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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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dem Laden kam, bog ein Bus der Linie 13 nach Golders Green um die Ecke. Er rannte hinterher und erwischte ihn noch an der Haltestelle Great Portland Street. Beim Einsteigen hielt er dem Schaffner kurz seinen Dienstausweis hin. Breen wollte sich setzen und gleichzeitig den Ausweis verstauen, aber das war gar nicht so einfach. Um ein Haar hätte er das Gleichgewicht verloren und wäre auf dem Schoß einer dicklichen Dame mit Feder am Hut gelandet.
    Er fuhr bis zur Wache St John’s Wood, stieg aus und ging in westlicher Richtung weiter zur Abbey Road, anschließend runter zu den Cora Mansions.
    Miss Shankley hängte auf dem Laubengang Wäsche auf. Sie sah zu ihm runter. »Dann haben Sie ihn also? Und tot ist er, oder? Was wollen Sie dann noch hier?«
    Er sah sich nach der Londoner Skyline aus Schornsteinen und Kränen um. »Nur ein paar offene Fragen klären.« Er zog das Foto des Majors mit seiner Frau aus der Tasche. »Haben Sie den Mann hier schon mal gesehen?«
    »Ist das der Mann, der’s getan hat? Sah ja nicht schlecht aus, oder?«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihn gesehen hätten.«
    »Ich glaube nicht, dass ich den schon mal gesehen habe. Welcher Mann bringt sein eigenes Kind um? Man kann sich auf gar nichts mehr verlassen. Gibt schon seltsame Menschen auf der Welt.« Sie nickte einer Gestalt auf der Treppe zu.
    Breen drehte sich um und sah Mr Rider mit einem kleinen Aktenkoffer in der Hand näherkommen. Als er Miss Shankley im Gespräch mit Breen sah, eilte er weiter.
    »Mr Rider?«, rief ihm Breen hinterher.
    Im vierten Stock holte er ihn auf dem Gang ein.
    »Was wollen Sie denn jetzt noch?«, fragte Rider.
    »Ich möchte nur wissen, ob Sie diesen Mann kennen.«
    »Alle reden über mich, wissen Sie das?«
    Breen nahm das Foto.
    »Er ist tot, oder?«, sagte Mr Rider. »Ich hab’s in der Zeitung gelesen.«
    »Ja.«
    »Der hat’s gut.«
    »Aber Sie erkennen ihn nicht?«
    »Die Leute lachen mich aus. Kichern wie die Schulkinder hinter meinem Rücken.«
    »Erkennen Sie ihn?«
    »Nein. Und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
    Den ganzen Nachmittag über sprach Breen Leute auf der Straße an. Alle schüttelten den Kopf. Niemand hatte den Major schon mal gesehen.
    Am darauffolgenden Tag im University College Hospital sahen Prosser und Breen zu, wie Wellington in verkohltem Fleisch stocherte.
    »Gibt’s neue Erkenntnisse?«, fragte Breen.
    »Er ist immer noch tot, das steht schon mal fest.«
    Die Haut hatte so lange gebrannt, bis sie völlig schwarz war, sich um den Körper zusammengezogen hatte und fast glänzte. Die Extremitäten waren verschwunden. Ohne Lippen wirkten seine Zähne unnatürlich weiß. Sein linker Arm und andere Knochen lagen auf einem Haufen am anderen Ende des Seziertisches. Das tote Mädchen, Morwenna Sullivan, würde bald ins Krematorium gebracht werden, dachte Breen. Es hatten sich weder Freunde noch Verwandte gemeldet und Anspruch auf ihre sterblichen Überreste angemeldet. Bei dem verkohlten Mann dasselbe; offensichtlich war niemandem aufgefallen, dass er nicht mehr da war.
    »Ich weiß nicht so genau, was du glaubst, das ich hier noch finden könnte, Paddy.«
    »Ich dachte bloß, vielleicht lohnt es sich, ein zweites Mal draufzugucken.«
    »Das ist sinnlos, Paddy«, sagte Prosser. »Wellington hat Besseres zu tun.«
    »Es gibt kaum Anhaltspunkte. Das Feuer muss sehr heiß gewesen sein. Dort, wo das Fleisch bis auf die Knochen runtergebrannt ist«, Wellington zeigte auf den Oberarm, »sind sie in der Hitze gebrochen. Bist du sicher, dass du keinen Eimer brauchst, Paddy?«
    »Nein. Geht schon.«
    »Soviel ich gehört habe, kommst du ja gerade erst aus dem Urlaub mit deiner kleinen Freundin«, schnaubte Prosser.
    »Urlaub würde ich das nicht unbedingt nennen.«
    »Die ganze Wache redet drüber. Habt ihr euch noch öfter gesehen, seit ihr wieder da seid?«
    »Können wir das hier einfach schnell hinter uns bringen?«
    »Wie Sie wollen.« Der Pathologe nahm ein Stück Knochen. »Ich kann keinerlei Spuren von Gewalteinwirkung feststellen, nichts deutet darauf hin, dass er erst getötet und dann verbrannt wurde. Wobei er natürlich auch nicht gerade ein ideales Untersuchungsexemplar ist.«
    »Zu stark verkohlt?«
    »Ganz genau. Aber wir haben das hier am Unterleib gefunden, es war mit der Haut verschmolzen.« Er hielt eine Flasche hoch, die sich in der Hitze verformt hatte – ein verzogenes Rohr aus trübem Glas, am Hals geborsten, mit Asche und Steinchen verschweißt.
    »Ist

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