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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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schwimmen gegangen. Das haben wir uns selbst beigebracht. Unsere Eltern können beide nicht schwimmen. Jeden Sommer gab’s eine Art Wettrennen, wer als Erste im Wasser war.«
    »Ist das nicht furchtbar schlammig?«
    »Ein bisschen.«
    »Und das hat Ihnen nichts ausgemacht?«
    »Nein. Einmal ist sie an einem heißen Tag im Mai rein, als das Wasser noch eiskalt war. Im nächsten Jahr hab ich sie geschlagen, ich bin nämlich schon im April baden gegangen. Gott, das war vielleicht kalt. Mir haben die Knochen weh getan.«
    »Also haben Sie gewonnen?«
    »Nein. Zum Schluss hat sie mich doch noch überholt.«
    Er blieb stehen. Unter seinem Fuß lag eine Porzellanscherbe. Er hob sie auf und betrachtete sie; ein blau gemustertes Dreieck mit Sprung, an den Kanten hing Seetang. Eine kleine Brücke war darauf zu sehen. Er blickte sich um. Da lagen Dutzende kleiner schartiger Keramikscherben zwischen den Steinen, auch grünes, blaues und braunes Glas.
    »Im Jahr bevor sie getötet wurde, sind Mum und Dad an Silvester zu einer Party gefahren, also haben wir selbst eine gefeiert. Nur sie und ich. Mit Feuerwerk und allem. Na ja, also jedenfalls ein paar Wunderkerzen«, erzählte sie. »Wir hatten zwei Flaschen Cider in die Scheune geschmuggelt und hinten Feuer gemacht. Und dann Happy New Year! Ich hab zu viel getrunken und bin am Feuer eingeschlafen, hab den Jahreswechsel verpennt. Irgendwann nach Mitternacht hat sie mich geweckt. Sie stand splitterfasernackt und mit klappernden Zähnen im Mondlicht vor mir. Sie meinte: ›Frohes neues Jahr … und übrigens … ich hab deinen Rekord gebrochen.‹ Um fünf nach zwölf war sie im Wasser. Sie hat getrieft. Ihre Haut war blau. Ich weiß noch, wie sie dastand, dürr wie ein Gespenst, überall Gänsehaut und vor Kälte gebibbert hat sie. Aber sie hatte mich geschlagen.«
    »Das hätte gefährlich werden können.«
    »Sagt der Mann, der vor Kühen Angst hat.«
    »Ich hatte keine Angst.«
    »Sie meinen, sie hätte dabei draufgehen können?«, sagte sie.
    »Nein, das nicht.«
    »Dann hätte sie jemandem die Arbeit erspart.«
    Tozer ging voraus, weiter über den schmalen Damm aus Steinen und Muscheln. Breen trottete hinter ihr her, bemühte sich, möglichst nicht hinzufallen. Seine Socken waren in die Gummistiefel gerutscht, und er hatte kalte Füße.
    »Ich dachte, wenn ich Punkt Mitternacht im darauffolgenden Jahr ins Wasser gehen würde, hätte ich sie geschlagen, und dann würde sie mich nie wieder übertrumpfen können. Aber dazu ist es nicht mehr gekommen. Wenigstens hat sie sich eine Bronchitis geholt. Geschah ihr verdammt noch mal recht.«
    Vögel wie der, den Breen über dem Dickicht gesehenhatte, wo Alexandras Leiche gefunden worden war, kreisten jetzt über dem Farmhaus. Tozer sah, dass er sie beobachtete, und sagte: »Krähenwürger«.
    Sie bogen um eine Kurve, erschreckten ein paar Enten, die ärgerlich quakend aufflatterten. Sie flogen über das Watt aufs Meer hinaus.
    »Es ist wunderschön hier«, sagte er, weil es stimmte und er dachte, dass sie es gerne hören würde.
    »Das ist es wirklich, oder?«, sagte sie. Sie nahm einen Stock und schlug einen Pfad durchs Brombeergestrüpp zurück aufs Feld. »Aber ich halte es hier nicht mehr aus.«
    Der Wagen spritzte durch den Schlamm, entfernte sich von der Farm, der Motor röhrte die steile Straße aus dem Tal hinaus Richtung Dartmoor und weiter in östlicher Richtung nach Cornwall.
    Bei Tageslicht wirkte die Landschaft keineswegs weniger wild. Wo man hinsah abgestorbenes Farnkraut und Granitfelsen. Verkrüppelte Bäume bogen sich im Wind. Der Boden schien vollgesogen mit Wasser. Schafe drängten sich an den Steinmauern zusammen. Breen wurde schon vom Hingucken kalt. Die Sonne verschwand hinter den Wolken. Die Wärme hatten sie in den niedriger gelegenen Tälern hinter sich gelassen. Als sie sich Liskeard näherten, wurden sie von Bodennebel eingeschlossen.
    Bei Tageslicht fuhr Tozer schneller über die Landstraßen, bremste an den Biegungen erst in letzter Sekunde ab, was Breens Nerven keineswegs guttat. Als sie den Ort über die Ausfallstraße wieder verließen, gelangten sie an eine weitere Kurve. Plötzlich raste ihnen ein Wagen aus dem Nebel entgegen.
    Breen wollte »Bremsen!« schreien, doch es kam kein Ton heraus. Zeit blieb sowieso keine mehr, weil der Wagen viel zu schnell war.
    Die schmale Straße, auf beiden Seiten von hohen Böschungen begrenzt, ließ kaum Raum zum Ausweichen.
    Tozer riss das Lenkrad nach links. Äste

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