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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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ihrem Tisch waren, bevor sie fragte: “Meinst du, dass sie ihn kriegen? Den Heckenschützen, meine ich?”
    Auch wenn Joes Miene düster blieb, nickte er. “Sie werden sehr wahrscheinlich ein paar Tage brauchen, aber sie kriegen ihn. Irgendjemand muss ihn gut genug gesehen haben, um ihn beschreiben zu können. Man sieht schließlich nicht jeden Tag einen Mann mit einem Gewehr eine Feuertreppe hinunterkommen, selbst in New York nicht.”
    “Ich hoffe, dass du recht hast.” Aber sie dachte an die beiden Maryland Sniper, die vor ein paar Jahren Washington D. C. in Angst und Schrecken versetzt hatten, und an die widersprüchlichen Beschreibungen der beiden, die die Polizei von den Zeugen erhalten hatte. New York hatte in den letzten Jahren viele Tragödien erlebt, und der Gedanke an einen frei herumlaufenden Heckenschützen, noch dazu mitten in der geschäftigsten Jahreszeit, ließ Zoe das Blut in den Adern gefrieren.
    “Zoe?”
    Sie tunkte ein Stück Ciabatta in einen kleinen Topf mit Olivenöl. “Hm?”
    “Ich habe nachgedacht.”
    “Oh, oh.”
    “Wir müssen darüber reden, was gerade passiert ist.”
    “Ich weiß, was los war.”
    “Genau. Ein Heckenschütze hat mitten auf einen mit Menschen gefüllten Gehsteig zwei Schüsse abgegeben und nicht eine einzige Person getroffen.”
    “Wir hatten Glück.”
    Eine Kellnerin brachte ihnen die Getränke – ein Glas Rufino für Zoe und Mineralwasser für Joe, der vor Dienstantritt niemals Alkohol trank.
    Als die Kellnerin gegangen war, lehnte er sich vor. “Ich möchte dir eine Frage stellen: Was haben alle Heckenschützen gemeinsam?”
    “Den Wunsch, Kontrolle über andere Personen auszuüben?”
    “Davon mal abgesehen.”
    “Ich weiß es nicht.”
    “Sie sind hervorragende Schützen.”
    “Was willst du damit sagen?”
    “Nichts, was der mit der Untersuchung des Falls beauftragte Detective nicht bestätigen würde. Unser Schütze hatte gar nicht die Absicht, jemanden zu treffen.”
    “Was wollte er dann?”
    “Dir Angst einjagen?”
    Sie setzte ihr Glas ab. “Glaubst du, dass er der Mörder von Lola ist?”
    “Man sollte auf jeden Fall darüber nachdenken. Genau wie über die Möglichkeit, dass du für ihn zu einer Bedrohung geworden bist.”
    “Willst du mir jetzt auch Angst machen?”
    “Ja, und ich hoffe, dass es funktioniert, Zoe. Denn nächstes Mal hast du vielleicht nicht so viel Glück.”
    “Nächstes Mal? Du hast doch gesagt, dass die Polizei ihn schnappen wird.”
    “Aber falls sie es nicht schaffen: Hast du verstanden, was ich dir sagen wollte?”
    “Ja. Irgendjemand, sehr wahrscheinlich Lolas Mörder, will, dass ich mich zurückziehe. Was heute passiert ist, war nur eine Warnung.”
    “Kluges Mädchen.”
    “Trotzdem werde ich nicht aufhören.”
    Joes Gesicht lief vor Ärger rot an. “Warum nicht?”, stieß er mühsam beherrscht hervor.
    “Weil ich wütend bin. Ich mag es nicht, wenn man mir hinterherspioniert. Und ich mag es nicht, wenn mir Angst eingejagt wird. Dieser Sniper – wer auch immer er ist – hat eine Grenze überschritten. Er hat sein Talent als guter Schütze ausgenutzt, um mich zu terrorisieren, aber ich werde bei seinem kleinen Spiel nicht mitmachen.”
    Joe blieb unbeeindruckt. “Soll ich das auf deinen Grabstein schreiben lassen? Oder hättest du es lieber in der Grabrede?”
    “Lach nur. Irgendwann wird mich jemand ernst nehmen und Lolas Verschwinden untersuchen, und vorher werde ich nicht aufgeben.”
    Für einen Moment schwieg Joe. Als sei er zu einer Entscheidung gekommen, nickte er langsam. “Also gut. Ich werde jemanden darauf ansetzen, Lolas Verschwinden zu untersuchen.”
    “Das kannst du?”
    Statt zu antworten, blickte er auf seine Uhr. Dann nickte er, griff in seine Tasche und zog ein paar Geldscheine heraus. “Komm. Wenn wir uns beeilen, erreichen wir ihn noch, bevor er nach Hause geht.”
    “Wen?”
    “Einen Freund von mir auf dem Neunten Revier.” Er legte das Geld auf den Tisch, entschuldigte sich bei der Kellnerin, die gerade kam, um ihre Bestellung aufzunehmen, und zog Zoe mit sich.

18. KAPITEL
    W ie sich herausstellte, war Detective Jack O’Bryan wesentlich weniger skeptisch als die anderen beiden Officer, mit denen Zoe zuerst gesprochen hatte. Sie musste die ganze Geschichte noch einmal von vorne erzählen, und er hörte ihr ruhig und aufmerksam zu, machte sich Notizen und unterbrach sie nicht, bis sie geendet hatte.
    Auch wenn er bisher noch nichts von dem Zwischenfall mit dem

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