Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
aus dem Herd genommen und kaute zufrieden. Ein paar Bissen später sagte ich: »Sie will Helen außerdem eine Kreuzfahrt schenken. Wusstest du das?«
»Nein! Wohin?«, fragte Cat.
»In den Süden, vielleicht in die Tropen. Sie hat aber geknausert; die Reise wird ein totaler Reinfall. Wie wär’s, wenn du Dora überbietest und Helen mit Paul zusammen an einen extravaganten Urlaubsort schickst?«
»Europa!«, rief Cat aufgeregt, während sie sich Notizen machte.
Ich checkte meinen Radar. »Das ist gut. Schenke ihnen eine zweiwöchige Reise und lass dich nicht lumpen.« Es fiel mir nicht schwer, meiner Schwester zu sagen, wie sie ihr Geld ausgeben sollte. Sie hatte jede Menge davon.
»Ich buche einen Trip mit der Queen Mary«, beschloss sie.
Ich lächelte über ihren Eifer. Helen würde sich riesig über das Geschenk und die Party freuen, und die Böse würde mit ihren armseligen Versuchen auffallen. Manchmal fand ich es klasse, ein Medium zu sein.
»Wow!«, machte Cat, als sie mit Schreiben fertig war.
»Freut mich, dass ich helfen konnte.« Ich schob mir eine Gabel voll Kartoffelbrei in den Mund und überflog den Wochenendplan.
»Abby, das ist großartig. Wie kann ich mich dafür revanchieren?«, fragte Cat und blätterte in ihrem Notizbuch.
Ich blickte sie an, dann auf den Plan, in dem eine Fahrt zum Zoo, Einkaufszentrum, Aquarium, zu zwei Museen und der Faneuil Hall aufgeführt waren. Lächelnd raffte ich die Blätter zusammen und begann sie zu zerreißen.
»Was ...?! Was tust du da?«, quiekte Cat erschrocken. »Ich habe volle dreißig Minuten gebraucht, um ihn zu erstellen!«
»Das glaube ich gern, aber ich möchte gar nichts davon unternehmen. Du kannst dich revanchieren, indem du mich ein paar Tage am Pool relaxen lässt.«
»Abby, relaxen kann ich noch, wenn ich tot bin. Komm, sei nicht albern ...«
»Nein, Cat. Wir werden uns ausruhen und das Wetter genießen und den Pool und den Garten und unser Beisammensein. Wir werden uns da draußen auf den Rasen legen und uns in der Sonne aalen. Und wenn du Nein sagst, brauchst du nicht zu glauben, dass ich dir noch mal eine Sitzung gewähre.«
»Das würdest du nicht tun!«
»Willst du es darauf ankommen lassen?«, fragte ich und kaute selbstgefällig auf einem Bissen Fleisch.
»Nicht mal ins Einkaufszentrum? Aber bei Neiman Marcus gibt es diese Woche einen Ausverkauf!«, gab sie zu bedenken.
»Na gut - aber du lässt deine Armbanduhr zu Hause.«
»Jetzt bist du aber gemein«, brummte sie.
Zwei Tage später saß ich in einer Gartenliege am Pool, neben mir Cat, die sich nach Kräften bemühte, mal lockerzulassen. Zu ihren Füßen lagen aufgehäuft zwei Rechenschaftsberichte, ein Marketingplan, Notizen für eine kommende Sitzung, zwei Mobiltelefone, ein Diktafon, ein PalmPilot und ein Notebook. Ich hatte beschlossen, kleine Siege zu erringen, wo es ging. Immerhin war es mir gelungen, schon zwei Tage lang auszuspannen, ohne durch die Gegend zu hetzen.
Ich überlegte, ob ich mich jetzt mal mit dem Rücken in die Sonne legen sollte, als die Stille des Tages abrupt vorbei war. An der Frontseite des Hauses setzte der Lärm von schweren Baumaschinen ein. Ich sah Cat an, die schon seit einer Weile telefonierte, und erkannte stirnrunzelnd, dass sie nicht im Geringsten überrascht war. Zwei Minuten später walzten ein sehr großer Bulldozer und ein Bagger über das seitliche Grundstück. Ich erwartete, dass Cat sofort aufspringen und sie wegjagen würde, stattdessen winkte sie den Fahrern zu.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich, nachdem Cat mit Telefonieren fertig war.
»Wir bauen da hinten ein Gästehaus«, erklärte sie und zeigte zum anderen Ende des Grundstücks.
Ich blinzelte gegen die Sonne an und sah die geeignete Stelle. »Warum so weit weg?«
»Claire und Sam kommen über Weihnachten zu Besuch, und ich möchte, dass sie sich wirklich wohlfühlen.«
Claire und Sam waren unsere Eltern. Seit dem Teenageralter nannten wir sie nicht mehr Mom und Dad. Ich bemerkte ein Zucken in Cats Augenwinkel, und es tat mir in der Seele weh.
Unsere Eltern lebten zurzeit in South Carolina und hatten meine Schwester seit drei Jahren nicht mehr besucht. Offenbar war auf achthundert Quadratmetern nicht genug Platz für meine Schwester und meine Mutter.
Ich hatte dieses Problem nicht, da meine Beziehung zu meinen Eltern sich auf eine Weihnachtskarte und einen gelegentlichen Strickpullover beschränkte, der mir weder passte noch stand. Meine Mutter kaufte für
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