Abbild des Todes
einmal fragen.”
“Das ist eine großartige Idee, Rick. Danke. Und weil du gerade in so großmütiger Stimmung bist, wie fändest du es, mir noch einen Gefallen zu tun?”
Er runzelte die Stirn. “Hat es was mit Einmischen zu tun?”
“Wenn du einen Blick in Lolas Apartment Einmischung nennst? Ich tue es nicht, weil die Polizei ja schon da gewesen ist.”
Zu ihrer Überraschung lachte Rick. “Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wann du damit herausrücken würdest.”
“Heißt das, dass du es tun wirst?”
“Dir ist klar, dass alle Fotos, Adressbücher, Kalender und andere persönliche Gegenstände bereits als Beweismittel mitgenommen worden sind, oder? Mit anderen Worten: Alles, was für die Untersuchung wichtig ist, ist weg.”
“Ich würde mich trotzdem gerne einmal umschauen.”
“In diesem Fall muss ich bei Annie vorbeifahren, weil sie den Schlüssel hat.” Er nahm sein Telefon in die Hand und wählte ihre Nummer.
39. KAPITEL
Z oe und Rick hielten kurz bei Annie, um den Schlüssel zu Lolas Apartment zu holen, und auch wenn Lolas Freundin ihnen gerne half, war sie geschockt, als sie hörte, dass Lola vielleicht schwanger gewesen war.
“Lola war aber wirklich eine Geheimniskrämerin, wenn es um ihr Privatleben ging, was?”, sagte Zoe, als sie und Rick wieder in seinem Auto saßen.
Rick lenkte den Wagen in Richtung Third Avenue. “Das hat sie von ihrer Tante gelernt, die ihr ganzes Leben von Paparazzi verfolgt wurde und es gehasst hat. Lola hat mir einige sehr witzige Geschichten über die kleinen Spielchen erzählt, die Frieda oft improvisiert hat, um die Reporter zu verwirren.”
“Aber seiner besten Freundin nicht zu erzählen, dass man ein Kind erwartet? Ist das nicht ein bisschen extrem?”
“Wenn sie denn ein Kind erwartete.”
“Stimmt.”
Anstatt den fast aussichtslosen Kampf aufzunehmen und auf den Straßen um Lolas Haus herum einen Parkplatz zu suchen, fuhr Rick in die Tiefgarage neben dem Guggenheim Museum. “Das
Belvedere
ist nur drei Blocks entfernt”, sagte er.
“Das ist okay. Ich gehe gerne zu Fuß.”
Martha, die Nagelstylistin, war nirgendwo zu sehen, und auch der Portier war ein anderer als der, mit dem Zoe vor ein paar Tagen gesprochen hatte. Dieser war jünger, freundlicher und erkannte Rick sofort.
“Guten Tag, Mr. Vaughn.” Besorgt blickte er ihn an. “Irgendwelche Neuigkeiten von Miss Malone?”
“Bis jetzt nicht, Barry. Aber wir verlieren nicht die Hoffnung.”
“Ich auch nicht. Sie wird sicher bald wiederkommen. Es ist nur so: Ohne sie ist es hier nicht das Gleiche.”
Rick zeigte ihm den Schlüssel, den Annie ihm gegeben hatte. “Ich dachte, ich schaue mal in ihrem Apartment nach, ob ich etwas finde, was die Polizei übersehen hat.”
Der Portier nickte. “Gehen Sie einfach durch. Und sagen Sie Bescheid, wenn ich Ihnen behilflich sein kann.”
“Barry ist aber wesentlich zutraulicher als der andere Portier”, bemerkte Zoe, als sich die Fahrstuhltüren leise schlossen.
“Phillip ist ganz in Ordnung. Er nimmt seinen Job – und sich – nur ein bisschen ernster, das ist alles.”
Der Fahrstuhl hielt im siebten Stock, und einen Augenblick später stand Zoe in Lolas Wohnzimmer.
“Umwerfend.” Sie ließ ihren Blick über den makellosen weißen Teppich, das weiße Wildledersofa mit den passenden Sesseln und die champagnerfarbenen Vorhänge schweifen. “Lola Malone sah nicht nur so aus wie ein Vamp aus den Goldenen Zwanzigern”, stellte sie fest, “sie lebte auch so.”
“Ihre Tante hat das Apartment ganz neu einrichten lassen, nachdem Lola eingezogen war.”
Zoe ging hinüber zu dem riesigen Bücherregal, das eine ganze Wand einnahm. “Wer von den beiden liebte es zu lesen?”
“Lola. Sie war ein richtiger Bücherwurm.” Rick nahm eine Ausgabe von
Rebecca
vom Wohnzimmertisch und blätterte darin. “Sie verbrachte einen Großteil ihrer Freizeit damit, in Läden mit gebrauchten Büchern nach alten Klassikern zu suchen. Manchmal, wenn sie Annie nicht überreden konnte mitzugehen, zog sie mich aus dem Büro und sagte mir, dass mein Leben mehr Kultur benötigen würde.”
Zoe lächelte in der Erinnerung daran, dass Ricks literarische Ambitionen sich auf die Travis-McGee-Serie von John D. MacDonald beschränkten. Er hätte
Rebecca
nicht mit der Kneifzange angefasst. “Soll ich dir jetzt also abnehmen, dass du ein Fan von Daphne du Maurier geworden bist?”
“Zu deiner Information, ich habe dieses Buch gelesen.” Er legte
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