Abbild des Todes
dass er es auf dich abgesehen hatte, bis ich dich im Fernsehen gesehen habe.”
“Der Sniper war der Grund, warum mein Vater nach New York gekommen ist. Er dachte, dass du ihm vielleicht helfen könntest, ihn ausfindig zu machen.”
Peppe versenkte seine Hände in den Taschen seines Mantels und schüttelte den Kopf. “Vor zwanzig Jahren hätte ich dir vielleicht helfen können, doch jetzt nicht mehr.” Er blickte zu Catherine. “Ich führe inzwischen ein ziemlich langweiliges Leben. Ich arbeite, gehe nach Hause, und am Wochenende spiele ich mit meinen Enkelkindern. Das ist schon alles.”
Zoe setzte an, etwas zu sagen, der sanfte Griff ihrer Mutter hielt sie jedoch zurück. “Was ist mit all den Kontakten, die du immer hattest?”, fragte sie ruhig. “Wenn ich mich recht erinnere, warst du der am besten informierte Mann der ganzen Stadt.”
“Das war damals, Stephanie.”
“Du hast den Kontakt zu Gino nicht aufrechterhalten, und zu Sonny und dem Rest der Truppe?”
Er wirkte von Minute zu Minute nervöser. “Nein.”
“Du weißt aber, dass die Behörden glauben, Frank habe das Massaker an Tony in Auftrag gegeben, oder?”
“Der arme Kerl sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis, Stephanie. Er könnte keiner Fliege etwas zuleide tun, selbst wenn er wollte.”
Sie schenkte ihm ein schmallippiges Lächeln. “Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht stimmt. Was mir aber am meisten Rätsel aufgibt, ist nicht, wer Tony umgebracht hat – das weiß ich schon –, sondern wie Frank überhaupt herausgefunden hat, dass Tony in New York ist.” Sie neigte den Kopf und blickte ihn eindringlich an. “Ich frage mich, ob du mir hierbei helfen kannst?”
“Wie ich schon sagte …”
“Ich weiß, was du gesagt hast, Peppe”, unterbrach Catherine ihn barsch. “Ich habe nur Schwierigkeiten damit, dir zu glauben.”
“Warum denn, um Himmels willen?”
“Weil Tony so kurz nach seinem Besuch bei dir umgebracht wurde. Und du erinnerst dich doch bestimmt noch an seinen Besuch, oder etwa nicht?”
Peppe schien seine Fassung wiedergewonnen zu haben. “Ich höre da Feindseligkeit in deiner Stimme, Stephanie. Machst du mich etwa für Tonys Tod verantwortlich?”
“Sollte ich?”
Zoe beobachtete ihre Mutter mit neu erwachtem Interesse. Sie hatte sie noch nie so entschlossen erlebt. Offensichtlich hatte Rays Tod sie mehr getroffen, als sie zugegeben wollte, und nun war sie auf Blut aus. Aber warum Peppe? Ein Mann, dem Ray so ausdrücklich vertraut hatte?
“Ich habe nichts Falsches getan”, protestierte Peppe. “Bevor die FBI-Agenten gestern in mein Büro kamen, wusste ich ja nicht einmal, wer Ray Dougherty war. Die FBI-Agenten übrigens, die
du
zu mir geschickt hast, Stephanie”, setzte er anklagend hinzu.
“Keine Sorge. Soweit ich gehört habe, bist du rein wie ein frisch gewaschener Babypopo aus der Sache herausgekommen. Frank kann zufrieden mit dir sein.”
Peppe sah verletzt aus. “Du irrst dich, was mich angeht, Stephanie. Ich tanze nach niemandes Pfeife. Ich …”
“Führe ein langweiliges Leben, ich weiß.” Langsam zog sie ihre Lederhandschuhe glatt, einen Finger nach dem anderen. “Du hast mein Mitleid.” Sie drehte sich zu Zoe um. “Komm, Liebes, der Geruch hier ist unerträglich geworden.”
“Was war das eben?”, flüsterte Zoe, als sie zurück zu den anderen gingen. “Du klangst, als würdest du den Mann hassen.”
“Hass ist ein sehr starkes Wort. Lass es mich so sagen – dein Vater und ich waren uns nie einig, wenn es um Peppe ging. Mir waren seine Mafiakontakte immer ein Dorn im Auge, und egal, was er jetzt sagt, ich glaube nicht, dass er sie aufgegeben hat. Er weiß, wer den Mord an deinem Vater angeordnet hat und wer die Schützen waren. Genauso wie ich weiß, dass er derjenige war, der Frank gesteckt hat, dass dein Vater in New York ist. Er ist nur zu feige, es zuzugeben.”
“Kannst du es ihm nach dem, was Daddy passiert ist, wirklich vorwerfen?”
“Er hätte einen Weg finden können, den Behörden zu helfen. Heimlich, so dass Frank es nicht mitbekommt. Das ist auch früher schon gemacht worden.”
Zoe wurde sich bewusst, dass ihre Freunde die ganze Szene mit großem Interesse verfolgt hatten. Obwohl der Reverend längst gegangen war, hatten sie sich nicht von der Stelle gerührt. Sie blieb stehen, damit das, was sie zu sagen hatte, nur von ihrer Mutter gehört werden konnte. “Du erstaunst mich immer wieder, Mom. Sobald ich denke, dass ich dich kenne,
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