzog, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass der Fall zum Abschluss gebracht werden konnte.
    »Und wie läuft’s so mit der Emanze, Paddy?«, fragte Jones. »Hätte nichts dagegen zuzusehen, wenn die ihren BH verbrennt.«
    »Du bist so armselig«, sagte Carmichael.
    »War bloß ein Witz«, sagte Jones.
    »Bei der gibt’s nichts zu sehen. Die ist flacher als ein verfluchter Billardtisch«, behauptete Carmichael.
    »Du musst es ja wissen«, sagte Jones.
    »Die macht nichts wie Ärger.«
    »Hat dich wohl nicht rangelassen?«
    Marilyn legte ihre Hand über die Sprechmuschel und sagte: »Entschuldigung, Jungs. Wenn’s euch nichts ausmacht, ich versuch hier zu telefonieren.«
    »Anders als Marilyn«, sagte Prosser, ohne auf sie einzugehen. »Wenn die ihren BH verbrennt, wäre ich tatsächlich gerne dabei. Da hast du richtig was in der Hand. Die hat Nippel wie ein Lockheed Starfighter.«
    »Komm schon, Marilyn. An deinem Freund sind die doch verschwendet«, sagte Jones.
    »An dir wären sie verschwendet, mein Lieber.« Marilyn gab ihm mit zwei Fingern zu verstehen, dass er sie am Arsch lecken könne und setzte ihr Telefonat fort.
    »Hab gehört, Pilcher hat nichts gefunden«, meinte Jones. »Anscheinend hat er eigenes Material eingesetzt, wenn ihr versteht, was ich meine?«
    Carmichael sah ihn wütend an. »Wer zum Teufel hat dir das denn erzählt?«
    »Stimmt das, John?«, fragte Breen.
    »Natürlich nicht, verdammt noch mal«, sagte Carmichael. »Wem willst du hier was unterstellen, Paddy?«
    Breen antwortete nicht.
    »Spuck’s aus, Paddy. Du wirst sonst noch wie Bailey,

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