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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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den USA.
    Joe nahm einen Zug von seiner dünnen Selbstgedrehten und hustete. »Du könntest doch nicht mal abspülen. Nicht in einer Million Jahren würde ich dich in meine Küche lassen. Bei dir wird doch die Milch sauer.«
    »Mein Dad hat immer gesagt, ich soll mir einen anderen Job suchen.«
    »Deinen Job überlässt du besser den Blöden und Phantasielosen.«
    »Ist das ein Kompliment?«
    Joe knurrte. »Geh nach Hause ins Bett. Du musst in vier Stunden aufstehen und zur Arbeit.«
    Die Glocke über der Tür ertönte, und ein Polizist kam herein. Breen erkannte ihn wieder, er war vor einigen Tagen schon mal hier gewesen, und jetzt sagte er wieder genau dasselbe: »Mach den Krach da leiser.«
    »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte Joe und hob die Nadel von der Platte.
    Dann holte er eine Aluminiumkanne vom Regal und löffelte Teeblätter hinein.
    »Kann ich mal den Schlüssel zum Klo haben, mein Freund?«, fragte der Constable. Joe nahm den Schlüssel vom Nagel neben der Kasse und reichte ihn dem Polizisten.
    Breen blätterte um zu der Schlagzeile: »Vietnam könnte Hubert Humphrey die Präsidentschaft kosten«. Auf der nächsten Seite stand: »Nigerias General Gowon: ›Die letzte Offensive wird entscheiden.‹« Er las den Artikel, es ging um den Krieg in Biafra. Darin hieß es, der General sei in Sandhurst ausgebildet worden. Seine Bodentruppen hätten Biafra eingekesselt und die Sezessionisten vom Meer abgeschnitten. Der Vormarsch der Soldaten auf die nigerianische Hauptstadt konnte gestoppt werden, die Rebellen wurden hinter die eigenen Grenzen zurückgedrängt. Anscheinend glaubte der Journalist, der Krieg müsse in wenigen Wochen vorbei sein.
    »Weißt du was über diesen Krieg in Biafra, Joe?«, fragte Breen.
    »Seit wann interessierst du dich für Außenpolitik?«
    »Ich hab einen Mann aus Biafra kennengelernt, einen Arzt.«
    »Gebildete Leute sind das, die aus Biafra. Sie bezeichnen sich als die Juden von Afrika. Wobei ich nicht sicher bin, ob ein ausgeprägter Verfolgungswahn genügt, damit aus einem Volk ein auserwähltes wird.«
    »Dieser Mann, den ich kennengelernt habe, ist überzeugt, dass die Rebellen den Krieg gewinnen werden. In dem Artikel hier steht aber, dass sie keine Chance haben und in ein paar Wochen alles vorbei sein wird …«
    »Wem glaubst du?«
    »Der Zeitung, denke ich.«
    »Es wird immer Leute geben, die sagen, dass dieser oder jener Krieg noch vor Weihnachten zu Ende sein wird. Wir hätten das Ganze verhindern können, wenn wir gewollt hätten. Was ist aus deiner Freundin geworden?«
    »Freundin?«
    »Dem Mädchen.«
    »Helen? Die wurde versetzt.«
    Breen hatte sie seit ihrer Rückkehr nach London nicht mehr gesehen. Die ganze Woche war sie bei den Kollegen in der Harrow Road gewesen, hatte für Prosser gearbeitet; dort war eine Sonderkommision zur Aufklärung eines Familienmordes in Kensal Town eingerichtet worden. Und angerufen hatte sie auch nicht.
    Der Polizist kam von der Toilette und setzte sich ans andere Ende des Tresens. »Hast du noch ein paar Kekse?«
    »Was ist aus dem Fall geworden, an dem ihr gearbeitet habt?«
    »Du bist heute Abend aber gesprächig, Joe.« Breen schlug die Zeitung zu und faltete sie zusammen.
    »Meine Tochter meint, ich soll versuchen, freundlicher zu den Gästen zu sein.«
    »Aha.«
    »Ich kann freundlich sein, weißt du?«
    »Möglich, dass der Täter schon tot ist.«
    »Dann solltest du dich doch freuen, anstatt hier zu sitzen und eine Flunsch zu ziehen.«
    »Ach ja?«
    »Du hast sie gern gehabt, oder?«
    »Wen?«
    »Das Polizistenmädchen.«
    Breen zuckte mit den Schultern.
    Joe sah ihn an. »Hat einen netten Eindruck gemacht.«
    »Dann nimm du sie doch. Du kannst hier eine Frau gebrauchen.«
    Breen zog seinen Mantel über.
    Joe schüttelte verständnislos den Kopf. »Wahrscheinlich hatte sie einfach genug von dir.«
    »Gehört das auch noch zu deiner Charmeoffensive?«
    »Verzieh dich ins Bett, Paddy. Du bist lästig wie ein Stein im Schuh.«
    Die Nacht war kalt, der Bürgersteig rutschig vom Herbstlaub. Er ging langsam heim, schloss auf, machteLicht. Die drei Zimmer wirkten trotz Unordnung unbewohnt. Im Wohnzimmer war es besonders schlimm, der ganze Boden war mit Zetteln bedeckt. Er vermisste das gemütliche Kuddelmuddel der Tozers. Die Dinge, die Frauen in einen Haushalt einbringen und die er nie gekannt hatte. Spitzendeckchen auf den Regalen. Bilder, die allein deshalb aufgehängt wurden, weil sie schön waren. Getrocknete Blumen.
    Er

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