Abbild des Todes
Heckenschützen gehört hatte, stimmte er Joe zu, dass dieser Zoe eventuell nur erschrecken wollte. Allerdings konnte er nicht garantieren, dass sie in Sicherheit wäre, auch wenn sie die Warnung ernst nehmen würde. Auf jeden Fall war ein anderer Detective mit dem Fall betraut, und von ihm würden sie weitere Informationen erhalten können.
Da Zoe sicher war, dass E.J. nichts mit dem Verschwinden von Lola Malone zu tun hatte, ließ sie ihn aus der ganzen Geschichte komplett heraus, aber alles andere hatte sie Detective O’Bryan erzählt – von ihrem ersten Treffen mit Buddy Barbarino bis hin zu der neuesten Entdeckung, dass Lolas mysteriöser Freund ihr vier Monate lang jede Woche rote Rosen geschickt hatte. Die einfache Tatsache, dass sie die mühsam gesammelten Informationen nun an eine höhere Autorität geben konnte, nahm eine riesige Last von Zoes Schultern. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht bemerkt, wie sehr der Mord an Lola sie belastet hatte, sowohl emotional als auch physisch.
“Also, wie lautet dein Urteil über O’Bryan?”, fragte Joe, als sie das Polizeirevier verließen.
“Ich mag ihn.”
“Wirst du seinen Rat annehmen und dich von dem Fall zurückziehen?”
“Nachdem er gedroht hat, mich festzunehmen, wenn ich mich in eine laufende Ermittlung einmische?” Sie lachte. “Da kannst du drauf wetten. Irgendwas sagt mir, dass Detective O’Bryan ein Mann ist, mit dem man es sich lieber nicht verscherzen sollte.”
“Er ist ein guter Polizist, aber er hat seine ganz eigene Art, die Dinge anzupacken.” Joe parkte den Ford vor Zoes Haus, ließ aber den Motor laufen.
“Hast du noch Zeit, mit raufzukommen?”, fragte sie. “Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil dein Abendessen ausgefallen ist. Im Kühlschrank habe ich noch ein paar Hotdogs.”
Er verzog das Gesicht. “So verführerisch das Angebot auch klingt, ich hole mir lieber was auf dem Weg zum Revier. Außerdem sind wir mal wieder unterbesetzt, und ich habe dem Captain versprochen, etwas früher zu kommen.”
“Dann ein anderes Mal, ja?”
“Auf jeden Fall.” Ohne Vorwarnung zog er sie zu sich heran. “Wag es bloß nicht, mich dieses Mal dran zu hindern”, flüsterte er mit rauer Stimme.
Fast hätte sie es getan. Aber die Ereignisse der letzten Stunden hatten sie beträchtlich milder gestimmt. Und sie konnte nicht leugnen, dass Joes starke Arme, sein warmer Atem auf ihrem Gesicht und sein muskulöser Körper mehr waren, als sie im Moment widerstehen konnte.
Sie schaute zu ihm auf. “Nichts läge mir ferner.”
Als seine Lippen ihre trafen, erwiderte sie den Kuss mit all der Leidenschaft, die sie aufbringen konnte.
Atemlos löste er sich schließlich von ihr. “Wow. Du steckst voller Überraschungen.”
Sie leckte über ihre feuchten Lippen. “Was hast du erwartet? Einen Schmatzer auf die Wange?”
“Oder ein Knie dahin, wo’s wehtut.”
Sie zuckte zusammen. “Erinnere mich nicht daran. Ich glaube, der Tag, an dem ich das getan habe, war der schwärzeste Tag in meinem Leben.”
“Du hast es heute Abend dafür mehr als gutgemacht.” Er küsste sie erneut, diesmal jedoch nur auf die Nasenspitze. “Na los, raus hier, bevor ich mich vergesse.”
“Meine Güte, Zoe”, sprudelte ihre Mutter in dem Moment, als Zoe den Anruf annahm, hervor. “Was ist passiert? Geht es dir gut? Warum hast du mich nicht angerufen? Ich bin deine Mutter. Habe ich kein Recht darauf zu erfahren, dass meine Tochter beinahe erschossen wurde?”
Als ihre Mutter endlich einmal Luft holen musste, kletterte Zoe auf den Barhocker und stützte beide Ellenbogen auf den Küchentresen. “Welche deiner Fragen soll ich zuerst beantworten?”, fragte sie.
“Sei nur schnippisch zu mir, ist schon in Ordnung.”
“Es tut mir leid, Mom. Ich glaube, ich bin einfach noch ein wenig durcheinander.”
Catherine klang wieder mütterlich, als sie erwiderte: “Natürlich bist du das. Mein armer Liebling, wo bist du da nur hineingeraten? Wer ist diese Lola Malone?”
“Eine Nachtclubsängerin.”
“Das weiß ich, Zoe. Genau wie ich weiß, dass sie zufällig im
Blue Moon
gesungen hat, aber das ist eine andere Geschichte. Was ich meine, ist: Wie kommt es, dass du in diese Sache hineingezogen wurdest?”
“Ich kannte sie nicht, falls es das ist, was du wissen willst.”
“Warum riskierst du dann dein Leben für sie?”
“Weil es sein muss, Mom. Ich verlange nicht, dass du es verstehst, aber genau so ist es. Lola hat immer wieder versucht, mich zu
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