Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
zusammen. »Er hielt mich an den Haaren gepackt, ich sah das Messer vor mir. Ich dachte, es ist aus mit mir, und dann ... ich weiß nicht. Ich habe ihn mit irgendetwas geschlagen, oder?« Genaueres wusste ich wirklich nicht.
Dutch nickte. »Ja, und zwar kräftig. Du hast ihm einen Porzellanengel von unten in die Nase gerammt. Und der Leichenbeschauer musste ihm einen Flügel aus der Augenhöhle entfernen.«
Mir rutschte das Herz in die Hose. »Leichenbeschauer? Du meinst, ich habe ihn getötet?«
»Nein, Abby, das hat die Polizei getan. Zum Glück ist das Revier von deiner Praxis aus gleich um die Ecke. Die Kollegen kamen gerade noch rechtzeitig und konnten Milford ein paar Kugeln verpassen. Ich gehe aber davon aus, dass er das Porzellan noch zu spüren bekommen hat, bevor er starb. Ich dachte, ich würde wahnsinnig werden, als der Scheißkerl auflegte. Ich bin noch nie im Leben so schnell gerannt. Ich kam in deiner Praxis an, als sie dich unter ihm rausgezogen haben.«
Ich spielte mit einem Bettzipfel und versuchte nach Kräften, mich gegen das Erlebte abzuschotten. »Er war durchgeknallt, Dutch. Ich habe seinen Blick gesehen.«
»Ja, das war er. Als Milo und ich in Toledo ankamen, sahen wir gleich, dass da etwas nicht stimmte, Das Haus der Milfords war verrammelt, und aus dem Garten kam ein eindeutiger Gestank. Wir haben die Kollegen gerufen, die haben die Tür aufgebrochen und die Ermittlungen im Garten geleitet. Karen Milford starb vermutlich in der Nacht, nachdem sie mit Allison Pierce telefoniert hatte. Wie gesagt, wir glauben, dass Allison sie über Milfords Taten aufgeklärt und er seine Frau bei Fluchtvorbereitungen erwischt hat. Wir fanden einen halb gepackten Koffer. Wir wissen jetzt, dass Milford von Alyssa besessen gewesen war. Wir haben in seinen Computer geguckt und festgestellt, dass er im Internet fleißig nach ihr gesucht hat, bis er eines Tages Glück hatte und auf die amtliche Heiratserlaubnis gestoßen ist. In seinem Handschuhfach lagen ein paar Fotos von ihr, ganz ähnlich denen, die er von dir gemacht hat. Wir haben auch die übrigen Tagebücher gefunden, die Allison aus dem Lagerabteil mitgenommen hatte. Wir haben noch nicht alle durch, aber Alyssa hat viel über ihren gewalttätigen Ehemann geschrieben und darüber, dass sie mit ihrer Schwester nach Michigan fliehen wollte. Er muss sie ein paar Wochen lang beobachtet haben. Daher wusste er, dass sie nachmittags ab und zu ein Nickerchen machte. Wir vermuten, dass er es in der Zeit getan hat. Er hat sie im Schlaf erschossen, das Hochzeitskleid zerrissen und den Abschiedsbrief hinterlegt. Allison hat nie an einen Selbstmord geglaubt. Die Sitzung bei dir, die alten Tagebücher und seine Fotos von Alyssa, die sie schließlich fand, bestätigten sie darin. Sie fing an, nach ihm zu suchen, und fand ihn durch seine zweite Frau. Nach dem Mord an Karen fuhr Milford nach Michigan und wartete auf eine passende Gelegenheit. Wir nehmen an, dass er in der Nacht, in der Allison mit Marco essen war, in den Büschen im Vorgarten gelauert und sie bei ihrer Heimkehr von hinten angegriffen hat. Ein Jammer, dass sie nicht auf deinen Rat gehört hat. Wäre sie nur mit den ganzen Beweisen zu uns gekommen, dann hätte das meiste vielleicht verhindert werden können.«
Dutch und ich saßen ein Weilchen schweigend da und dachten, wie anders sich alles hätte entwickeln können. Dann erzählte er: »Ach, und wir haben den Rest des Abschiedsbriefes gefunden. Er war in Wirklichkeit drei Seiten lang. Alyssa hat Frank darin gebeten, sie in Ruhe zu lassen und nicht nach ihr zu suchen. Der Brief war sechs Jahre alt. Der Kerl hatte Glück, dass die paar Sätze auf der letzten Seite als Abschied einer Selbstmörderin gedeutet werden konnten. Auf dem Fliegengitter, das du hinter dem Busch gefunden hast, ist übrigens ein Fingerabdruck erhalten geblieben. Du hattest recht - er stammt von Milford.«
Ich seufzte tief und runzelte betrübt die Stirn. »Kann man ihm auch den Mord an Mary Lou nachweisen?«
»Ja. Am hinteren Gartenzaun fand sich ein Fußabdruck, der zu einem von Milfords Schuhen passte. Es gab auch ein paar Fasern an der Kleidung deiner Freundin, die nicht von ihr selbst stammten. Wir hoffen, sie Milford zuordnen zu können. Die Kassettenhülle ist ebenfalls aufgetaucht. Sie lag in Milfords Hotelzimmer neben einem Zeitungsartikel über Mary Lou. Im Nachhinein beängstigend ist übrigens, dass er in demselben Hotel abgestiegen war wie du.«
»Das ist echt
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