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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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betrachtete das Zettelchaos. Aus den einzelnen Blättern waren inzwischen Stapel geworden, die sich im gesamten Raum verteilten. Sortiert. Organisiert. Arrangiert. Umarrangiert. Einige Wörter unterstrichen. Andere durchgestrichen. Karten. Listen. Fragen. Fotos von Morwenna Sullivan, tot und lebendig. Die Zeichnung von Alexandra Tozer in ihrer John-Lennon-Kappe. Manchmal verschob er sie absichtlich, wie ein Schachspieler seine Figuren bewegt. Dann wieder legte er einen Stapel willkürlich woandershin, um zu sehen, ob er an einer anderen Stelle im Raum mehr Sinn ergab.
    Breen ging vorsichtig auf Zehenspitzen durch das Papier und nahm auf seinem Stuhl Platz, überblickte seine Arbeit. Er überlegte, ob er Tozer morgen anrufen sollte. Schon zwei Mal hatte er im Verlauf der Woche die Hand auf den Hörer gelegt, um in der Harrow Road anzurufen und sie zu verlangen, hatte dann aber doch nicht gewählt. Er wusste nicht genau, was er eigentlich sagen sollte.
    Von seinem Sitzplatz aus verteilten sich die Zettel wie Strahlen im Raum. Auf dem Stapel direkt vor dem Stuhl lag einer mit der Aufschrift »Major Sullivan«. Dann hatte er Platz gelassen und auf den nächsten Zettel »Morwenna Sullivan. Ermordet am 13. Oktober« geschrieben. Er starrte auf die freie Stelle am Boden, als erwarte er, dass sie zu ihm sprach.
    »Major Sullivan kommt nach London und tötet seine Tochter. Und wir können beweisen, dass er ungefähr zu der Zeit hier war, als sie starb.«
    »Er war vorher da.«
    »Ungefähr zur selben Zeit. Seine Frau hat ihn getötet, weil er ihre Tochter getötet hat. Sie hat sich selbst getötet, weil sie ihren Mann getötet hat. Drei Fälle gelöst. Herzlichen Glückwunsch, im Sport wäre das ein Triple.«
    Sie saßen um Carmichaels Schreibtisch herum. Marilyn hatte verkündet, sie würde streiken, und Jones hatte eine Münze geworfen und verloren. Jetzt war er draußen und kaufte Kekse.
    »Aber was war das Motiv?«
    »Wir brauchen keins«, sagte Carmichael. »Er ist tot. Ein Motiv müssen wir nur dann nachweisen, wenn wir Mordanklage erheben. Und das tun wir nicht, weil wir einen toten Täter nicht anklagen können. Finito . Va bene .«
    »Bist du nicht ein kleines bisschen neugierig, weshalb er sie umgebracht hat? Ich meine, was hat sie so Schlimmes getan, dass er sie erwürgen wollte?«
    »Ich bin neugierig, wenn’s um wichtige Dinge geht.«
    »Wer hat meinen Tacker geklaut?«, rief Prosser.
    »Du solltest froh sein. Ein Mann, der so gut wie sicher seine eigene Tochter umgebracht hat, ist tot.«
    »Aber was habe ich gesagt, dass Mrs Sullivan dazu gebracht hat, ihn zu erschießen?«
    »Wen interessiert das schon? Sie ist auch tot. Hör zu. Natürlich bin ich neugierig. Ich bin aber auch neugierig, wie Marilyn ohne ihr Oberteil aussieht, trotzdem kostet es mich nicht den Schlaf. Über manche Sachen denkt man besser gar nicht erst nach.«
    »Es kostet Jones durchaus Schlaf«, sagte Prosser.
    Marilyn tat, als hätte sie’s nicht gehört.
    »Du kommst nicht weiter, wenn du dich an Fällen wie diesem hier festbeißt. Wir müssen mit unserer Arbeitweitermachen, und die erledigt sich nicht, wenn wir uns über Dinge den Kopf zerbrechen, die letztlich gar keine Rolle spielen.«
    »Du und arbeiten?«, sagte Prosser. »Guter Witz.« Er pfiff die ersten vier Töne von Zwei glorreiche Halunken .
    Jones kam mit den Keksen zurück und fiel mit seiner Luftgitarre ein. »Wah wah wah.« Prosser richtete einen Finger auf Jones und tat, als wolle er ihn erschießen, dann verstaute er seinen Finger wieder in seinem vermeintlichen Holster.
    »Ich hab mir geschworen, höchstens einen zu essen«, sagte Marilyn. »Ich bin auf Diät.«
    »Du kriegst gar keinen«, sagte Carmichael. »Du wolltest ja auch keine holen.«
    »Du holst nie welche und frisst trotzdem immer die halbe Packung.«
    »Ich doch nicht.«
    »Und wie.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Haltet die Klappe«, sagte Breen. »Bitte.«
    Alle Blicke richteten sich auf ihn. Er sah sich um, stand so ruhig auf, wie er konnte, und nahm seinen Mantel vom Haken.
    »Wo gehst du hin?«
    »Raus«, sagte er.
    »Paddy? Alles klar?«
    »Wo geht er hin?«, fragte Bailey und kam aus seinem Büro.
    Niemand antwortete.
    »Möchten Sie einen Keks, Sir?«, fragte Marilyn und hielt ihm die Packung hin.
    An der Ecke zum Portman Square war ein Zeitungsladen. Breen ging hinein und kaufte ein neues Notizbuch. Nochnie hatte er so viele verbraucht. Die Schubladen seines Schreibtischs quollen über.
    Als er wieder aus

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