Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
bringen.
»Abigail, das ist mein Partner, Milo Johnson. Wir sind vom Royal Oak Police Department und ermitteln in einem Mordfall. Wir wollen hören, was du uns über Nathaniel Davies sagen kannst.«
Die Situation entwickelte sich von schräg zu beängstigend abschüssig. Was konnten zwei Polizisten, die in einem Mordfall ermittelten, mit der Beschwerde meines Klienten zu tun haben?
»Leute, ihr müsst mich schon aufklären, wer Nathaniel Davies ist, denn ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich sage nämlich einer Menge Leute die Zukunft voraus.«
»Sie haben also Nathaniel Davies die Zukunft vorausgesagt?«, fragte Milo.
»Hab ich nicht?«, fragte ich.
»Hast du nicht?«, wiederholte Dutch.
»Augenblick mal.« Ich streckte abwehrend die Hand aus. »Ich weiß nicht, ob dieser Davies ein Klient von mir war. Das sage ich doch die ganze Zeit. Ist er zur Polizei gegangen und hat gesagt, dass er bei mir zu einer Sitzung war?«
»Ms Cooper«, begann Detective Johnson, »Nathaniel Davies kann nicht zu uns kommen und etwas sagen. Er wurde vor zwei Wochen ermordet und seine Leiche in einem verlassenen Haus in Pontiac abgelegt. Er war erst vier Jahre alt.«
Jetzt traf mich der Schlag. Am Abend meines großen Dates mit Dutch hatte ich in den Nachrichten die Meldung über den kleinen Jungen gesehen, dessen Mutter in die Kamera schluchzte, ihr Söhnchen sei entführt worden.
»Heilige Scheiße«, sagte ich völlig verblüfft. »Der kleine Junge, der angeblich entführt wurde? Darum geht es hier?«
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie Informationen haben, wer Nathaniel getötet hat, Ms Cooper«, sagte Johnson. »Wir konnten seine Leiche ausfindig machen und haben seine Mutter zur Befragung mitgenommen. Sie scheint zu glauben, dass sie Sie kennt.« Lügner, Lügner!
Ich lehnte mich zurück und drehte den Kopf weg, um den Stimmen zu lauschen, die nur ich hören konnte. Meine Geister verrieten mir, dass die Polizei nichts in der Hand hatte, das mich mit dem Mord in Verbindung brachte, außer dass ich Hinweise zum Leichenfundort gegeben hatte. Meine Crew versicherte, mir könne nichts passieren. Ich könne ganz offen sprechen.
Ich wandte mich an Johnson. »Das ist Blödsinn, Detective.«
Die Männer wechselten einen raschen Blick, dann sahen sie mich abwartend an.
»Nathaniels Mutter weiß nicht mal, dass es mich gibt. Es besteht keine Verbindung zwischen uns außer der, dass ich dir«, ich zeigte vorwurfsvoll auf Dutch, »vorige Woche ein paar Hinweise gegeben habe, von denen ich aufgrund einer Eingebung wusste und die euch zu der Leiche geführt haben müssen. Und ihr seid bloß hier, weil euch keine logische Erklärung dafür einfällt außer der, dass ich etwas mit dem Mord zu tun haben muss.«
Die beiden verzogen keine Miene. »Na, dann lasst euch etwas sagen: Die Wahrheit ist komischer als alles, was man sich ausdenken kann. Ich bin Hellseherin. Ich verdiene mein Geld damit, Dinge zu wissen, die ich nicht auf natürlichem Wege erfahre. Ich kenne Nathaniels Mutter nicht und bin Nathaniel nie begegnet. Ihr könnt meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umkrempeln und werdet keine Verbindung finden. Und wenn ihr so einsatzfreudig seid, mich vor den Richter zu zerren und anzuklagen, werdet Ihr es mit meinem Anwalt zu tun bekommen, der Tausende Klienten anschleppen kann, die alle bezeugen werden, dass ich wirklich hellsehe. Aber eigentlich sucht Ihr doch nach einer Verbindung zwischen Nathaniels Mutter und dem Kerl, der den Kleinen augenscheinlich mitgenommen hat, hm?«
Wieder verzogen die Männer keine Miene. »Ich interpretiere das als Ja«, fuhr ich fort. »Ich wiederhole noch mal, was ich zu Dutch gesagt habe: Ihr müsst euch die Familie ansehen, besonders den Bruder oder einen, den sie als Bruder betrachtet. Es gibt auch eine Verbindung nach Florida und eine zu einem blonden Polizisten - ich glaube, er kennt diesen Verwandten der Mutter. Ein Metzger spielt dabei auch eine Rolle, jemand, der Fleisch zerteilt, zum Beispiel in einem Lebensmittelmarkt. Da solltet ihr euch reinhängen, meine Herren. Sucht nach der Metzgerei, dann habt ihr euren Mann. Aber mehr Zeit habe ich jetzt nicht, wenn ihr mich jetzt also entschuldigen wollt.« Ich stand auf, um zu signalisieren, dass die Spielzeit vorbei war.
»Ein paar Fragen haben wir noch, Abigail«, sagte Dutch ernst.
Ich nagelte ihn mit einem Blick an seinen Stuhl. Meine Wut gewann wieder die Oberhand. Dass er mich weiter mit Abigail anredete,
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