Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
Pflanzkelle. Mit offenem Mund folgte ich seinem Blick und sah die übrigen Gartengeräte und die verwelkten Pflänzchen auf meiner Vordertreppe.
Mein Verstand war wie benebelt. Die Szene ergab keinen richtigen Sinn für mich. Der Polizist sammelte die Geräte auf und trug sie ums Haus. Ich lief ihm nach.
Als ich um die Hausecke bog, sah ich lauter Leute mit Gummihandschuhen und Papiertüten über meinen Rasen laufen. Sie durchkämmten den Garten und stiefelten durch die Büsche am hinteren Zaun, stocherten mit Kulis zwischen Erdkrumen herum und schoben, was sie aufhoben, in ihre Tüten. In der Mitte des Rasens standen ein paar Männer im Halbkreis mit gesenkten Köpfen und ernsten Gesichtern.
Dutch und Milo waren auch dabei, und Dutch wirkte besonders aufgebracht. Mir fiel auf, dass er Gummihandschuhe trug und einen braunen Umschlag hielt. Was sollte das alles?
Ich folgte ihrem Blick und sah am Boden, von ihren Beinen halb verdeckt, etwas liegen, das ich nicht richtig erkennen konnte. Es sah aus wie eine Klaue und hob sich durch den bläulich grauen Farbton von den danebenliegenden verwelkten Blüten ab. In dem Moment hörte ich ein Summen, und als ein leichter Luftzug an mir vorbeistrich, bemerkte ich einen entsetzlichen Gestank, bei dem sich mir der Magen umdrehte. Ich musste unwillkürlich würgen. Bei dem Geräusch drehte sich der Officer, dem ich gefolgt war, zu mir um.
Sie dürfen sich hier nicht aufhalten. Hier wurde ein Mord verübt«, fuhr er mich ärgerlich an.
»Nein, Sie verstehen nicht«, krächzte ich mühsam.
»Na los, Sie müssen den Tatort augenblicklich verlassen.« Er fasste meinen Arm und wollte mich wegführen.
»Aber ... aber ...«, stammelte ich vergeblich, denn er hörte gar nicht zu. Dann sah ich Dave auf der Veranda sitzen. Und er wirkte äußerst verstört. Er war blass wie ein Geist, seine Wangen glänzten nass. Er starrte apathisch vor sich hin, obwohl ringsherum hastige Betriebsamkeit herrschte. Mir stockte der Atem, als ich ihn so sah. »Dave!«, rief ich und vergaß glatt den Polizisten neben mir.
Dave richtete sich abrupt auf und sah sich suchend um, als wäre er aus dem Tiefschlaf hochgeschreckt. Ich rief noch einmal. Diesmal drehte er den Kopf zu mir, brauchte aber volle zehn Sekunden, bis er mich erkannte.
»Abby?! Oh mein Gott, Abby?!«, schrie er, sprang auf und rannte auf mich zu. Der Officer hörte auf, an meinem Arm zu ziehen, und blickte zwischen Dave und mir hin und her. Dave hob mich vom Boden hoch und drückte mich an sich. »Abby, ich kann es nicht glauben! Du bist am Leben ... du bist am Leben!«
Ich brachte kein Wort heraus, weil Dave mich quetschte, aber ich konnte über seine Schulter hinweg die anderen sehen, die in meinem Garten standen. Alle waren still geworden, Dutch und Milo starrten mich an, als trauten sie ihren Augen nicht. Ihr Blick schwenkte von mir zu jener Stelle am Boden, die nun nicht mehr von Beinen verdeckt war. Da sah ich es.
Ich lief darauf zu, gefolgt von Dave; niemand hielt mich zurück. Ausgestreckt im Gras, mit dem Gesicht nach unten, lag eine Tote, die Haut graublau und leicht aufgedunsen. Zwei Schritte davor blieb ich stehen und nahm in mich auf, was für mich wie eine Klaue ausgesehen hatte. Es war die Hand einer toten Frau, die mit erstarrten Fingern ins Gras griff.
Sie war mit blauen Shorts und einem pinkfarbenen T-Shirt bekleidet, ihre langen Haare waren zu einem Knoten aufgesteckt, und eine grausam aussehende Kordel war fest um den Hals geschnürt, sodass die mir zugewandte Wange aufgebläht war und das Gesicht entstellte.
Zwanzig Sekunden lang nahm ich den Anblick in mich auf. Mein Atem ging stoßweise. Dann fühlte ich meine Knie weich werden, und mein Magen drohte sich zu entleeren. Hastig wandte ich mich ab und taumelte über den Rasen, Hauptsache weg von der grausigen Szene. Ich schaffte zehn Schritte, dann gaben meine Knie nach. Dave fing mich auf, ehe ich hinstürzte, und setzte mich behutsam ins Gras. Dann trat er ein Stückchen zurück und sah mich traurig an, da nun auch ich begriffen hatte, was alle anderen wussten. In meinem Garten hatte jemand einen Mord begangen. Und ich kannte den Namen der Frau, wusste, wo sie gewohnt hatte und warum sie umgebracht worden war. Meine Nachbarin und Freundin Mary Lou war ermordet worden, weil sie mir von hinten ähnlich sah.
Mir war feuchtkalt und schwindlig, mein Blick verschwommen. Dave stand dicht bei mir, und ich weiß noch, dass er mir hochhalf, aber an das Folgende habe
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