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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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es zurück auf den Tisch. “Was sagst du nun, Frau Naseweis?”
    “Ich sage: Herzlichen Glückwunsch.” Sie öffnete eine Schublade, aber außer ein paar Büroklammern war sie leer. “Ein belesener Mann ist ein wahrer Mann.”
    “Ich erinnere mich, das von dir irgendwann schon einmal gehört zu haben.”
    Zoe fuhr fort, den Raum zu durchsuchen. “Du mochtest sie sehr, nicht wahr?”
    “Wir hatten eine Menge gemeinsam. Wie ich hatte sie eine schwere Kindheit, verlor ihre Eltern in jungen Jahren, dann nahm ihre Tante sie zu sich und ließ sie spüren, dass sie alles erreichen konnte, was sie wollte.”
    “Du scheinst überhaupt sehr viele Gemeinsamkeiten mit den Frauen zu haben, die bei dir angestellt sind.”
    “Meinst du Jenny?”
    “Ja. Wie geht es ihr?”
    “Sie findet sich gerade in ihrem neuen Leben zurecht. Und jeden Tag geht es besser. Ich hoffe, dass sie sich nie mehr mit solchen Idioten wie ihrem Freund herumschlagen muss.”
    “Das freut mich für sie.”
    Gemeinsam mit Rick schlenderte sie ins Badezimmer, wo der Hollywoodglamour sich fortsetzte. Zusammen durchsuchten sie Lolas Schränke, fanden aber nichts Interessantes. Keine Babyschühchen, keine Schwangerschaftsvitamine, keine offensichtlichen Zeichen, dass eine werdende Mutter hier gewohnt hatte. Und auch kein Foto eines Mannes. Das einzige Foto, von dem Zoe ziemlich sicher war, dass es existierte, war das in Lolas Portemonnaie.
    Enttäuscht, dass sie nichts gefunden hatte, schloss Zoe die letzte Schublade. “Ich fange an zu glauben, dass die Schwangerschaft nur in Friedas Fantasie existiert.”
    “Das kann sein. In ihrem Zustand verschwimmen Gegenwart und Vergangenheit.”
    “Hatte Frieda eigene Kinder?”
    “Nein. Sie war zweimal schwanger, aber verlor die Kinder beide Male.”
    “Das erklärt ihre Zuneigung zu Lola. Sie war das Kind, das sie nie haben konnte.”
    Auf einem verspiegelten Tablett waren kleine Parfümflaschen liebevoll arrangiert – Mitsouko, Channel No. 19, Opium, Joy. Zoe öffnete den Joy-Flakon und roch daran. “Die Dame hatte einen guten Geschmack.” Sie stellte die Flasche zurück zu den anderen. “Eine Frau, die Düfte so sehr mag, würde niemals ohne ein Parfüm irgendwo hingehen.”
    “So wie du niemals ohne mehrere Paar Schuhe verreisen würdest?”
    “Das ist Frauensache. Ich erwarte gar nicht, dass du das verstehst.” Sie konnte sich noch nicht entschließen zu gehen, obwohl sie wusste, dass sie jeden Winkel und jede Ritze durchstöbert hatte.
    “Ich kann sie hier spüren, Rick”, sagte sie leise, obwohl sie nicht erwartete, dass er es verstehen würde.
    “Das ist doch normal, oder? Du bist in ihrer Wohnung.”
    “Nein, es ist mehr als das. Ich weiß, dass es blöd klingt, aber es ist fast so, als ob … als ob sie wollte, dass ich hier bin. Sie will, dass ich etwas finde.”
    “Bist du auf einmal telepathisch veranlagt?”
    “Sind wir das nicht alle? Zumindest ein bisschen?”
    Da sie keine Antwort erwartete, ging sie in die Küche mit den blitzenden Stahlarmaturen und der dunklen Granitarbeitsplatte. Sie öffnete einen Schrank. Teller und Gläser in verschiedenen Blautönen stapelten sich auf allen drei Regalböden. Lebensmittelpackungen standen in dem nächsten Schrank.
    “Wir mögen den gleichen Tee”, fiel Zoe auf. “Twinning’s Earl Grey.”
    “Wenn es dich zu sehr mitnimmt, sollten wir vielleicht besser gehen.”
    “Was ist das?” Sie zeigte auf einige Plastikbeutel, die mit eingepackten kleinen Bonbons gefüllt waren.
    “Nougat aus Frankreich. Lola war süchtig danach. Sie konnte es hier nirgendwo finden, also hat sie es online bestellt und kleine Tüten abgefüllt, die sie überall mit hinnahm.”
    Zoe ließ die Tür des letzten Schranks zufallen und seufzte enttäuscht auf. Sie waren fertig. So sehr es ihr auch missfiel, mit leeren Händen zu gehen, es hatte einfach keinen Zweck weiterzusuchen.
    Wenn nicht noch ein Wunder geschähe, würde die Identität von Lolas Freund weiterhin ein Geheimnis bleiben.
    Clarence, dessen Nachname unbekannt war, war genauso ein Wahrzeichen in der Gegend um die New York University wie die berühmte Universität selbst. Ein alter Nachbar von Rick hatte erzählt, dass der “Pastor” den Platz an der Straßenecke vor über einem Jahrzehnt für sich in Anspruch genommen und den üblicherweise etwas langweiligen Hotdog in ein kulinarisches Erlebnis verwandelt hatte, das die New Yorker nicht mehr missen wollten. Neben den üblichen Zutaten wie

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