Abbild des Todes
wurde.
Zoes Mutter kam am Dienstag. Sie wirkte stark und entschlossen, Zoe in jeder Hinsicht zu unterstützen, während Lizzy dafür sorgte, dass alle genügend zu essen hatten. E.J. war ein Lebensretter. Um die unzähligen Anfragen von besorgten Lesern nach Zoes Befinden zu beantworten, hatte er ein kurzes Editorial geschrieben, in dem er versicherte, dass es Zoe gut ging und dass Kitty Floyds Abenteuer in Kürze fortgesetzt würden.
Rick und Joe, die ihre Feindschaft zwar nie öffentlich erklärt hatten, aber trotzdem Feinde waren, wurden in dieser Zeit zu Verbündeten, die der gleiche Wunsch einte – Zoes Sicherheit zu gewährleisten.
Rays Anwalt, ein untersetzter Mann mit dem unpassenden Namen Woody Bark, der seinen Aktenkoffer wie einen Trolly auf Rollen hinter sich herzog, erklärte sich damit einverstanden, Rays Testament in Ricks Büro zu verlesen. Das Dokument war zehn Jahre alt und sehr einfach gehalten. Da Ray seine Familie nicht hatte öffentlich machen können, hinterließ er seinen Bungalow und sein Geld einem wohltätigen Verein, der sich um verwaiste Kinder kümmerte. Seinen Eisenwarenladen vermachte er seinem lieben Freund Lou Agnelli.
Treu bis zum Schluss hatte Lou angeboten, so lange in New York zu bleiben, bis Zoe außer Gefahr war. Nach einer längeren Diskussion konnte sie ihn schließlich davon überzeugen, nach dem Begräbnis nach San Diego zurückzukehren und den Laden wieder zu öffnen. Als zusätzlichen Anreiz versprach sie ihm, ihn jeden Tag anzurufen und ihn über jede noch so kleine Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.
Die Tatsache, dass sie Zoe nicht erreichen konnten, hatte die Medien nicht davon abgehalten, alles aus der Geschichte herauszupressen. Jeden Tag erschien eine neue Schlagzeile:
Mitglied der Mafia vor den Augen seiner Tochter niedergeschossen.
–
Tochter eines Mafioso muss entsetzt mitansehen, wie ihr Vater im Kugelhagel stirbt.
–
Populäre Cartoonistin war Tochter eines Gangsterbosses.
Und so weiter und so fort.
Nachdem Rays Leichnam freigegeben worden war, folgte in aller Stille eine Beerdigung auf dem Skyview Lawns in Staten Island, dem einzigen Friedhof, auf dem Zoe so kurzfristig eine Zeremonie hatte organisieren können.
Während Zoe zwischen ihrer Mutter und Rick auf dem feuchten Gras stand, betrachtete sie die kleine Gruppe, die sich am Grab eingefunden hatte. Joe, Lizzy und ihre jeweiligen Familien waren zu ihrer Unterstützung gekommen. Ebenso E.J. und mehr als ein Dutzend Kollegen vom
Herald.
Gegenüber von Zoe stand ein Mann, den Zoe nicht kannte und der etwas zu spät gekommen war. Er hielt sich im Hintergrund, halb verborgen hinter Joes Mutter. Er war klein, aber kräftig gebaut, und wandte seinen Blick kein einziges Mal von Rays Sarg, bis Reverend Harris seine Predigt beendet hatte.
“Falls du dich fragst, wer das ist: Das ist Peppe”, flüsterte Catherine ihrer Tochter ins Ohr. “Ich würde ihn überall wiedererkennen.”
“Hat er dich auch erkannt?”
“Warum finden wir es nicht heraus?”
Zoe entschuldigte sich kurz bei ihren Freunden und folgte ihrer Mutter. Als der Mann, der einmal der beste Freund ihres Vaters gewesen war, sie näher kommen sah, nahm er seinen Hut ab und ging ihnen entgegen.
“Stephanie”, sagte er, umfasste ihre Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange. “Es tut mir so unendlich leid.”
“Danke, dass du gekommen bist, Peppe. Wie geht es Elena?” Catherines Ton war nicht so freundlich, wie Zoe erwartet hatte, sondern eher unterkühlt.
“Sie wollte so gerne mitkommen, aber es geht ihr im Moment nicht sehr gut.”
“Tut mir leid, das zu hören.” Sie zog Zoe näher an sich heran. “Ich glaube, dass du meine Tochter Zoe noch nicht kennengelernt hast?”
Peppe umarmte sie herzlich. “Du hast die Schönheit deiner Mutter und das Haar deines Vaters.”
Zoe betrachtete ihn einen Augenblick, bevor sie sich entschied, den Rat ihres Vaters anzunehmen und ihn um Hilfe zu bitten. “Peppe? Darf ich Peppe zu dir sagen?”
“Natürlich.”
“Bevor mein Vater starb, sagte er mir, wenn ihm irgendetwas zustoßen sollte und ich Fragen hätte, könnte ich mich an dich wenden.”
Peppe wirkte mit einem Mal verunsichert. “Das hat er gesagt?”
“Ihr wart beste Freunde, oder?”
“Wir waren wie Brüder, doch ich bin mir nicht sicher, wie ich dir helfen kann.”
“Hast du von dem Heckenschützen gehört, der vor ein paar Tagen auf mich geschossen hat?”
“Ich habe davon gehört, aber ich wusste nicht,
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