Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
polternd ging ich zu Boden und schlug mir einen Splitter ins Knie.
»Iiiiiiau!«, jaulte ich.
Bamm-bamm-bamm! Meine nagelneue Tür bebte in den Angeln
»Hören Sie mit dem verdammten Lärm auf!«, schrie ich und tat mein Bestes, um Eggy zu beruhigen, der mit weit aufgerissenen Augen bellte. Hinkend hob ich ihn auf den Arm und setzte ihn in die Küche hinter das Babygitter. Ich nahm mir den Augenblick, um den Splitter rauszuziehen, dann humpelte ich zur Tür, riss sie mit der Wucht einer zornigen Tigerin auf und brüllte »Was soll das?!«, damit die Nachbarn nicht glaubten, ich hätte diesen Krawallmacher etwa noch vor dem Aufstehen herbestellt.
Unvermutet blickte ich in zwei mir bekannte leuchtend blaue Augen. Dutch Rivers stand in seiner ganzen Pracht auf meiner Türschwelle.
»Scheiße!« , brach es aus mir heraus.
»Guten Morgen, Abigail«, grüßte Dutch in forschem Ton und wich einen Schritt zurück, wahrscheinlich aus Angst, ich könnte ihn beißen.
Verblüfft, ihn leibhaftig vor mir zu sehen, fasste ich mir unbewusst an den Kopf, um mir die Haare glatt zu streichen - und traf auf das gruselige Durcheinander über Nacht getrockneter Strähnen. Na super.
»Woher weißt du, wo ich wohne?«, fragte ich wütend und ziemlich verwirrt.
Da stimmte etwas nicht. Bei näherem Hinsehen begriff ich auch, was es war. Da prangte ein goldglänzendes Abzeichen an seinem Gürtel, und neben ihm stand der Kerl, den ich im Parkhaus gesehen hatte.
»Du bist ein Cop?«, hauchte ich und ließ den Mund zu einem großen, runden O offen stehen.
»Dürfen wir reinkommen?«, fragte er sauer und ging über meine Unverblümtheit völlig hinweg.
Ich blickte zwischen den beiden hin und her, während ich versuchte, meine Gedanken auf die Reihe zu kriegen. In seinem Profil auf Heart2heart.com stand »Sicherheitsbranche«. Klar, genau wie bei mir »Beratungsbranche« stand.
»Nein!«, antwortete ich, eingedenk des Zustands meiner Behausung. Es war schon schlimm genug, dass er mich so zerzaust sah. Ich würde vor Peinlichkeit sterben, wenn er auch nur einen Fitzel von dem Chaos hinter mir zu Gesicht bekäme. »Du darfst nicht reinkommen. Ich bin gerade erst aufgewacht, und dieser Kerl da«, ich zeigte auf seinen Kollegen, »hat mich eine Woche lang belauert. Was soll das eigentlich alles?« Ich mache morgens selten einen guten Eindruck.
»Das würde ich dir gern erklären, Abigail, wenn du uns nur für eine Minute reinkommen ließest.«
Dutch musterte mich eingehend, wie ich da stand, in einem dürftigen T-Shirt und Shorts, ohne Make-up, dafür aber mit Brille. Ich sah nicht nur schlimm aus, sondern gruselig. Ich musste mich duschen, anziehen, schminken und frühstücken. Es kam überhaupt nicht infrage, dass ich Mr Hinreißend und seinen Partner in meinem derangierten Zustand in mein derangiertes Heim ließ.
Nach hastiger Überlegung fragte ich: »Hast du einen Durchsuchungsbeschluss?« Mein Mund wurde schon trocken bei dem Gedanken, er könnte Ja sagen.
»Nein«, sagte er gelassen. »Noch nicht«, fügte er mit bedeutungsvollem Blick hinzu.
Das kam so selbstgefällig rüber, dass ich stinksauer wurde. Ich spürte, wie mir die Wut in den Kopf stieg. »Schön. Dann hör mir mal gut zu, mein Lieber. Ruf mich einfach nachher an, und wir gehen zusammen Mittagessen«, sagte ich abfällig. »Ich werde mit angehaltenem Atem auf deinen Anruf warten. Hoffentlich laufe ich nicht wieder blau an wie letztes Mal, nachdem du versprochen hattest, dich zu melden. So, und jetzt könntet ihr euch aus meinem Garten entfernen und ein paar Rentner schikanieren.« Ich wollte Dutch die Tür vor der Nase zuschlagen, aber er rammte den Fuß in den Spalt.
»Abigail, hör mir zu. Wir würden gern wegen Nathaniel Davies mit dir reden. Es ist wichtig, und ich schwöre dir, wenn ich jetzt weggehe, komme ich mit einem Durchsuchungsbeschluss und Handschellen wieder. Du kannst dir aussuchen, wo du mit uns reden willst: allein und behaglich in deinem Zuhause oder auf dem Revier im Befragungsraum.«
Ich war sprachlos und blinzelte ihn bestimmt zwanzig-, dreißigmal an, während ich verarbeitete, was er gerade gesagt hatte. Nathaniel Davies? Wer sollte das sein? Durchsuchungsbeschluss? Handschellen? Befragungsraum?
»Soll das ein Witz sein?«, fragte ich und versuchte, die Schlüsselwörter in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
»Nicht im Geringsten«, antwortete er ernst.
Ich verschränkte die Arme und sah ihn an. Ich war wütend, gerade erst aus dem
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