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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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in denen sich der Regen durch seinen Mantel gefressen hatte, war klar, dass sie nicht wiederkommen würde.
    Auf der Straße war es ruhig. In Maida Vale angekommen, hatte er Wasser in den Schuhen und war völlig durchnässt. Um ein Taxi heranzuwinken, musste er sich im inzwischen strömenden Regen an den Bordstein stellen und die Hand ausstrecken, während die Autos an ihm vorbeispritzten.

zwölf
    »Warst du schwimmen?«, fragte Marilyn.
    »Hör auf.« Er löste die Schnürsenkel, schälte sich die Socken von den Füßen und drapierte sie auf der Heizung.
    »Protokoll bleibt Protokoll. Das hätte man mir sagen müssen.« Er hörte Bailey in seinem Zimmer telefonieren.
    »Hast du Tozer gesehen?«
    »Ist ja auch nicht das erste Mal, dass so was vorkommt.«
    »Nein. Wieso? Hast du sie verloren?«
    »Entweder man macht es richtig, oder man macht es falsch.« Wenn Bailey der Kragen platzte, sprach er in kurzen abgehackten Sätzen. »Das ist keine Entschuldigung. Wenn ich anfangen wollte, Ihre Beamten herumzukommandieren, bräche die reine Anarchie aus. Es gilt Vorschriften und gewisse Abläufe zu beachten.«
    »Sei froh, dass du sie los bist«, sagte Marilyn.
    Im Büro war es mucksmäuschenstill, alle lauschten. Jones saß vor einer Schreibmaschine, die Zeigefinger schwebten über der unberührten Tastatur. Marilyn stand mitten im Raum, in der einen Hand einen Becher Tee, in der anderen eine Zigarette.
    »Was ist denn los?«, fragte Breen.
    »Das ist ein einziges Chaos, damit machen wir uns zum Gespött.«
    Marilyn verzog das Gesicht. »Irgendwo in Marylebone wird ein Haus durchsucht«, sagte Marilyn. »Ich hab gerade den Anruf von New Scotland Yard zu ihm durchgestellt, anscheinend hatte Bailey keine Ahnung davon.«
    »Der regt sich bloß auf, weil die den Papierkram nicht ordentlich erledigt haben«, sagte Prosser.
    Jones’ Telefon klingelte, er ging dran.
    »Wusstest du was davon?«, fragte Breen Marilyn.
    »Nicht das Geringste«, erwiderte sie. »Du?«
    »Nein.«
    »Wollen Sie behaupten, Sie wären ein Sicherheitsrisiko eingegangen, wenn Sie mich in Kenntnis gesetzt hätten. Wollen Sie das sagen?«
    »Das ist nicht dein Ernst, oder? Du verarschst mich«, sagte Jones ins Telefon.
    »Was ist los?«
    Jones legte mit einem Freudenschrei auf. »Verfluchte Scheiße«, sagte er. »Da kommt ihr nie drauf.«
    »Worauf?«
    »Ratet mal, wen Pilcher gerade mit seinen Leuten nach Paddington Green verfrachtet.«
    »Wen?«
    »John Lennon und seine japanische Schnalle.«
    »Pilcher? John Lennon?«
    »Warum?«
    »Drogen. Die haben John Lennon auf Drogen gefilzt. Sind schon unterwegs, und deshalb scheißt sich der Chef jetzt in die Hosen.«
    »Drogen?«
    »Ja, John Lennon und diese Alte, diese Yoko Boko.«
    »Yoko Boko? Wer soll das sein?«
    »Pilcher ist einfach hin und hat’s durchgezogen. Diesen Lennon würde ich jetzt zu gerne mal singen hören.«
    » Help. I need somebody. Help «, trällerte Prosser.
    Gelächter ringsum.
    » I’m down. I’m really down. I’m down … «
    Ausgelassene Heiterkeit. Einigen der jüngeren Beamten kamen die Tränen vor Lachen.
    » I should have known better …«
    »Hey, das ist gut.«
    Jones schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sang: » All you need is love .«
    »Was soll das jetzt, Jones?«
    »Ist doch ein Song von denen, oder?«
    »Ja, ist aber nicht lustig, du Vollidiot.«
    Jones guckte getroffen.
    Marilyn reichte Breen einen großen braunen Umschlag. »Hier ist die Porträtskizze des Mädchens von unserem Zeichner«, sagte sie. Leiser setzte sie hinzu: »Wenn du willst, können wir nachher noch was trinken. Die Jungs gehen noch weg.«
    »Ich glaube kaum, dass die mich dabeihaben wollen.«
    »Dann gehen wir beide halt woandershin.«
    »Hört euch das an«, sagte Jones. »Ich dachte, du hättest einen Freund, Marilyn.«
    »Wollte Breen bloß aufmuntern.«
    »Mir würde auch einfallen, wie du meine Laune verbessern kannst, Marilyn«, sagte einer der anderen.
    »Ihr widert mich an.«
    Die Evening News und der Evening Standard waren nicht bereit, Fotos von Toten zu drucken, aber Zeichnungen veröffentlichten sie. Breen hoffte, das Mädchen mit Hilfe der Zeitungsleser identifizieren zu können, und hatte bei einem Polizeizeichner ein Bild des Opfers in Auftrag gegeben. Doch als er die Pastellzeichnung aus dem Umschlag zog, hielt er inne und runzelte die Stirn.
    Die junge Frau war überhaupt nicht wiederzuerkennen. Sie war blass, knochig, sehr dünn und viel älter als die Tote, die er am

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