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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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kümmern uns morgen drum.«
    »Ja, morgen.« Breen war zu müde, um weiter zu denken.
    Die Dunkelheit war undurchdringlich. Noch nie hatte er eine derart schwarze Nacht gesehen. Er lehnte seinenKopf an die Beifahrertür und schloss die Augen, während Tozer den Wagen über die gewundenen Straßen steuerte.
    Er wachte auf, als sie ihm sanft auf die Schulter klopfte. Sie waren an einem Bauernhaus angekommen, im Licht, das durch den Eingang drang, stand eine Frau.
    Tozers Stimme kroch in sein Gehirn: »Erzählen Sie ihr nichts von unserem Fall, das würde ihr zusetzen. Ich denke mir was aus.«
    Breen brauchte lange, bis ihm wieder einfiel, wo er war. Er starrte Tozer ausdruckslos an. Sie war jetzt ausgestiegen, hatte die Arme um die kleine Frau an der Tür gelegt und küsste sie auf den Hals. Bis er bei der Tür angekommen war, zog Tozer bereits ihre beiden Koffer aus dem Kofferraum.
    Es war ein grob verputztes Cottage mit kleinen Fenstern. »Bleiben Sie doch nicht in der Kälte stehen, kommen Sie rein«, sagte die kleine rundliche Frau mit einem noch breiteren Devon-Akzent als ihre Tochter.
    Breen wollte Tozer einen Koffer abnehmen – es kam ihm unmännlich vor, ihn von einer Frau schleppen zu lassen, noch dazu im Beisein ihrer Mutter –, doch sie ignorierte seine ausgestreckte linke Hand. »Schläft er in Alex’ Zimmer, Ma?«
    »Ja, genau.«
    Sie verschwand durch eine Tür im holzverkleideten Flur, der sich mitten durchs Haus zog. Breen war jetzt eingetreten und blinzelte gegen das Licht.
    »Ihr habt doch sicher Hunger, oder?«, fragte Mrs Tozer. »Edward?«, rief sie, »komm mal her.« Ihre schlanke Figur hatte Helen Tozer offensichtlich von ihrem Vater geerbt. Er kam in einer alten Cordhose und einem Wollhemd aus dem Wohnzimmer, das gegenüber der Tür lag, durch die Helen verschwunden war. Drinnen im Halbdunkel quasselte ein alter Fernseher, die einzige andere Lichtquelle war ein auf Stufe zwei rosa glühendes elektrisches Kaminfeuer. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte der Mann und streckte ihm eine Hand hin. Breen schlug ein, spürte die lederige Haut des älteren Mannes. Er roch nach Tabak und Vieh.
    »Das ist sehr nett von Ihnen, dass ich hier übernachten darf«, sagte Breen.
    Der Mann nickte schweigend und setzte sich wieder vor den Fernseher.
    Mrs Tozer führte Breen in die Küche, ein niedriger Raum mit Holzbalken und einem Herd in der Ecke. »Was gibt’s zu essen, Mama?«, fragte Tozer und kam die engste Treppe herunter, die Breen je gesehen hatte.
    »Rinderstew mit Knödeln.«
    »Endlich wieder zu Hause«, sagte Tozer.
    »Das könntest du öfter haben«, sagte ihre Mutter und wischte sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab.
    »Ich hab zu tun«, sagte ihre Tochter, beugte sich hinunter, stippte einen Finger in einen der Töpfe und leckte ihn ab. »Ich bin am Verhungern«, sagte sie.
    Breen verbrachte die Nacht in einem schmalen Bett unter niedrigen Deckenbalken. Ein kleines schiefes Zimmer mit einem Riegel an der Tür. Ein Teppichläufer, abgenutzt, aber sauber. Sein Bett war bereits angewärmt, weil Tozers Mutter eine Wärmflasche in einem gestrickten Bezug hineingelegt hatte, dabei war es alles andere als kalt. Das Zimmer wurde vom Herd in der Küche unten beheizt, es roch nach Seife und frischem Brot. Baumwollbettzeug, das nach dem Waschen an der frischen sauberen Luft getrocknet war, ein Zweig getrockneter Lavendel hing neben dem Kopfende des Bettes an der Wand und duftete herrlich intensiv. Ein voller Bauch und ein weiches Kissen.
    Ein Haus, in dem Frauen lebten – einige Sekundenlang genoss er das unvertraute Gefühl, dann fiel er in eine alles umschließende Leere.

sechzehn
    Sehr viel später hörte er Musik. Er hatte sie schon eine ganze Weile im Kopf gehabt, üppig und bunt, fremd und neu, sie nahm unerwartete Formen und Schattierungen an, wechselte unentwegt die Stimmung, und langsam kam er dabei zu sich.
    Einen Text gab es auch, der zunächst nur auf traumhafte Art Sinn ergab. Er lag da und hörte weniger zu, als dass er die Klänge in sich aufnahm, bis er schließlich zu einer herrlichen Klarheit gelangte und alles deutlich verstand. Es ging darum, dass nur noch wenige, tränenreiche Tage blieben, aber gesungen wurde seltsam flott.
    » Yes, it seems so long «, hörte er eine Mädchenstimme, » girl, since you’ve been gone … «
    Die Sonne schien durch die dünnen Vorhänge. Helen Tozer sang nebenan mit, ihr Schlafzimmer musste direkt auf der anderen Seite der hölzernen

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